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Zellerau: Wo Schwule Hilfe und Unterstützung finden

Zellerau

Wo Schwule Hilfe und Unterstützung finden

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    Ein homosexuelles Paar in der  Randersackerer Straße in Würzburg. Das Bild wurde gestellt.
    Ein homosexuelles Paar in der Randersackerer Straße in Würzburg. Das Bild wurde gestellt. Foto: Thomas Obermeier

    Was bin ich, wen liebe ich? Diese und andere Fragen stellen sich heute Schwule und Lesben auf der Suche nach ihrer sexuellen Identität. "Die Vielfalt der Nuancierungen sind heute so vielfältig, dass man den Eindruck gewinnen könnte, einfach schwul zu sein, reicht heute nicht mehr", erklärt David Hein. Der 37-Jährige zählt zum Beratungsteam der Rosa Hilfe, die sich 1978 als eines der vielen Angebote im WuF-Zentrum bildete.

    Im Jahr 1972 gründete eine Gruppe von Würzburger Studenten das WuF-Zentrum. Ein Treffpunkt für Schwule und Lesben sowie deren Freunde und alle, die keine Vorurteile hatten. Das Zentrum war seinerzeit gut besucht, da es einen Raum bot, in dem man vor Diskriminierung geschützt war. Genau damit hatte die Homoszene bis dato am meisten zu kämpfen, sagt Hein und erinnert an den Paragrafen 175, der sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts unter Strafe stellte. Erst 1994 wurde dieses Gesetz außer Kraft gesetzt.

    Vor allem in den ländlichen Regionen haben es Homosexuelle noch schwer

    Bis in die 80er waren Homosexuelle vor allem mit Diskriminierung und Vorurteilen konfrontiert. "Es gab kaum Menschen, die sich öffentlich zu ihrer Homosexualität bekannten", so Hein. Das habe sich mittlerweile zum Glück geändert. "Die Gesellschaft ist viel offener geworden." Dennoch täten sich immer noch viele mit ihrem "Coming Out" schwer. Das sei vor allem in den ländlichen Regionen zu beobachten. "Wenn du in einer kleinen Dorfgemeinschaft groß wirst, vertraust du dich höchstens deinem Partner an", sagt auch Patrick Häußlein, der ebenfalls als Berater bei der Rosa Hilfe tätig ist. "In einer Stadt interessiert das kaum jemanden noch."

    "Neue Therapiemöglichkeiten bergen die Gefahr, dass man wieder sorgloser in der Wahl seiner Geschlechtspartner geworden ist."

    David Hein, Berater bei der Rosa Hilfe

    Der Ausbruch der HIV-Epidemie Anfang der 80er Jahre, für die zunächst vor allem Homosexuelle verantwortlich gemacht wurden, bewegte die Gesellschaft zum Umdenken. Filme wie "Philadelphia" mit Tom Hanks und Denzel Washington (1993) sowie der tragische Tod von Queen-Sänger Freddy Mercury (1994) trugen dazu bei, AIDS-Infizierte nicht weiter auszugrenzen und die eigene Einstellung zur Homosexuellen-Szene zu überdenken. Gleich ob homo- oder heterosexuell - AIDS konnte und kann jeden treffen. Daran erinnert nicht zuletzt der Welt-AIDS-Tag an diesem Samstag. Die rote Schleife am Würzburger Schlossberg ist das Symbol für Solidarität mit HIV-positiven und aidskranken Menschen.

    Breit aufgestelltes Beratungsteam

    Während die Krankheit noch bis vor wenigen Jahren tödlich verlief, ist sie heute mit Medikamenten so gut behandelbar, dass die Infizierten gut und vor allem lange damit leben können. "Die neuen Therapiemöglichkeiten bergen allerdings auch die Gefahr, dass man wieder sorgloser in der Wahl seiner Geschlechtspartner geworden ist", sagt Hein. Ein Grund dafür, dass AIDS wieder auf dem Vormarsch ist.Darüber hinaus dürfe man die vielen anderen sexuell übertragbaren Krankheiten nicht vergessen. "Syphilis ist wieder ein ganz großes Thema", so Hein.

    Das siebenköpfige Beraterteam der Rosa Hilfe, das sowohl in Alters- als auch Berufsgruppen breit aufgestellt ist, steht aber nicht nur für Fragen zu AIDS oder anderen Geschlechtskrankheiten zur Verfügung. "Da verweisen wir ohnehin an die AIDS-Beratungsstelle oder entsprechenden Ärzte", erklären Hein und Häußlein, die jeden Mittwoch von 20 bis 22 Uhr über Telefon und Chat zu erreichen sind. Diese Möglichkeit nutzen vor allem diejenigen, die sich besonders einsam fühlen. Ein Phänomen, was in den vergangenen Jahren wieder stark zugenommen habe, wie die beiden beobachten. 

    Großes Angebot an Veranstaltungen

    Auch hier meldeten sich vor allem 40- bis 50-jährige Betroffene aus den ländlichen Regionen. "Da in den Städten viele Anlaufstellen aus früheren Zeiten längst dicht gemacht haben, fehlt es natürlich an Treffpunkten. Die Städter gehen in alle möglichen Kneipen, die sind nicht unbedingt auf uns angewiesen." Dennoch bietet die Rosa Hilfe neben telefonischen und persönlichen Beratungsgesprächen eine Vielfalt an Veranstaltungen, bei denen sich Gleichgesinnte austauschen können. Sei es der regelmäßige Spieleabend, Kaffeeklatsch an jedem 2. Sonntag, Diskoabende, Lesungen oder Themenpartys zu bestimmten Feiertagen wie beispielsweise der "Rosa Mai" - alles Angebote, die von Würzburgern und Besuchern aus dem Umkreis gerne angenommen werden.

    Das nächstgrößere Projekt, bei dem die Rosa Hilfe mitwirkt, ist der Christopher Street Day, der im kommenden Jahr komplett neu aufgelegt wird, so Hein. Erstmals unter dem Namen "Würzburger Street Day" soll er am 29. Juni 2019 stattfinden.

    Beratung rund um Homosexualität Die Fragen, mit denen sich Hilfesuchende an die Rosa Hilfe wenden, sind vielfältig. Fragen über das Coming out, bin ich wirklich schwul und woran merke ich es? Wo ist in Würzburg und Umgebung was los? Fragen über Safer Sex, Geschlechtskrankheiten und HIV. Die Rosa Hilfe ist ein deutschlandweiter Markenbegriff für qualifizierte Beratung zu schwulen Themen durch schwule Männer. Die Rosa Hilfen sind über die einheitliche Rufnummer 19446 mit der jeweiligen Ortsvorwahl zu erreichen. In Würzburg jeden Mittwoch unter (0931) 19446 von 20 bis 22 Uhr. Des Weiteren kann man Kontakt per Chat in Gayromeo, sowie per Brief an Rosa Hilfe Würzburg, Postfach 6843, 97018 Würzburg oder per Mail an rosahilfe@wufzentrum aufnehmen. Die Rosa Hilfe befindet sich in Würzburg am Nigglweg 2 im WuF-Zentrum.

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