"Die Sommerhäuser Befestigung mit ihren zahlreichen Toren und Türmen prägt maßgeblich das Erscheinungsbild des malerischen Weinorts. Ich freue mich sehr, dass wir (…) dieses besondere Kulturgut für die Nachwelt sichern können", äußert sich Bernd Sibler, bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, über Sommerhausens Stadtmauer. Wie nun von Seiten seines Ministeriums bekannt gegeben, werden die aktuellen Instandsetzungsarbeiten an der Stadtmauer mit 490 000 Euro aus dem Entschädigungsfonds unterstützt. Dieser wird vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst verwaltet und gemeinsam vom Freistaat und den Kommunen getragen.
Seit 1991 lässt die Gemeinde Sommerhausen Stück für Stück das charakteristische Bauwerk sanieren, das aus heimischem Muschelkalk besteht und über einen Kilometer lang ist. Die Stadtmauer wurde im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert um den Ort herum errichtet. Obwohl sie nie zerstört wurde, hat ihr über die Jahrhunderte vor allem die Witterung zugesetzt. Da die Arbeiten sehr aufwändig sind, ist die Gemeinde als Eigentümer der Mauer bei der Sanierung auf Zuschüsse angewiesen.
Stadtschreiber kann nun neues Zuhause im Flurersturm beziehen
Aktuell soll ein 165 Meter langes Stück der Stadtmauer in zwei Bauabschnitten grundlegend saniert werden. Das Stück umfasst die Nordostflanke des Ortes und reicht vom Würzburger Tor über den Blauen Turm und den Flurersturm bis hin zum Roten Turm. "Der erste Bauabschnitt, der sich von der Stadtmauer über den Roten Turm bis hin zum Flurersturm zieht, ist nun abgeschlossen", sagt Sommerhausens Bürgermeister Wilfried Saak. Die Baukosten für diesen Bauabschnitt betragen laut Saak 680 000 Euro – und erhalten mit den 490 000 Euro aus dem Entschädigungsfonds eine maximale Förderung.
Der Flurersturm, ein alter, eckiger Wehrturm, kann nun endlich das neue Zuhause von Sommerhausens Stadtschreiber Markus Grimm werden. Dieser war seiner Arbeit bisher vom Miltenberger Haus neben dem Rathaus aus nachgegangen. Beim Flurersturm bestand vor allem beim Dachwerk Sanierungsbedarf: Es wurde zimmermannsmäßig repariert und die Dachhaut erneuert, was Kosten von etwa 200 000 Euro mit sich brachte.

Efeu als "Mauerkiller"
An der Stadtmauer mussten und müssen lose Steinlagen der Mauerkrone unter anderem abgenommen und neu aufgesetzt werden, fehlende Steine artgleich ergänzt und Fugen neu verschlossen werden. Das Mauerwerk besteht aus kleinteiligen Bruchsteinen, die Türme aus größeren Quadern. Neben Wind und Wetter hat der Stadtmauer auch wucherndes Efeu zugesetzt: „Efeu ist ein echter Mauerkiller, die Wurzeln fressen sich in den Mörtel“, so Saak.
Die Sicherung und Stabilisierung der Stadtmauer sei das Ziel der Gesamtmaßnahme, deren zweiter Bauabschnitt im Frühjahr 2021 starten und bis Ende 2021 abgeschlossen sein soll. „Wir hoffen auch hierfür auf Gelder aus dem Entschädigungsfonds“, sagt Saak.
Während die Sommerhäuser durch den ersten Bauabschnitt nur wenig beeinträchtigt wurden – gesperrt war lediglich der Fußgänger-Durchgang am Flurersturm – müssen sie beim zweiten Bauabschnitt, der vom Blauen Turm bis zum Torturmtheater reicht, mit größeren Einschränkungen rechnen: Für die Dauer der Arbeiten werden die Parkplätze am Friedhof gesperrt sein.

Mauern sollen Lebensraum für Insekten und Kleintiere bieten
In einem unterscheiden sich die Arbeiten an der Stadtmauer von früheren Sanierungen: "Da man nicht weiß, wie hoch die Mauer früher wirklich war, und genau das auch gezeigt werden soll, wurde die Mauerkrone nicht wiederhergestellt", erklärt Saak. Der Mauerring ist in der Vergangenheit immer wieder erhöht worden, teilweise ist er bis zu sieben Meter hoch. Während man außerdem bei Arbeiten in der Vergangenheit die Mauerfugen abgedichtet hat, wurden diesmal bewusst Spalten für Insekten und Kleintiere offen gelassen. "Nur der Abschluss ist wasserdicht, damit bei Frost hineinlaufendes Wasser nicht das Mauerwerk von innen sprengt", sagt Saak.
Die gesamte Maßnahme ist mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt und wird von diesem fachlich begleitet.
EntschädigungsfondsIn Bayern gibt es mehrere Förderprogramme zur Erhaltung und Instandsetzung von Denkmälern, z.B. den Entschädigungsfonds. Im Denkmalschutzgesetz ist er als staatliches Sondervermögen in finanzieller Partnerschaft mit den Gemeinden definiert und verankert. Über 900 Millionen Euro aus diesem Sondervermögen wurden bisher landesweit für Denkmalsanierungen zur Verfügung gestellt. Die Unteren Denkmalschutzbehörden beantragen die Zuwendungen aus dem Entschädigungsfonds beim Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst.Quelle: cat