Im vergangenen Dezember hatte die Stadtratsfraktion von FDP und Bürgerforum eine Anfrage an die Würzburger Stadtverwaltung gestellt. Der Inhalt: 13 Fragen zum Infektionsgeschehen in der Stadt. Der Fragenkatalog reichte von der Ahndung der Corona-Maßnahmen, dem Contact-Tracing bis hin zu Superspreader-Events. In dieser Woche folgten die Antworten.
FDP-Stadtrat und Bundestagsabgeordneter Andrew Ullmann, der selbst Infektiologe ist, geht es bei diesen Fragen um mehr Transparenz: "Wir brauchen genaue Zahlen zum Infektionsgeschehen. Die Aufschlüsselung der Infektionszahlen sind wichtige Parameter, die zeigen, welche Personengruppen von der Infektion betroffen waren und wo die Superspreader-Events in der Stadt waren." Außerdem geht es ihm um die Kontrolle der Corona-Schutzmaßnahmen und darum, "politische Handlungswege zu finden, die uns besser schützen".

Wichtig sei aber auch, Themen, die auf Bundesebene diskutiert werden, mit dem Geschehen im Lokalen abzugleichen – so wie bei der Diskussion über die Belastung der Gesundheitsämter: "Anhand der Antworten unserer Anfrage erkennt man klar, dass der öffentliche Gesundheitsdienst überfordert ist und es scheinbar auch in Würzburg zu wenig Personal gibt, um der Probleme Herr zu werden."
Weniger Menschen in Quarantäne trotz steigender Inzidenzwerte

Ullmann bezieht sich dabei auf die Zahlen im vergangenen Herbst: "Die Zahl der Personen in Quarantäne hat in der Woche vom 12. auf den 19. Oktober abgenommen, obwohl die 7-Tages-Inzidenz in diesem Zeitraum um das Doppelte gestiegen ist." Bei einer 7-Tages-Inzidenz von 50,03 waren in der Woche vom 12. Oktober 661 Menschen in Quarantäne, in der darauffolgenden Woche war der Inzidenzwert doppelt so hoch, aber nur 600 Menschen in Quarantäne.
Wird in der Quarantäne zu wenig kontrolliert?
"Würden wir besser kontrollieren, könnten wir die Spreading Events auch besser eindämmen", so Ullmann. Die Kontaktverfolgung halte er für "essenziell". Wie aus der Antwort der Verwaltung hervorgeht, waren von Mitte Oktober bis Ende November 4846 Menschen in Quarantäne. Davon wurden 42 Personen kontrolliert, von denen 15 gegen die Quarantäne-Maßnahmen verstoßen hatten.
"Scheinbar sind kaum Kontrollen vorhanden, wenn in einem Zeitraum von acht Wochen von den 4846 Menschen in Quarantäne nur ein Prozent kontrolliert wird und davon mehr als ein Drittel gegen die Quarantäne-Maßnahmen verstößt. Die Dunkelziffer wird da um einiges höher sein", so Ullmann.

Wie es in der Antwort der Verwaltung heißt, kamen die Verstöße, die angezeigt wurden, "immer wieder über 'Zufallstreffer' zustande". Zudem würden konkrete Kontrollen nur auf Hinweis oder Ersuchen des Gesundheitsamtes erfolgen.
Digitalisieren statt Denunzieren
Zum Denunzieren will Ullmann aber nicht aufrufen, allerdings: "Wir können nicht mehr so weiter machen wie bisher. Wir müssen den Gesundheitsämtern mehr Wasser zum Schwimmen geben."
"Wir können nicht mehr so weiter machen wie bisher."
Andrew Ullmann, Stadtrat und Bundestagsabgeordneter (FDP)
Statt für vereinzelte Kontrollen spricht sich Ullmann für mehr Digitalisierung im Contact-Tracing auf Bundesebene aus: "Besser wäre es, in der Corona-Warn-App das Tracking und Tracing von Infizierten auf freiwilliger Basis zuzulassen, was bisher aus Datenschutzgründen nicht möglich ist. Das würde die Gesundheitsämter enorm entlasten und die Lockerungen schneller voranbringen. In Korea und Taiwan hat man die Infektion mit solchen digitalen Tools unter Kontrolle gebracht."
Für ihn sind aber noch andere Maßnahmen notwendig, um das Infektionsgeschehen einzudämmen. Ullmann spricht von Luftfiltersystemen in Schulen und Kitas, in denen nicht gelüftet werden kann. Wo kein digitaler Unterricht möglich ist, solle der Unterricht außerhalb der Schulen dort abgehalten werden, wo man Abstände einhalten kann - zum Beispiel in Hotels oder im Würzburger Congress Centrum. Sollte die Verwaltung diese Vorschläge nicht aufnehmen, wolle man Anträge im Stadtrat einbringen.