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Würzburg: Würzburger Experte: Roboter im Handwerk macht Arbeit leichter und günstiger

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Würzburger Experte: Roboter im Handwerk macht Arbeit leichter und günstiger

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    Einfach per Fernbedienung arbeiten lassen: Robotik-Professor Pascal Meißner ist davon überzeugt, dass solche als Cobots bezeichneten Kleinroboter gerade im Handwerk gute Dienste leisten können. Das Bild zeigt Meißner im Forschungszentrum Cairo in Würzburg.
    Einfach per Fernbedienung arbeiten lassen: Robotik-Professor Pascal Meißner ist davon überzeugt, dass solche als Cobots bezeichneten Kleinroboter gerade im Handwerk gute Dienste leisten können. Das Bild zeigt Meißner im Forschungszentrum Cairo in Würzburg. Foto: Benjamin Brückner

    Roboter ist was für große Industriebetriebe, nicht aber fürs Handwerk. Stimmt nicht, meint Pascal Meißner. Als Cobots bezeichnete Kleinroboter können nach Ansicht des Robotik-Professors an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) bei Schreinern, Maurern und Co. sehr wohl nützliche Helfer sein.

    Meißner (39) forscht für die THWS am Center for Artificial Intelligence and Robotics (Cairo) in der Würzburger Zellerau am Einsatz von Cobots in Unternehmen. Dabei geht es ihm vor allem um die Frage, wie das eigentlich von Handarbeit geprägte Handwerk davon profitieren kann. Im Interview betont er, dass auch die Kundschaft von Handwerksbetrieben viel davon haben wird – vor allem beim Preis.

    Frage: Für Laien erklärt: Was sind Cobots, was sind Roboter?

    Pascal Meißner: Der Unterschied ist, dass Roboter, wie sie in der Industrie benutzt wurden, hinterm Zaun waren, weil sie zu gefährlich für den Menschen waren. Der Roboter und der Mensch haben also durch einen Zaun getrennt gearbeitet. Der Cobot ist dazu da, dass dieser Zaun verschwindet. Cobots und Menschen arbeiten Hand in Hand.

    Und was bedeutet das "Co" in Cobots?

    Meißner: Collaborative, also auf Deutsch: zusammenarbeitend.

    Was hat ein Handwerksbetrieb davon, Cobots einzusetzen?

    Meißner: Der Handwerker wird einzelne Aufgaben, die ihm vielleicht lästig sind oder für die er keine Zeit hat, abgeben können an den Roboter.

    Zum Beispiel?

    Meißner: Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Schuster und möchten ein Stück Leder entgraten, also die Ränder glatt bekommen. Das ist in meinen Augen eine repetitive Aufgabe, die ein Roboter sehr gut übernehmen kann. Es sind zwei Aspekte wichtig: Der Roboter kann entlasten, wenn der Handwerker Schwierigkeiten hat, Gesellen zu finden oder wenn er viele Aufträge bekommt. Der Roboter erlaubt es dem Handwerker also, Mehraufträge zu bearbeiten. Der Roboter erlaubt es auch, mit Personalmangel umzugehen. Natürlich kann der Roboter auch für den Menschen gefährliche oder ungesunde Arbeiten übernehmen.

    Sie haben den Fachkräftemangel erwähnt, der ja gerade im Handwerk der Region massiv ist. Angenommen, Cobots werden im Handwerk selbstverständlich: Um wie viel Prozent könnte das jenen Fachkräftemangel verringern?

    Meißner: Mein Bauchgefühl sagt mir, 30 Prozent. Wenn wir Robotik und Künstliche Intelligenz zusammenbringen, dann können auch flexible Aufgaben mit der Präzision des Roboters ausgeführt werden. Zum Beispiel, wenn verschiedene Formen entgratet werden müssen oder wenn unterschiedliche Oberflächen auf ähnliche Weise bearbeitet werden sollen.

    Können selbst fahren, haben Greifarme: Mit solchen Cobots wird im Würzburger Forschungszentrum Cairo der Einsatz in Unternehmen untersucht.
    Können selbst fahren, haben Greifarme: Mit solchen Cobots wird im Würzburger Forschungszentrum Cairo der Einsatz in Unternehmen untersucht. Foto: Benjamin Brückner

    Was hat die Kundschaft der Handwerksbetriebe von den Cobots?

    Meißner: Sie haben vielleicht die Möglichkeit, dass die Handwerksarbeiten preisgünstiger werden.

    Um wie viel?

    Meißner: Auch das ist schwierig zu sagen, weil es von verschiedenen Faktoren abhängt. Etwa davon, wie lange die Programmierung des Roboters dauert, wie häufig der Roboter eingesetzt wird, wie teuer der Roboter in der Anschaffung war.

    Wie viel kostet ein Cobot?

    Meißner: Das ist unterschiedlich. Sie werden heutzutage die preisgünstigen Roboter-Systeme schon im vierstelligen Bereich finden. Das sind natürlich die preiswertesten. Ansonsten ist man meistens im fünfstelligen Bereich unterwegs. Ein sehr robuster Roboter kostet im Augenblick zwischen 20.000 und 30.000 Euro. Der Preis hängt auch davon ab, wie viel Gewicht der Roboter tragen soll, wie groß seine Reichweite ist und wie schnell er fahren muss.

