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Würzburg: Wiedersehen der Kindheitsfreundinnen nach 61 Jahren

Würzburg

Wiedersehen der Kindheitsfreundinnen nach 61 Jahren

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    Die beiden Freundinnen Rebecca Whitmann (69) und Brigitte Nickisch (69, links im Bild) kennen sich aus den frühen 1950er Jahren und haben sich jetzt nach 60 Jahren wieder in Würzburg getroffen.
    Die beiden Freundinnen Rebecca Whitmann (69) und Brigitte Nickisch (69, links im Bild) kennen sich aus den frühen 1950er Jahren und haben sich jetzt nach 60 Jahren wieder in Würzburg getroffen. Foto: Patty Varasano

    "Ich liebte den Geruch, wenn wir mit Brigittes Mutter in der Küche Kartoffelklöße kochten", erinnert sich die Amerikanerin Rebecca Whitman (69) an ihre Besuche bei der Familie Nickisch in ihrer Kindheit. "Wir mussten davor immer gründlich unsere Hände waschen", erzählt sie. "Und trotzdem", stimmt ihre Kindheitsfreundin Brigitte Nickisch (69) ein und kichert, "konnte meine Mutter unsere grauen von ihren weißen Klößen immer unterscheiden".

    Gemeinsam verbrachten Brigitte Nickisch und Rebecca Whitmann ihre frühe Kindheit im Würzburg der Nachkriegsjahre. Seitdem hatten sie insgesamt 61 Jahre keinen Kontakt mehr. Nun, mehr als ein halbes Jahrhundert später, trafen sich die beiden Frauen jetzt im Landesgartenschau-Park von 1990 in Würzburg das erste Mal wieder.

    "Als wir uns kennenlernten, wurden wir unzertrennlich"

    Würzburgerin Brigitte Nickisch 

    Von 1955 bis 1958 war Rebecca Whitmans Vater als US-Soldat in Würzburg stationiert und lebte mit Frau und Kindern in den Leighton Barracks am Hubland. Brigitte Nickisch dagegen wohnte mit ihren Eltern und Geschwistern in Heidingsfeld. Zwar entstammten beide Familien unterschiedlichen Welten, aber "selbst der Krieg konnte unsere Freundschaft nicht verhindern", hebt Whitman stolz hervor.

    Die beiden Freundinnen Rebecca Whitmann und Brigitte Nickisch (rechts im Bild).
    Die beiden Freundinnen Rebecca Whitmann und Brigitte Nickisch (rechts im Bild). Foto: Patty Varasano

    Der Kontakt zwischen den Familien sei durch eine gemeinsame Bekannte zustande gekommen, die als Tagesmutter in der US-Kaserne arbeitete, erklärt Brigitte Nickisch. "Als wir uns kennenlernten, wurden wir unzertrennlich", sagt sie. Vor allem an den Wochenenden hätten sich die Familien regelmäßig besucht. "Mit Händen und Füßen haben Rebecca und ich vor unserer Wohnung in der Stegenturmgasse gespielt", berichtet sie in gebrochenem Englisch. "Ich konnte kein Englisch und Rebecca konnte kein Deutsch", lachen beide.

    Auch ihre Großeltern im Spessart besuchten die Familien zusammen, so erinnert sich Nickisch und zeigt ein Schwarz-Weiß-Foto von einem Ausflug. "Die wundervolle Landschaft, die Schlösser, die Hügel und die Blumen", beginnt die Amerikanerin in Kindheitserinnerungen zu schwelgen.

    Zum Abschied ein Dankesbrief an alle Würzburger

    Im Jahr 1958 endeten jedoch die gemeinsamen Kindheitserinnerungen. Rebecca Whitmans Vater wurde von seinem Arbeitgeber, der US-Armee, zurück in die USA beordert. Vor seinem Abschied schickte er allerdings noch einen Brief an die Main-Post, um sich darin bei den Würzbürgern für die glücklichsten Jahre seines Lebens zu bedanken.

    In dem abgedruckten Brief schrieb er: "Als ich nach Würzburg kam, traf ich eine vom Krieg gezeichnete Bevölkerung. Heute begegne ich glücklichen Menschen, die zur Kirche gehen und die Freiheit lieben. Die Freundschaften, die ich hier geschlossen habe, sind für das ganze Leben. Zum Abschied rufe ich ihnen zu 'Auf Wiedersehen, Gott segne Euch Würzburger!'"

    Harald Tipton, der Vater von Rebecca Withman, schrieb 1958 diesen Brief an die Main-Post und dankte allen Würzburgern für die bis dahin "glücklichsten Jahre seines Lebens".
    Harald Tipton, der Vater von Rebecca Withman, schrieb 1958 diesen Brief an die Main-Post und dankte allen Würzburgern für die bis dahin "glücklichsten Jahre seines Lebens". Foto: Patty Varasano

    In den Folgejahren lebte die Familie an unterschiedlichen Armee-Stützpunkten in den USA, die glücklichen Tage in Würzburg blieben ihnen aber stets in Erinnerung. "Hatten wir nicht die beste Zeit unseres Lebens in Würzburg?", pflegte ihr Vater seinen Töchtern zu sagen, schildert Whitman.

    Besonders die Kochkünste von Brigitte Nickischs Mutter seien der Familie noch jahrelang in Erinnerung geblieben, gibt sie zu. So berichtet Rebecca Whitman davon, dass sie eines Tages mit ihren Eltern in einem deutschen Restaurant in Indianapolis saß und einen Erdbeerkuchen aß. Nach den ersten Bissen schüttelten die Familienmitglieder ihre Köpfe und sagten: "Nein, der schmeckt nicht so gut wie bei den Nickischs in Würzburg."

    Wiedergefunden über das soziale Netzwerk Facebook

    Wie sie sich aber schließlich wiedergefunden haben? "Dank Facebook!", sagen die beiden Frauen lächelnd und fassen sich freundschaftlich an den Schultern. "Ich habe sie sofort auf dem Foto erkannt", sagt Whitman, die seit einigen Jahren in Florida lebt, "obwohl ich sie seit fast 60 Jahren nicht gesehen hatte." Filmreifen Tränen seien beim Wiedersehen zwar nicht geflossen, stattdessen habe es aber eine herzliche Umarmung und einen warmen Blick in die Augen gegeben. Dank Facebook und E-Mail werden die beiden Kindheitsfreundinnen sich nun nicht mehr aus den Augen verlieren. Brigitte Nickisch träumt bereits davon, ihre Freundin bald in Florida zu besuchen und ihre Füße in den Golf von Mexiko zu halten.

    Während ihres Besuchs möchte Rebecca Whitman nicht nur die Festung und das Käppele besuchen, sondern auch die Erinnerungsorte in Heidingsfeld und im Spessart aufsuchen. "Vor allem aber möchte ich", so Whitman, "in eine gute deutsche Gastwirtschaft, um die ersten 'echten', deutschen Kartoffelklöße seit meiner Kindheit zu essen."

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