Die Sparkasse Mainfranken feiert ihr 200-jähriges Bestehen mit einer historischen Infotafel-Ausstellung. Am frühen Mittwochabend wurden die 24 schmalen Stellwände von Oberbürgermeister Christian Schuchardt und dem Sparkassen-Vorstandsvorsitzenden Bernd Fröhlich in der Behr-Halle des Rathauses ihrer Bestimmung übergeben.
"Behr-Halle?" – genau! So heißt der frühere Efeuhof seit seiner Glas-Überdachung. Den neuen Namen wählte man zur Erinnerung an den Gründer der Würzburger Sparkasse, den Juristen und Bürgermeister Wilhelm Joseph Behr (1775-1851). Dem ging es darum, dass kleine Leute für Krankheit und Alter – Sozialversicherungen gab es damals noch nicht – Geld zurücklegen konnten. Das sollte sicher aufbewahrt sein und sich dank Zinsen noch ein wenig vermehren.
Nach München und Augsburg bekam Würzburg dank der Initiative des Liberalen Behr die dritte Sparkasse im Königreich Bayern. Und heute ist es nach der Druckmaschinenfabrik Koenig & Bauer das älteste Würzburger Unternehmen, sagte Schuchardt bei seiner Ansprache.
Sparkassenbüro lange Zeit im Rathaus
Für den Ausstellungsort zählte der Oberbürgermeister drei gute Gründe auf. Neben dem Umstand, dass es einer seiner Amtsvorgänger gewesen sei, der das Geldinstitut angeregt hatte, galt zweitens: Die Sparkasse hatte lange Zeit ihr Büro im Rathaus, wurde gewissermaßen vom "Pfand- und Leihamt" mitbetrieben. Eingang Langgasse. Der dritte Grund ist ebenso plausibel: Die Sparkassenstiftung zahlte den Löwenanteil der Efeuhof-Überdachung, die ja die Behr-Halle erst zur Behr-Halle machte.

Zu der kleinen Feierstunde fanden sich etliche Mitarbeiter von Stadt und Ex-Stadtsparkasse ein. Mit fünf Stadträtinnen und Stadträten war der Magistrat repräsentiert. Die Sparkasse wartete mit gleich zwei Vorgängern ihres heutigen Vorstandsvorsitzenden Bernd Fröhlich auf: Erwin Kohorst und Rudolf Fuchs. Ersterer amtierte bis zur Fusionierung der Würzburger Stadtsparkasse mit ihren Partnern in Kitzingen und Main-Spessart zur Sparkasse Mainfranken.
95-jähriger Ehrengast Joseph Lauer
Eine Ausstellungstafel über das Jahr 1941 zeigt halb verdeckt zwischen Büromöbeln einen Buben. Das ist Joseph Lauer, der im genannten Jahr und im Alter von 14 Jahren seine Lehre in der Stadtsparkasse begann. Bis zu seiner Pensionierung 1990 erlebte er viele der kleinen und großen Veränderungen im Bankwesen. Überaus wacker hielt sich der 95-jährige Ehrengast zwischen den aktuellen und gewesenen Sparkassenchefs und dem Oberbürgermeister.
Aus der Zeit von Lauers Berufsbeginn erzählt eine weitere Infotafel stellvertretend für viele die Geschichte eines enteigneten, deportierten und ermordeten jüdischen Ehepaars – samt der Erwähnung, Sparkassenakten hätten die Geschehnisse dokumentiert. Inwieweit die Stadtsparkasse Würzburg eine oder keine aktive Rolle bei der nationalsozialistischen Vernichtungskampagne spielte, schlüsselt die Ausstellung nicht weiter auf. Die Texte der Tafeln sind sehr gut formuliert, nur in der Nähe der Gegenwart erklingt der Reklame-Tonfall etwas lauter.
Die Ausstellung ist zu Amtszeiten im früheren Rathausinnenhof zu sehen. Ab 23. September stehen die Schautafeln in der Sparkassenzentrale in der Hofstraße.
