Der Klimawandel und seine Folgen sind überall Thema. Schließlich werden uns die Auswirkungen zunehmend bewusst und im Alltag sichtbar. Doch wie erklärt man das komplexe Thema Klima und Klimaschutz am besten einem Kind? Jakob Sänger kann dazu Tipps geben. Der stellvertretende Leiter der Umweltstation der Stadt Würzburg ist auch für Bildung im Bereich nachhaltige Entwicklung zuständig und arbeitet häufig mit Kindergruppen.
Wie erklärt man den Klimawandel inhaltlich?
Zunächst die inhaltliche Seite: "Grundsätzlich ist es wichtig, den Kindern zu sagen, dass es Klimawandel schon gibt, seit es die Erde gibt", sagt Jakob Sänger. Das ist der natürliche Klimawandel. Dazu kommt - und das ist das Problem - die menschengemachte Klimaveränderung. Die beschleunigt sich, je mehr Treibhausgase wir freisetzen, also zum Beispiel CO2 und Methan.

Den Treibhauseffekt, der die Klimaveränderung verstärkt, kann man auch Grundschulkindern gut erklären, sagt Sänger: Wie in einem gläsernen Gewächshaus kommt Sonne durch die Atmosphäre auf die Erde. Aber die entstehende Wärme kann nicht mehr vollständig ins Weltall entweichen. Je mehr Treibhausgase in der Erdatmosphäre sind, desto stärker ist dieser Effekt – und desto wärmer wird das Klima.
Die größten drei Verursacher von Treibhausgasen sind laut Sänger die Energiewirtschaft, der Verkehr und die Landwirtschaft. Anschaulich erklärt werden der Treibhauseffekt und seine Folgen in unserem Video, das sich Eltern und Kinder gemeinsam anschauen können.
Wie wandelt sich das Klima überhaupt?
In Würzburg und ganz Unterfranken wird es immer wärmer und in den Sommern immer trockener. Die Folgen, sagt Sänger, können die Kinder vor der eigenen Haustür beobachten: die zunehmenden Hitze- und Dürreperioden, aber auch Meldungen von Tornados. "Wenn es Stürme oder Gewitter gibt, dann fallen die häufig stärker aus als früher." Außerdem schmilzt das Eis in den Gebirgen und an den Polen.
Wie erkläre ich den Klimawandel, ohne Angst zu machen?
Kann die Schilderung des Klimawandels Kindern nicht Angst machen? "Meine Erfahrung ist, dass Kinder da selten schockiert darauf reagieren", sagt Jakob Sänger. "Ich habe den Eindruck, dass sie das eher interessiert zur Kenntnis nehmen." Insbesondere bei Kindern schildere er die Fakten aber neutral. "Und ich gehe nicht darauf ein, wie die Perspektiven sind, weil das eher Angst machen kann."
Wie also erklären? Für die Vermittlung hat Sänger diese vier alltagstauglichen und kinderleichten Tipps:
1. Tipp: Im Schokolade-Experiment den Treibhauseffekt anschaulich machen
Mit einfachen Mitteln kann man den Treibhauseffekt in einem Experiment anschaulich machen, das auch noch lecker schmeckt: Man nimmt zwei Schüsseln und legt je ein Stück Schokolade hinein. Auf die eine Schüssel kommt ein Glasdeckel, auf die andere nicht. Beide stellt man nebeneinander in die Sonne. "Dann schaut man mal nach zehn Sekunden und fühlt, was passiert, nach 30 Sekunden und nach einer Minute", sagt Jakob Sänger. Die Kinder werden schnell feststellen: Die Schokolade unter der Glasglocke schmilzt deutlich schneller. "Man sieht dann: Das Glasdach wirkt wie die Atmosphärenschicht und sorgt dafür, dass die Wärmestrahlung dringehalten wird."

2. Tipp: Aktionen zum Klimaschutz mit Spaß verbinden
Die Erklärung, was der Klimawandel eigentlich ist, können Eltern gut mit Aktionen zum Klimaschutz verbinden. Dabei ist Jakob Sänger wichtig, dass die Aktivitäten Spaß: "Nur die eigene Freude an dieser Handlung sorgt dafür, dass ich das gerne und dauerhaft mache." Kinder ließen sich sehr schnell für Herausforderungen begeistern. Wer sammelt am meisten Müll auf dem Spaziergang? Wer findet die Lebensmittel im Supermarkt, die am wenigsten Verpackungsmüll mitbringen? Auch Aktionen wie das Stadtradeln lassen sich nutzen. So kann sich eine Familie vornehmen, gemeinsam einen Monat lang auf das Auto zu verzichten. Oder einen Monat lang so wenig Strom wie möglich zu verbrauchen – und dabei gemeinsam den Stromzähler ablesen.
