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Waldbüttelbrunn: Wenn Hunde das Gehorchen üben

Waldbüttelbrunn

Wenn Hunde das Gehorchen üben

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    Der andere geht mich gar nichts an, scheint der Begleithund zu signalisieren, als er an den anderen Hunden vorbeiläuft. Das ist eine Obedience-Übung. 
    Der andere geht mich gar nichts an, scheint der Begleithund zu signalisieren, als er an den anderen Hunden vorbeiläuft. Das ist eine Obedience-Übung.  Foto: Matthias Ernst

     "Dorothea, da müssen wir wohl noch ein wenig üben", sagte Hundeführerin Sandra, als beide die Übung auf dem Hundeplatz bewältigt hatten. Erst seit einem Jahr wird der Obedience-Sport beim Polizei- und Schutzhundesportverein (PSV) in Waldbüttelbrunn angeboten. Nun veranstaltete der Verein sein erstes eigenes Turnier.

    Dorothea startete mit ihrer Herrin in der "Beginner-Klasse", also bei den Hunden, die erstmals auf einem Turnier dabei sind. Zuvor hatten sie aber schon viel geübt, denn Obedience ist die perfekte Zusammenarbeit von Mensch und Tier. Obedience ist vergleichbar mit der Dressur im Reitsport. Ziel ist die freudige, harmonische und perfekte Zusammenarbeit von Hund und Hundeführer.

    Keine Schule der Unterordnung

    Es ist keine Ausbildungsmethode und auch nicht, wie fälschlich weit verbreitet, die hohe Schule der Unterordnung. Ein Obediencehund arbeitet nicht untergeordnet, obwohl das die genaue Übersetzung aus dem Englischen wäre. Ein Obediencehund muss nicht arbeiten, er will arbeiten. Diese Hundesportart wird ausschließlich mit positiver Motivation durchgeführt.

    Wo will Frauchen denn jetzt schon wieder hin? Ich lasse mal meinen Blick auf sie gerichtet, denkt sich der Hund.
    Wo will Frauchen denn jetzt schon wieder hin? Ich lasse mal meinen Blick auf sie gerichtet, denkt sich der Hund. Foto: Matthias Ernst

    Die Aufgabe ist es, den Hund so zu trainieren, dass er ohne zusätzliche Motivation (Leckerli, Spielzeug, Herumtoben) über einen langen Zeitraum (bis zu 20 Minuten) hoch konzentriert arbeiten will. Die Ausführung der einzelnen Übungen soll die Motivation für den Hund sein. Natürlich darf der Hund zwischen den Übungen freudig gelobt werden. Seit 2002 existiert eine deutsche Prüfungsordnung, womit dann auch der Weg zu nationalen Meisterschaften geebnet wurde.

    Im Wettkampf mit einem Ringsteward

    Obedienceprüfungen werden bis zur Weltmeisterschaft durchgeführt. In einer solchen Prüfung werden die Teams von einem Ringsteward durch das Turnier begleitet. Auch hierauf muss der Hund vorbereitet werden. Zusammen mit dem Hundeführer befinden sich Richter und der Steward im Ring, also dem abgeteilten Bereich des Hundeübungsplatzes, in dem die Prüfung stattfindet. Der Steward plant auch den kompletten Prüfungsaufbau und -ablauf.

    Anders als bei vielen anderen Prüfungen ist die Reinrassigkeit des Hundes nicht Voraussetzung an der Teilnahme, sondern das Tier muss perfekt mit dem Menschen zusammenarbeiten. Anders als bei Agility, wo es mehr auf Schnelligkeit und Reaktion ankommt, ist Obedience mehr ein Sport für Hunde, die aufs Wort gehorchen können und sehr einfühlsam sind.

    Ein Sprung über ein Hindernis entspricht einer Alltagssituation.
    Ein Sprung über ein Hindernis entspricht einer Alltagssituation. Foto: Matthias Ernst

    Um die verschiedenen Stadien der Zusammenarbeit besser einzuteilen, gibt es verschiedene Klassen, von Anfängern bis zur absoluten Höchststufe, bei der der Vierbeiner auch längere Zeit ohne Herrchen oder Frauchen liegen bleiben muss. Ansonsten ist der Hund ein Begleithund, der ohne Zuruf nur durch die Bewegungsänderung des Begleiters die Richtung ändert. Hier ähnelt Obedience der klassischen Schutzhundeausbildung. In England, wo der Sport in den 50er Jahren entwickelt wurde, dürfen Privatleute keine Schutzhundeausbildung durchführen und kamen so auf Obedience.

    Mit vollem Elan bei der Sache

    Den Hunden in Waldbüttelbrunn merkte man nicht an, dass die Prüfung anstrengend ist, sie waren mit vollem Elan bei der Sache. Insgesamt 15 Pärchen gingen in den vier Klassen an den Start, begleitet von drei Stewards und Leistungsrichterin Christina Rümmer. In der Anfänger-Klasse waren es fünf Hunde, die teilnahmen, und alle bekamen vorzügliche Noten. Neben Gruppenübungen, in denen der Hund seine Ruhe bewahren muss, auch wenn andere Hunde in der Nähe sind, waren vor allem die Einzelprüfungen sehr aufschlussreich und zeigten unterschiedliche Stadien der Erziehung.

    Nach der Umrundung des Pylonen schnell zurück zu Frauchen.
    Nach der Umrundung des Pylonen schnell zurück zu Frauchen. Foto: Matthias Ernst

    Alle Übungen, ob Folgen in unmittelbarer Nähe ohne Leine, oder das Apportieren von Gegenständen, sollen ohne Sprache durch den Hundeführer erfolgen. Mit zunehmender Klasse steigen auch die Schwierigkeiten im Parcours. Liegen bleiben, auch wenn der Hundehalter sich entfernt und nicht mehr sichtbar ist, oder Identifizieren von Gegenständen alleine über den Geruch, sind die hohe Schule des Obedience-Trainings. Hinzu kommt immer die Wertung des Gesamteindrucks durch die Leistungsrichterin. Doch letztlich kam es nicht auf Sieg oder Niederlage an, man freute sich einfach, dass das Tier gut mitgearbeitet hat.

     Der PSV will noch mehrere dieser Turniere ausrichten, denn die Nachfrage sei ungebrochen, so der Vorsitzende Pascal Diedrich.

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