Ein untypischer Montagmittag: Barbara Stamm steht mit einer Spendendose mit Friedensbotschaft am Oberen Markt. Hinter ihr spielt das Musikkorps aus Veitshöchheim. Viele erkennen Stamm und stecken ihr ein paar Euro in die Dose. Die ehemalige Landtagspräsidentin ist seit 50 Jahren Mitglied im Verein Deutsche Kriegsgräberfürsorge und sammelt mit anderen Prominenten Geld für Kriegsgräber.
"Ich will durch mein ehrenamtliches Engagement die Geselllschaft wachrütteln", sagt Stamm. Mittlerweile habe sie wieder mehr Zeit sich zu engagieren. "Ich will sagen 'nie wieder'. Für mich steht der Frieden im Mittelpunkt", so die 74-Jährige.
Junge Menschen reagieren eher verhalten
Besonders junge Menschen wirken an dem Tag irritiert von den Uniformen und dem mittäglichen Konzert am Marktplatz. Für einen jungen Passanten ist es "ein Anzeichen einer zunehmenden Militarisierung der Gesellschaft". "Manche reagieren eher verhalten", meint Stamm. Die meisten älteren Menschen kennen den Verein.
"Wir betreuen über 800 Stätten" erklärt Oliver Bauer, Geschäftsführer des Bezirksverbandes. "Die Spendensammlung mit Prominenz ist Tradition. Wir sind auf Spenden angewiesen. 70 Prozent unseres Budgets kommen aus privaten Zuwendungen", sagt er. "Wir haben vielfältige Aufgaben. Neben dem Erhalt und der Pflege der Gräber im Ausland, helfen wir auch bei der Bergung neu entdeckter Gräber und der Identifizierung", erzählt Bauer.
Lehren aus der Vergangenheit ziehen
Für Bürgermeister Adolf Bauer ist die "Tätigkeit eine Mahnung, nicht wieder den selben Weg zu gehen". Man solle Lehren aus der Vergangenheit ziehen. "Die Kriegsgräber leisten Versöhnungsarbeit. Für mich sind die Soldaten keine Kriegshelden", erklärt Bauer.
"Wer nicht weiß, wozu die Einheit Europas gut ist, der soll auf die Gräber schauen."
Paul Beinhofer, Regierungspräsident a. D.
Ewald Vogel, stellvertretender Vorsitzender in Unterfranken sagt: "Das Musikkorps aus Veitshöchheim sorgt für Aufmerksamkeit und hilft uns somit bei der Spendensammlung". Auch Regierungspräsident a. D. Paul Beinhofer ist jedes Jahr dabei. Er hält es "für seine Pflicht". "Wer nicht weiß, wozu die Einheit Europas gut ist, der soll auf die Gräber schauen". Für ihn gebe es nichts schlimmeres als "wenn man die eigene Nation über alles stellt" und er freut sich, dass die Kriegsgräberfürsorge nicht staatlich, sondern eine Bürgerinitiative ist.
"Wir haben 950 Euro gesammelt, also ungefähr so viel wie vergangenen Herbst. Ich dachte erst, es wird etwas weniger, da im vergangenen Jahr das Wetter deutlich besser war", bilanziert Geschäftsführer Oliver Bauer.