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Würzburg: Würzburg: Das misst der unauffällige Laser in der Innenstadt

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Würzburg: Das misst der unauffällige Laser in der Innenstadt

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    Kaum erkennbar ist ein Laser an der Fassade des s.Oliver-Gebäudes an der Ecke Marktplatz/Schönbornstraße angebracht. Doch welche Funktion hat er dort oben?
    Kaum erkennbar ist ein Laser an der Fassade des s.Oliver-Gebäudes an der Ecke Marktplatz/Schönbornstraße angebracht. Doch welche Funktion hat er dort oben? Foto: Lucas Kesselhut

    Würzburg will zur "Smart City" werden – also zu einer cleveren und vernetzten Stadt. Wie das klappen soll, hat die Stadt in einem über 80-Seiten langen Konzept festgehalten. In Zukunft sollen beispielsweise  Behördengänge durch digitale Lösungen nicht mehr zwingend notwendig sein. Auch über digitale Mülltonnen haben die Projektverantwortlichen nachgedacht. Diese Tonnen sollen automatisch erkennen, wann sie geleert werden müssen. 

    Doch in dem Dokument gibt es noch weitere Punkte. Unter anderem ist dort aufgeführt, dass es in der Innenstadt ein Lasermessgerät geben soll, das kontinuierlich die Passantenfrequenz misst. Dafür zuständig ist nicht die Stadt, sondern das Unternehmen "hystreet.com" mit Sitz in Köln.  Es hat laut eigener Angaben bereits in 25 Städten Messgeräte angebracht, in Würzburg gibt es bisher eines.

    Messung rund um die Uhr

    Der Laser ist an der Fassade des s.Oliver-Gebäudes an der Ecke Marktplatz/Schönbornstraße angebracht – und somit an einer besonders passantenreichen Stelle. Er misst die Anzahl der Menschen, die eine unsichtbare Linie auf der Einkaufsstraße überschreiten. Die Messung erfolgt 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche und zählt Passanten in beide Gehrichtungen. Mit der Zählung sollen Einzelhändler, Investoren, Stadt-, Verkehrsplaner oder beispielsweise auch Handelsforscher herauslesen können, wie attraktiv die Innenstadt zu welcher Zeit ist.

    Hinter dem messenden Unternehmen steht die Aachener Grundvermögen. Sie ist eine Immobilien-Kapitalverwaltungsgesellschaft und verwaltet offene Immobilienfonds mit überwiegend gewerblich genutztem Grundbesitz. Anlageschwerpunkte sind innerstädtische Einzelhandelsimmobilien in Deutschland.

    Auf die Stadt kämen durch die Messung keine Kosten zu. "Die Stadt Würzburg behält sich vor, mit der Firma Hystreet in Zukunft dahingehend zusammenzuarbeiten, die Passantenfrequenz auch an anderen Standorten zu messen", lässt der Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft Standortmarketing über Rathaussprecher Georg Wagenbrenner mitteilen. Ob und in welcher Höhe hierfür in der Zukunft Kosten entstehen, könne zum jetzigen Stand nicht gesagt werden.

    Unternehmen und Stadt: Datenschutz gewährleistet 

    Doch wie sieht es datenschutzrechtlich aus? Ein Hinweisschild über das Messgerät gibt es nicht. "Für die Anbringung dieses Lasercounters braucht es in der Regel keine Genehmigung, da keinerlei persönlichen Daten erfasst werden können", teilt Julian Aengenvoort von "hystreet.com" mit. Auch die Stadt ist sich sicher, dass bei der Messung keine Aufnahmen erstellt werden, die datenschutzrechtliche Relevanz hätten: "Es werden zu keinem Zeitpunkt Bild- oder Video (oder andere datenschutzrechtlich auswertbare) Daten erstellt oder gespeichert", so die Pressestelle.

    Seit Anfang 2019 zählt der Laser Passanten. Das sind die Zahlen beispielhaft für eine Woche. 
    Seit Anfang 2019 zählt der Laser Passanten. Das sind die Zahlen beispielhaft für eine Woche.  Foto: Marina Weigand

    Wie sieht ein Rechtsanwalt das? "Es kommt darauf an", sagt Rechtsanwalt Chan-jo Jun, zu dessen Spezialgebiet der Datenschutz gehört. Sollte der Laser wirklich nur wie eine Lichtschranke zählen, sei dies datenschutzrechtlich unbedenklich. Anders sehe es aus, wenn das Gerät ein auf die Millisekunde genaues Protokoll anfertigen würde, aus diesem heraus sich (beispielsweise in Verbindung mit Kameras in der Nähe) Personen zuordnen lassen könnten.

    Im Konzept zur "Smart City" Würzburg ist aufgeführt, dass die Daten im open data-Format öffentlich zugänglich gemacht seien. Doch um die Messungen einzusehen, müssen sich Interessierte erst auf der Website des externen Dienstleisters mit Namen und E-Mail-Adresse registrieren. Solch ein Vorgehen kritisieren Experten, da dadurch die Diskriminierungsfreiheit verletzt werde. Es werde empfohlen, grundsätzlich auf eine Registrierung als Bedingung für die Nutzung öffentlicher Daten zu verzichten. Ob die Daten in Zukunft auch ohne Passwort auf der Internetseite der Stadt hinterlegt werden, sei noch nicht geklärt. "Schließlich wird das Portal derzeit ausschließlich und zu Entwicklungszwecken intern genutzt", heißt es von Seiten der Stadt.

    Über die Technik und die ZahlenSeit Anfang des Jahres zählt der Laser vorbeilaufende Passanten. Die ersten Zahlen sind ab dem 25. Januar verfügbar. An allen Zählpunkten werden Laserscanner an den Fassaden fest installiert. Sie erzeugen vier unsichtbare Messlinien auf dem Boden, durch die Personen gezählt werden. Die Installation der Geräte erfolgt im Regelfall in einer Höhe von etwa 20 Metern. Das Gerät unterscheidet zwischen Kindern und Erwachsenen. In der (nach Registrierung) einsehbaren Statistik lassen sich nur die Passantenfrequenzen von Fußgängern ab einer Größe von 80 Zentimetern finden.

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