Es war eine eindrucksvolle Demonstration seiner Launenhaftigkeit, die der Dürrbach Mitte Mai vorgeführt hat: Kurze, aber kräftige Starkregen hatten das ansonsten oft an einen trocken gefallenen Graben erinnernde Gewässer unvermittelt über die Ufer ansteigen lassen. Auf den Feldern im Ochsengrund vor Güntersleben entstand in kurzer Zeit eine kleine Seenlandschaft. Das Wasser hatte sich an den für die Landwirtschaft vorgesehenen dammartigen Bachquerungen aufgestaut. Der Gemeinde blieb damit Schlimmeres erspart. Die Feuerwehr sah sich lediglich gezwungen, einige Zeit die Stromversorgung in einem Teil des Ortes abzuschalten.
"Das hätte für unseren Ort auch ganz anders ausgehen können", stellte Bürgermeister Michael Freudenberger kürzlich im Gemeinderat fest. Güntersleben sei mit zwölf Litern Niederschlag pro Quadratmeter glimpflich davon gekommen. Im nahen Hausen, also unweit der Dürrbach-Quelle, wurde ein sechs- bis siebenfach so hoher Wert gemessen. Nur wenige Tage nach dem Starkregen hat der Günterslebener Gemeinderat reagiert und die Weichen für eine deutlich bessere Hochwasservorsorge gestellt.

Welche Maßnahmen geplant sind
Geschehen soll dies ohne größere und aufwendige Baumaßnahmen. Der vorhandene Überflutungsbereich vor dem Ort im Ochsen- und Augrund soll deutlich erweitert werden. Die vorhandenen Querungen könnten erhöht und die Rohrdurchlässe verengt werden, um so drei große Stauflächen entstehen zu lassen. Die Gemeinde kommt damit einer schon länger erhobenen Forderung des Wasserwirtschaftsamts nach, sie will aber auf eigene Initiative hin einen deutlich großen Rückhalteraum schaffen. "Es geht darum, den Schutz für den Ort deutlich zu stärken", erklärte der Bürgermeister. Er ist bereits dabei, mit den Eigentümern, überwiegend Landwirten, Gespräche zu führen. Die betroffenen Äcker sollen weiterhin in der Nutzung bleiben. Als Ausgleich bei einer Flutung ist eine Zahlung aus der Gemeindekasse vorgesehen.

Die Unberechenbarkeit des Dürrbachs
Unabhängig von der nun beschlossenen Maßnahme ist das Gewässerkonzept für den Dürrbach, das Güntersleben ebenso wie der weiteren Bachanrainer 2019 beschlossen hat. Darin wurden Vorschläge erarbeitet, den Bach wieder naturnah zu gestalten, ihm wieder mehr Freizügigkeit zu gewähren und so den Wasserabfluss abzubremsen. Die Unberechenbarkeit des Dürrbachs, von der die Älteren noch berichten können, ist, wie der Landschaftsarchitekt Max Wehner damals erläutert hatte, vor allem auch eine Folge der seit 1950 beschleunigten Flächenversiegelung in den Anrainergemeinden und einer intensiven landwirtschaftlichen Nutzung, die insbesondere am Oberlauf bei Gramschatz dem Bach kaum mehr als einen schmalen Graben belassen hat.
In Güntersleben haben hochwassergeplagte Bürger 1967 ein festes Bachbett aus Betonrinnen geschaffen. An der Begradigung von damals werde die Gemeinde, wie der Bürgermeister auf Nachfrage feststellt, festhalten. Im Ort fehle es am Platz: "Wir stauen das Wasser vor dem Ort, durch den Ort selber soll es möglichst schnell abfließen". Am Dürrbachpark und am Birkenweg wurde das Bachbett bereits naturnah und auch für die Bürger attraktiv umgestaltet. Im Ochsengrund haben die Staatsforsten schon vor einigen jahren dem Bach sein natürliches, nun in weiten Schleifen durch Feuchtwiesen führendes Bett zurückgegeben.

Aufwendigere Maßnahmen im Herbst
Eine weitere, deutlich aufwendigere Maßnahme soll im Herbst beginnen. Im Untergrund der Gramschatzerstraße soll im Zuge der Ortskernsanierung und der Umstellung der Abwasserkanäle auf ein Trennsystem ein großer Rückhalteraum entstehen. Dies sorgt dafür, dass das Oberflächenwasser von den Dächern und Straßen des westlichen Teils des Altorts gedrosselt in den Dürrbach abgegeben und zuvor noch gereinigt wird.

