Was denn eine bayerische Stadt zur freistaatlich zertifizierten „Metropole“ mache, wurde Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) vergangenen Sommer gefragt. Damals hatte Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) gerade verkündet, München, Nürnberg und Augsburg im neuen Landesetwicklungsprogramm (LEP) diesen neuen Titel zu verpassen. Was der Begriff genau bedeute, wisse er auch nicht, antwortete Maly. Aber es handle sich wohl um die Flecken Bayerns „die man bei Nacht aus dem Weltall leuchten sieht“.
Bislang waren alle größeren Städte in Bayern Oberzentren – die Millionenstadt München genauso wie Hof oder Schweinfurt. Mit dem neuen LEP, das nach langen Diskussionen nun vor der Verabschiedung steht, könnte es nun aber eine an der Größe der Stadt orientierte Differenzierung geben bei der staatlichen Förderung zentraler Einrichtungen wie Kliniken, Theatern oder Hochschulen – auch wenn es dafür bislang weder rechtlich verbindliche Ziele noch klare Grundsätze gibt.
Nicht zuletzt in Würzburg befürchtete man jedoch, durch das neue System unter die Räder zu kommen: Zwischen den Metropolen Nürnberg und Frankfurt eingezwängt, dazu auf einer Stufe mit den kleineren unterfränkischen Oberzentren Schweinfurt, Aschaffenburg und dem neuen Doppel-Oberzentrum Bad Neustadt/Bad Kissingen.
Aus der Würzburger Befürchtung wurde politischer Druck auf die CSU-Staatsregierung in München – der nun zur Einführung einer weiteren „Zentralitätsstufe“ im LEP führen soll. Deren Name sorgte zunächst für Verwirrung: Noch am Sonntag hatte Söder von einer „Regiopole“ gesprochen, als die sich Würzburg sowie Regensburg und Ingolstadt künftig bezeichnen dürften. Ein recht sperriger Begriff, der offensichtlich in der Staatsregierung nicht überall auf Begeisterung stieß.
Am Montag nun bezeichnete der Minister im Gespräch mit dieser Redaktion die drei Städte als künftige „Regionalzentren“. Ähnlich, wie eine Metropole mit benachbarten Kommunen eine Metropolregion bilden kann, soll ein Regionalzentrum zudem mit dem Umland eine „Regiopolregion“ entwickeln können.
Die neue Begrifflichkeit sei also „ein Instrument der Profilbildung“, findet Söder. Einen Rechtsanspruch auf mehr Fördergeld bringt der neue Titel allerdings nicht, räumt der Minister ein. Die regionale Bedeutung führe aber schon heute zu besonderen Förderungen – in Würzburg etwa beim Mainfranken Theater oder beim Mainfränkischen Museum.
Natürlich hoffe er nun auf „stärkere finanzielle Unterstützung des Freistaats“ für Kultur, Wissenschaft und Infrastruktur in Würzburg, sagt dagegen der CSU-Landtagsabgeordnete Oliver Jörg. Wichtig sei, „dass Würzburg künftig herausragt aus den bisherigen Oberzentren“ und die regionale Zusammenarbeit gestärkt werde: Es gelte, „die mainfränkischen Kräfte zu bündeln, statt ein Annex der Metropolregion Nürnberg zu sein“, so Jörg.
Ähnlich klangen am Montag Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt und dessen Schweinfurter Amtskollege Sebastian Remelé. In einer gemeinsamen Stellungnahme bekannten sie sich zur bestehenden Partnerschaft ihrer beiden Städte. „Unser Bestreben ist es auch weiterhin, uns zusammen mit Schweinfurt als Regiopole zu positionieren“, erklärte Schuchardt. Und Remelé betonte: „Wir halten auch weiterhin, unabhängig von der landesplanerischen Klassifizierung, an den Zielen der regionalen Entwicklungspartnerschaft fest.“
Anstatt „babylonische Sprachverwirrung“ mit ständig neuen Begriffen zu verursachen, sollte der Freistaat besser mit mehr Geld die Zentralfunktionen der Oberzentren stärken – und Würzburg sich endlich der fränkischen Metropolregion Nürnberg anschließen, findet dagegen der SPD-Abgeordnete Georg Rosenthal. Ein derartiger Großverbund setze nämlich „ganz andere Kräfte frei, sich international zu positionieren.“
Die vermeintliche Aufwertung sei „eine Art Dr. h.c.“, kritisiert Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann: „Liest sich nett auf dem Briefpapier, wirkt sich aber nicht im Geldbeutel aus.“ Er glaube deshalb nicht, dass die Würzburger „diesen Titel ohne Mittel mit einem Autokorso feiern“.