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Würzburg: Wo dicke Pinsel präzise malen

Würzburg

Wo dicke Pinsel präzise malen

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    Der zwischenzeitliche Herr der Ringe darf sich auf einem Großformat austoben: "Outback Steakhouse".
    Der zwischenzeitliche Herr der Ringe darf sich auf einem Großformat austoben: "Outback Steakhouse". Foto: Joachim Fildhaut

    Als der Künstler Marc Taschowsky Kind war, malten jugendliche Fans noch Popstar-Gesichter auf ihre Lernmittel. Heute werden Schultaschen, Hefte und Etuis ja schon werkseits mit Bildern und Plakatschrift bedruckt, derweil Taschowsky in Braunschweig Malerei studierte. Inzwischen lebt er davon, Größen aus Film und Fernseh in Öl auf Leinwände zu erheben.

    Laut Untertitel betrifft die Piraterie "Malerei und Skulptur".
    Laut Untertitel betrifft die Piraterie "Malerei und Skulptur". Foto: Joachim Fildhaut

    In "Piraterie – Malerei und Skulptur", der neuen Ausstellung auf dem Kunstvereins-Galerieschiff Arte Noah, hängen allein 60 solcher Porträts im Maß von 18 mal 24 Zentimetern in vier Reihen übereinander und regen zu Fragen an: Hat es was zu bedeuten, dass zwischen Schlumpf und Goofy ein Karl Marx hängt, und warum kommt dann der kluge Dr. Spock? Konnte man Tom Waits überhaupt jemals malen? Und zweite Reihe, erster von links: Ist das nicht derselbe Schauspieler wie auf dem Riesenformat direkt gegenüber dem Eingang in seiner Rolle als Jack Sparrow? Und damit immerhin entweder der Titel der Ausstellung erklärt oder die prominente Hängung des Piraten der Karibik?

    Unbekümmerte und unscharfe Linienführung

    Eine alternative Herangehensweise spielt nicht "Prominente erkennen", sondern schaut Taschowsky auf den Pinsel. Der ist breit, immer etwas zu breit für die Details, die demzufolge unscharf werden. Außerdem bewegt der Maler sein Werkzeug oft auf leicht standardisierten Kurven, gewissermaßen in seiner Lieblingslinienführung, auch Handschrift genannt. Die sorgt für weitere Ungenauigkeit. Um die Gesichtszüge ist Marc Taschowsky auch erfrischend unbekümmert. Er arbeitet gerade so realistisch, dass die Abstraktion nicht auf den ersten Blick auffällt. Das Typische holt er durch emblematische Kennzeichen wie John Lennons Brille und Marxens Haartracht rein.

    Künstler beantwortete meist gestellte Fragen selbst

    Wir kennen sie und kennen sie doch nicht, lautet auf jeden Fall die erste Lehre aus "Piraterie", die jedoch überhaupt nicht dazu aufruft, bitte auch mal an die Menschen hinter der Starmaske zu denken. Vielmehr zeigt Taschowsky die vielfache mediale Brechung im Hin und Her zwischen Rolle, Image, Kulturmarkt und Konsument. In diesem Prozess schleifen sich klare Konturen ganz genau so ab, wie Taschowskys Pinselduktus es suggeriert. Dass gerade das allzu breite Werkzeug eine solche höhere Präzision erbringt, das ist die schöne Ironie an dem Ganzen und schließt das in Würzburg ausgestellte Werk mit Positionen eines Gerhard Richter und einiger Fotorealisten kurz.

    Unschärfe einmal anders: Marc Taschowskys quadratischer "Doppelkopf" in einem großzügigen Ausschnitt.
    Unschärfe einmal anders: Marc Taschowskys quadratischer "Doppelkopf" in einem großzügigen Ausschnitt. Foto: Joachim Fildhaut

    Also: banale Themen, schlichter Auftritt, große Kunst. Nicht versäumen! Zur Ausstellungseröffnung am Mittwoch brachte der Künstler die zwölf meistgestellten Vernissagefragen mit und beantwortete sie gleich eigenhändig in einem Rutsch. Nachzutragen ist, dass er die zitierten Filme alle gesehen hat. Als Bildvorlage genügt ihm aber meist ein kleines Bildchen aus einer Programmzeitschrift.

    Die Werke sind bis 14. November auf der Arte Noah zu sehen. Öffnungszeiten: Donnerstag bis Samstag von 15 bis 18, Sonntag von 12 bis 18 Uhr.

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