Hinter verschlossenen Türen wurde nicht nur der Preis für das städtische Grundstück, sondern auch die Höhe des Hochhauses diskutiert.
Kein Wunder, dass sich viele Bürger angesichts dieser Geheimniskrämerei denken: „Die machen doch eh, was sie wollen.“
Die Ablehnung allem Neuen gegenüber, die in dieser Stadt oft sehr ausgeprägt scheint, ist eine Folge der Baukultur im stillen Kämmerlein. Die wird auch außerhalb der Stadtmauern wahr genommen: Der Bund deutscher Architekten in Berlin forderte bereits vor neun Jahren die Stadt auf, für mehr Öffentlichkeit in der Stadtgestaltung zu sorgen.
Bislang wollten das weder Stadtrat noch Stadtbaureferent oder Oberbürgermeister. Unter Jürgen Weber gab es zwar einen Baukunstbeirat. Doch dieser stieß keine Diskussion über stadtbildprägende Bauten an. Denn Architekten und Denkmalschützer teilten ihre Meinung lediglich dem Stadtrat mit – und nicht den Bürgern. Als sich dieses Gremium auflöste, schaffte Pia Beckmann in sechs Jahren keinen Ersatz.
Jetzt wollen Oberbürgermeister und Stadtrat mehr Offenheit in der Baukultur wagen: Erstens sollen Basisinformationen wie Höhe und Breite eines geplanten Neubaus nicht top secret sein. Zweitens soll der Baukunstbeirat öffentlich tagen, damit die Argumente, die für und gegen ein Projekt sprechen, bekannt werden. Ziele dieser Offenheit: Bürger bringen früh ihre Meinung ein. Sachargumente ersetzen Emotionen.
Situationen wie in der Augustinerstraße dürfte es dann nicht mehr geben: Nachdem vier Jahre fürs Hochhaus geplant wurde, droht dem Tricyan Tower Stillstand. Denn erst jetzt wurde eine entscheidende Frage diskutiert: Wie hoch soll das Hochhaus werden? War diese Information bislang so geheim, dass nicht einmal alle Stadträte gewusst haben, für was sie eigentlich stimmten?
Aber auch wenn der neue Baukunstbeirat so unabhängig und so öffentlich wie möglich berät: Seine Vorschläge werden weder allen Stadträten noch allen Bürgern gefallen. Auch in Zukunft werden die Meinungen über Veränderungen im Stadtbild auseinandergehen.