    Sollen jetzt alle Handwerker auch Programmierer werden? Was kommt also in dieser Hinsicht auf Handwerksbetriebe zu, die Cobots einsetzen wollen?

    Meißner: Da kommen wir zu einem der größten Hindernisse, warum Roboter noch nicht im Einsatz sind. Ich denke, die Programmierung eines Roboters soll eigentlich kein Expertenwissen voraussetzen. Ich weiß auch, dass viele Leute inzwischen erkannt haben, dass das wahre Problem der Robotik nicht das Gerät ist, sondern seine Bedienung, also die Software. Roboter werden sich im Handwerk nur durchsetzen, wenn sie sehr intuitiv programmiert werden können. Am besten so, wie der Meister dem Gesellen etwas beibringen würde: durch Vorführen, durch Ausprobieren lassen und Korrigieren. Und durch Erklären.

    Schon auf der Hannover Messe 2017 waren Cobots ein Thema, wie selbst die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel erfuhr.
    Schon auf der Hannover Messe 2017 waren Cobots ein Thema, wie selbst die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel erfuhr. Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    Ist denn das Handwerk schon an Sie herangetreten, um die Anwendung von Cobots in die Berufsausbildung einzubinden?

    Meißner: Das ist mir in der Form nicht bekannt, das muss ich wirklich sagen.

    Wäre es wünschenswert?

    Meißner: Definitiv. Ich denke, dass das Bewusstsein für den Einsatz von Robotern im Handwerk gerade erst kommt, auch hier in der Region. Bis vor kurzem bestand die Notwendigkeit nicht wirklich, sich mit der Technik auseinanderzusetzen. Der große Fachkräftemangel sorgt erst jetzt dafür, dass man nach Lösungen sucht und dass deshalb die Cobots plötzlich interessant werden.

    Mit anderen Worten: Der Fachkräftemangel im Handwerk muss also noch mehr wehtun, damit die Sensibilität für Cobots wächst?

    Meißner: Richtig. Wenn dann der Schmerz dazu führt, dass das Handwerk sich für Roboter interessiert, werden die Roboter-Hersteller auch diesen Aspekt ernster nehmen. Sie stecken dann noch mehr Ressourcen rein, damit die Roboter auch wirklich intuitiv und gewinnbringend im Handwerk einsetzbar sein werden.

    "Wenn kein Kundenkontakt notwendig ist, dann werden sich Cobots sehr schnell durchsetzen."

    Robotik-Professor Pascal Meißner über den Einsatz der Kleinroboter im Handwerk

    In welchen Handwerksberufen werden Cobots auch langfristig keinen Sinn machen?

    Meißner: Ich kann mir zum Beispiel nicht vorstellen, dass ein Friseur durch einen Roboter ersetzt wird.

    Und in welchen Bereichen des Handwerks gibt es bald nur noch Cobots?

    Meißner: Wenn kein Kundenkontakt notwendig ist, dann werden sich Cobots sehr schnell durchsetzen. Also, ich kann mir zum Beispiel im Bau, insbesondere bei Neubauten, sehr gut den Einsatz von Cobots vorstellen.

    Nehmen wir einen Beispielbetrieb im Handwerk mit 20 Beschäftigten. Er setzt ab sofort Cobots ein. Wie viele Arbeitsplätze fallen deswegen weg?

    Meißner: Kein einziger. Der Roboter wird nur dazu imstande sein, einzelne Arbeiten zu verrichten, die repetitiv und monoton sind. Der Roboter wird nie allein arbeiten, sondern immer nur zusammen mit einem Beschäftigten.

    Nun macht der Cobot in unserem Beispielbetrieb etwas falsch oder kaputt. Wer haftet für den Schaden?

    Meißner: Die Frage richtet sich erst mal an Juristen. Ich bin Techniker. Nichtsdestotrotz habe ich dazu eine Meinung. Meines Wissens gibt es verschiedene Optionen, wie man die Haftung gestaltet. Man könnte die Haftung beim Hersteller sehen oder beim Programmierer oder beim Handwerker. Man könnte auch sagen: Der Roboter ist irgendwann autonom agierend und wird dann gleich behandelt mit einem Menschen. Es gibt dazwischen bestimmt viele Graustufen. Wie das am Ende aussieht, wird vom Einzelfall abhängen. Ich kann mir auch vorstellen, dass diese Aspekte etwa in den Vereinigten Staaten anders betrachtet werden als in Deutschland.

    Tagung "Cobots4You" in WürzburgDer Einsatz von Cobots in Unternehmen steht am Dienstag, 24. Oktober, im Mittelpunkt der Tagung "Cobots4You" (8 bis 17 Uhr) im Vogel Convention Center (VCC) in Würzburg. Anmeldungen sind ab sofort möglich. In Vorträgen geht es darum, welchen Nutzen die Kleinroboter zum Beispiel in Handwerksbetrieben haben können, welche digitalen Netzwerke dafür gebraucht werden und wie es mit der Sicherheit aussieht. Veranstaltet wird die Tagung von der im Juni gegründeten Cobot Initiative Mainfranken, hinter der wiederum die Vogel Communications Group in Würzburg steht.aug

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