Wenn es irgendwo Geschenke gibt, lassen sich Studenten das nicht zweimal sagen. Kein Wunder also, dass die sogenannten Campus-Tüten beliebt sind. Am Mittwoch war es wieder soweit: Vor der Stadtmensa und am Hubland verteilten Helfer in orange-leuchtenden Sweatjacken im Sekundentakt die begehrten Tüten mit Werbematerial – insgesamt 8000 Stück an nur einem Tag.
- Zum Semesterstart:
Dicht gedrängt standen die Studierenden um den Stand herum, es bildete sich eine lange Schlange. Wer ein Exemplar ergattert hatte, nahm die Ausbeute gleich vor Ort unter die Lupe. Dieses Jahr gab es unter anderem ein Bier für den Feierabend, Kaffeepulver für die Prüfungsphase und viele Gutscheine für Geschäfte und Restaurants in der Region.

Das Geschäftsmodell dahinter ist simpel: Unternehmen, die sich für eine junge Zielgruppe interessieren, zahlen dafür, dass ihre Produkte, Gutscheine und Flyer in die Tüten gepackt und verteilt werden. Einer der größten Tüten-Anbieter in Deutschland ist CampusDirekt. Die Agentur sitzt in Berlin und verteilt jedes Jahr über 500 000 Exemplare. Die Idee entstand vor mehr als 20 Jahren. "Für jeden Neuanfang gab es ein Geschenk, nur an der Universität nicht", erzählt Geschäftsführerin Tatjana Heinl. Das sollte sich mit den Campus-Tüten ändern.

Ausgerechnet die Studierendenvertretung steht den Tüten aber zunehmend kritisch gegenüber. Besonders der Müll sei ein Problem, sagt Aaron Valent vom Sprecherrat. Man müsse an den Aktionstagen nur einmal über das Uni-Gelände am Hubland laufen. "Das sieht echt fies aus." Viele Studenten nähmen sich zwei bis drei Produkte aus der Tüte und der Rest lande dann auf dem Boden.
- Lesen Sie auch: So soll Würzburg Uni grüner werden

Strategie zur Müllvermeidung
CampusDirekt hat bereits auf die Kritik reagiert: Um Müll zu vermeiden, gibt es neben großen Tonnen für Papier-, Dosen- und Restmüll neuerdings eine Art Tauschbörse. Dort kann man beispielsweise Gutscheine, die einem nicht gefallen, gegen andere Produkte eintauschen. Für das gute Gewissen können die Studenten zusätzlich an ein Umweltprojekt spenden.
Gleichzeitig hat CampusDirekt in Würzburg eine Petition gestartet. Der Titel: "Wir wollen, dass die Campus-Tüten auch in Zukunft in unserer Mensa verteilt werden." Auf Nachfrage erklärt Heinl, man wolle sich damit ein Stimmungsbild verschaffen und schauen, ob das eigene Produkt noch zeitgemäß ist.
Kritik an Geschlechter-Stereotypen
Der Sprecherrat hadert auch damit, dass beim Inhalt der Tüten nach Geschlecht getrennt wird. "Wir sind nicht happy, was da für Werte vertreten werden", kritisiert Valent. Zwar betont Heinl im Gespräch mit dieser Redaktion, dass es bei CampusDirekt schon seit einigen Jahren Unisex-Tüten gebe, doch die Realität sieht anders aus. In Würzburg jedenfalls wurden zwei Versionen verteilt: Unter anderen gab es für die Frauen ein Radler, für die Männer ein Helles.
- Lesen Sie auch: Immer mehr Hinweise zu Unbekanntem am Uni-Campus
Strenge Auflagen an der Uni
Grundsätzlich muss in Würzburg jede Verteilung genehmigt werden: Auf dem Campus und in den Institutsgebäuden sind die Hochschulen selbst zuständig, in den Mensen das Studentenwerk. Auf Nachfrage teilt die Uni mit, dass sie das Verteilen von Flyern aus ökologischen Gründen seit einigen Jahren sehr restriktiv handhabe. 2015 wurden die Gebühren stark erhöht. "Unterm Strich gibt es heute deutlich weniger Müll und Werbung", sagt Thorsten Stegh von der Uni GmbH.
Das Studentenwerk, das die aktuelle Tüten-Aktion erlaubt hatte, wollte im Gespräch keine Fragen beantworten. In einer schriftlichen Stellungnahme heißt es: "Mit der Verteilung der Campus-Tüten reagiert das Studentenwerk auf die große Nachfrage der Studierenden." Auf die Kritik wegen des anfallendes Mülls wird in der Erklärung nicht eingegangen.
Noch mehr Uni-Themen
- Ambitionierte Pläne: Uni Würzburg will Exzellenz-Status erreichen
- Professoren-Nachwuchs: Uni Würzburg sahnt 24 Stellen ab
- Hotspot für Bayern: So will Markus Söder den Wissenschaftsstandort Würzburg fördern