3. Tipp: Gelegenheiten nutzen
Im Alltag bieten sich viele Gelegenheiten, den Klimawandel und -schutz zu thematisieren, sagt Sänger. Als Elternteil sei man immer Vorbild: "Und wenn ich mich für das Thema interessiere, dann sollte ich das auch mit meinem Kind teilen." Zum Beispiel, wenn man auf Ökostrom wechselt. Wenn in der Schule über das Klima gesprochen wird, kann man als Bezugsperson das zuhause aufgreifen. Wer etwa erneuerbare Energien spannend findet, hat vielleicht Freude an einem kindgerechten Technikbausatz für ein Solarauto.
4. Tipp: Veranstaltungen besuchen oder anregen
In und um Würzburg gibt es zahlreiche Einrichtungen, die Veranstaltungen zum Klimawandel und Klimaschutz anbieten. Dazu gehören die Umweltstation der Stadt Würzburg, das Ökohaus des Bund Naturschutz und die Energieagentur Unterfranken. Weitere Veranstalter zur Umweltbildung in Unterfranken finden sich auf der Seite www.umweltbildung-unterfranken.de. In manchen dieser Häuser sind Kindergeburtstage buchbar. Und vielleicht kann der Kindergarten oder die Schule einen Ausflug dahin organisieren?
Kinderbücher über den KlimawandelIn der Stadtbücherei Würzburg gibt es für Kinder viele Bücher über den Klimawandel. Die Bibliothekarinnen Angelika Riedel und Liv Heim empfehlen u.a. diese hier: "Peppa schützt unsere Erde", Tipps & Tricks für den alltäglichen Umweltschutz - herausgegeben von Nelson. Familie Wutz sammelt Ideen, um dem Planeten Gutes zu tun. Die Ideen sollen zum Nachmachen anregen und können schon von den Kleinsten umgesetzt werden. Ab 3 Jahren."Vom kleinen Eisbären, dem es zu warm geworden ist", von Christina Hagn, Oekom-Verlag. Der Eisbär macht sich Sorgen: Das Eis wird immer dünner. Das hat mit der Erderwärmung zu tun, erklärt ihm seine Mama. Sogleich beschließt er, etwas dagegen zu unternehmen. Ab 5 Jahren."Die kleine Hummel Bommel schützt die Umwelt", von Britta Sabbag, Maite Kelly, Joëlle Tourlonias, Ars Edition. Die kleine Hummel Bommel lebt in und mit der Natur. Und damit das so bleiben kann, müssen viele mithelfen, die Natur zu bewahren. Große Umweltthemen kindgerecht erklärt. Ab 5 Jahren."Wie viel wärmer ist 1 Grad? Was beim Klimawandel passiert", von Kristina Scharmacher-Schreiber, Stephanie Marian, Beltz & Gelberg. Das komplexe Thema Klimawandel wird in diesem Kindersachbuch verständlich erklärt und mit Illustrationen veranschaulicht. Außerdem werden Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt. Ab 7 Jahren."Superchecker! Klimawandel", von Sharif-Draper Maryam, Dorling Kindersley. Mit Fotos, Wissenskästchen und verständlichen Texthappen wird das Thema Klimawandel, seine Ursachen und Folgen aufbereitet. Dazu gibt es Tipps, was man selbst zuhause tun kann. Ab 8 Jahren."Was passiert mit unserem Klima?", von Hooke Dan, Dorling Kindersley. Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels werden in Texthappen und großformatigen Bildern erklärt, Karten verdeutlichen Treibhauseffekt, ökologischer Fußabdruck, fossile Brennstoffe, Extremwetter, schmelzendes Polareis und vieles mehr. Zudem werden Maßnahmen vorgestellt, die den Klimawandel positiv beeinflussen. Ab 10 Jahren.Quelle: Stadtbücherei Würzburg/Verlage