Ein Besuch bei den Stadtgärtnern an der Umweltstation in Würzburg: Zwischen Obstbäumen, Hochbeeten und grünem Gras stehen Paletten-Möbel. Hier pflegen Menschen nicht nur ein gemeinsames Gartenstück, sondern auch Gemeinschaft. Nach der Gartenarbeit bleibt man für einen Plausch oder man verabredet sich gleich zu Kaffee und Kuchen, wie Elmar Müller, Alexander Seuffert und Monika Kern erzählen. Die drei Stadtgärtner berichten, was ihnen Garten und Gemeinschaft geben.
Alexander Seuffert ist Software-Entwickler und lebt im Mainviertel in Würzburg. Er hat nicht weit in den Stadtgarten am Nigglweg. Seit zwölf Jahren ist er im Verein Urban Gardening Würzburg aktiv und "sitzt für den Verein viel vor dem Computer", scherzt der 35-Jährige. Denn er kümmert sich um Kasse und Webseite.
Die Hochbeete werden jährlich neu aufgeteilt
Im Garten wäre er gerne viel öfter, schaffe es aber manchmal nur einmal im Monat. Im Sommer natürlich öfter. Er zeigt ein großes Beet, das er sich mit zwei Mitgärtnern teilt. Seuffert: "Wir haben im Winter alles gedüngt und was hier jetzt gewachsen ist, wächst einfach." Das sind zum Beispiel Erdbeeren und Tomaten.
Einmal im Jahr werden die Hochbeete an den beiden Standorten der Stadtgärtner am Hubland und an der Umweltstation aufgeteilt. Anschließend "baut jeder an, war er will", sagt Elmar Müller, Vorsitzender des Vereins. "Der eine mag dies, der andere jenes und das ist ja auch gut so." So gibt es in dem kleinen Garten viel zu entdecken, wie Monika Kern erklärt: Salat, Rhabarber, Brombeeren, Sonnenblumen, Salbei, Lavendel, Apfelminze, Goji-Beeren, Kirsch und Nussbaum – sie kennt alle Gewächse.
Kern ist Künstlerin. Die 42-Jährige ist seit 2019 bei den Stadtgärtnern dabei und engagiert sich in ehrenamtlichen Aktionen und Projekten innerhalb und außerhalb des Vereins. Bei den Stadtgärtner organisiert sie Kurse und Events. Und sie kommt gerne in den Garten und probiert sich aus, wie sie erzählt.

"Ich habe zwar keinen grünen Daumen, aber ich werkle gerne herum", sagt sie. Zum Gärtnern kam Kern in ihrer Kindheit. "Meine Mutter hatte einen großen Gemüsegarten. Von klein auf war ich dabei und habe in der Erde gewühlt." Ihrer Mutter sei es vor allem um eine große Ernte gegangen. "Bei mir steht im Vordergrund, dass man Dinge ausprobiert, es geht nicht um Ertrag. Ich betrachte es eher als einen Naschgarten."

Außerdem schätzt Kern den "generationsübergreifenden Wissensaustausch" durch regelmäßige Workshops im Verein. "Man bekommt ein anderes, ganzheitliches Bewusstsein hier, was man auch gerne weitergeben möchte." Das war auch für Seuffert so: "Ich habe beispielsweise Pflanzen kennengelernt, die ich aus dem Laden gar nicht kannte."
Generell habe er "total viel fürs Leben gelernt", sagt er. "Man kommt mit so vielen verschiedenartigen Menschen und Weltbildern zusammen und übt sich auch in Akzeptanz bei Menschen, die schwerer zu verstehen sind." Streitereien gebe es keine. "Für die, die frisch in die Stadt kommen, ist das ein guter Einstieg, um Anschluss zu finden."

Die Gemeinschaft hat inzwischen circa 40 aktive Mitglieder. Dabei sei es "völlig egal, aus welcher Berufsgruppe oder mit welcher Ansicht man hier ankommt", meint Vorstand Müller, alle seien willkommen. Gärtnern verbindet, meint er. "Und du bist hier einer unter vielen – auf Augenhöhe. Jeder kann gärtnern und so kann man sich vernetzen. Und hier komme ich mit Jüngeren in Kontakt." Die jüngsten seien 17 Jahre alt, er gehöre mit 63 zu den älteren im Verein. "Das sind ganz andere Ideen, Auffassungen und Lebensvorstellungen", wie Müller beschreibt. "Und das ist toll."
Elmar Müller ist Gärtnermeister im Ruhestand und wurde eher zufällig Teil des Projekts, als er den jungen Stadtgärtnern in ihren Anfängen mit Erde aushalf und sein Gewächshaus zum Großziehen der Pflanzen zur Verfügung stellte. "Im Garten selbst arbeite ich nicht so viel", meint Vorsitzender Müller. "Aber ich habe viele Ressourcen und Wissen, bin gut vernetzt und habe mit der Stadt zu tun. Das hier ist meine Aufgabe", sagt Müller.