Die Bandnamen formieren sich zu einem Gedicht: Aus Distances geht Nostalgia auf den Pentatrip. Der Homo Ludens spielt Random/Control mit den Analogue Birds. Tatsache ist: Die sechs Ensembles fügen sich zu einem Programm mit Profil.
Dieses Programm heißt Freiheit, Spiel und Suche nach Regeln und Wurzeln in der Vergangenheit. Die spannungsgeladenen Kernbegriffe begegnen sich allerdings auf unterschiedlichen musikalischen Ebenen. Gleich die Opener (jeder Abend im Felix-Fechenbach-Haus beginnt um 19 Uhr) Distances nehmen Freiheit als ausdrückliches Thema und "Hambach" als Titel. Sie erzählen von der Vormärz-Freiheitsbestrebung, der US-Bürgerrechtsbewegung – und tun dies in einer großen Jazz-Combo mit Gregorianischem Chor. Denn es geht nicht nur um Freiheit als Thema; frei fühlt sich Band-Initiator Georg Kolb auch von Casting-Konventionen.

Ohne Nostalgie suchte der bekannte Posaunist Nils Wogram mit seinem Trio Nostalgia (mit Hammond-Orgel und Drums) einige Jahre lang nach alten Schätzen in Bebop und Modern Jazz. Den größten fand er schließlich in der Einfachheit – als Basis für Improvisation. Die Newcomer-Band Pentatrip greift zum fetzigen Abschluss bewährte Muster aus dem Bop auf und ironisiert sie, um Spaß zu haben und dem Publikum denselben zu bereiten.
Die Abfolge der Formationen am Samstag spiegelt sich in der des zweiten Festivaltags. Bei Homo Ludens schließen sich die Jazzer halt nicht mit einem Chor, sondern mit einem Streichquartett zusammen, um Klangzauber zu entfachen. Den Mittelpart gibt wieder ein Trio, nämlich David Hellbock's Random/Control. Der Pianist versenkt sich in blitzwache Magie, seine multiinstrumentalistischen Begleiter sorgen für eine Klangüberraschung nach der anderen. Die dritte Band, die Analogue Birds, haben nichts dagegen, wenn das Publikum aufspringt und tanzt. Ob das am Sonntag erlaubt ist, werden die aktuellen Hygienevorschriften zeigen.

Die Vögel aus Schlagzeuger, Gitarre- und Oudspieler sowie Tom Fronza an Didgeridoo, Keyboard, Bass, Percussions und Elektronik spielen als gewesene Straßenmusiker jedenfalls zum äußersten Pläsier ihrer Hörerinnen und Hörer. Wie einige andere Formationen dieses Festivals haben die Analogue Birds nicht nur den Swing, sondern auch Funk. Das ist kein hundertprozentiger Verstoß gegen die Regeln der Jazzpolizei. Streng nach Notenwerten ist der Funk eben ein umgedrehter Swing.
Eins haben alle Musizierenden gemeinsam: Sie waren schon für das Festival 2020 verpflichtet, das wegen Corona ausfiel, und alle waren Anfang 2021 freudig bereit, den Auftritt nachzuholen. Allerdings kann es aus Impf- bzw. Nicht-Impfgründen zu kleinen personellen Veränderungen kommen. Die veranstaltende Jazzinitiative Würzburg macht Einlass nach 3G+ und hat zur zügigen Abwicklung das Kassenteam verstärkt. Trotzdem ist frühzeitiges Eintreffen wünschenswert. Ebenfalls neu sind die Catering-Leute und damit ist es auch das Angebot. Aus Hygiene-Erleichterungsgründen wird auf den Ausschank von Fassbier verzichtet, doch das fällt bei der fulminanten Musik wohl nicht ins Gewicht.
Im Begleitprogramm erklingt am 29. Oktober im Theater am Neunerplatz ein live kommentiertes Experimentalkonzert, am 4. November spielt das Felix Wiegand Quartett im Kulturspeicher (je 20 Uhr). Weitere Informationen unter www.jazzinitiative-wuerzburg.de