"Der Regen im September war die Rettung." Die Niederschläge kamen laut Karl-Georg Schönmüller nach der extremen Trockenheit der vergangenen Monate gerade noch rechtzeitig: Absterben der Wurzeln und Vertrocknung in der Krone wurde gestoppt. "Die Bäume konnten in den vergangenen Wochen noch Zucker aufbauen und einlagern," erklärt der Würzburger Stadtförster.
"Jeder dritte Baum im Bereich zwischen Waldfriedhof, A3 und Steinbachtal ist geschädigt."
Stadtförster Karl-Georg Schönmüller
Schönmüller führt Mitglieder des Bund Naturschutz (BN)-Arbeitskreises "Klimahotspot Unterfranken" durch den Wald im Hinteren Steinbachtal, wo die Auswirkungen des Hitzesommers deutlich zu sehen sind: Tote Bäume, oder solche mit lichten Kronen und vertrockneten Ästen sowie dürre Sträucher säumen den Weg. "Jeder dritte Baum im Bereich zwischen Waldfriedhof, A3 und Steinbachtal wurde in diesem Sommer geschädigt", berichtet der Förster. Der Muschelkalk im Boden in dieser Region speichere nur wenig Wasser.
Je weiter am Berg, desto schlimmer sieht es aus. Denn oben ist die wasserspeichernde Humusschicht dünner. Seit den vergangenen fünf Jahren sterben an den Kuppen nicht nur Nadelhölzer ab, sondern auch immer mehr große Buchen.

Angst vor weiter steigenden Temperaturen
Der rund 1000 Hektar große Stadtwald hat in den vergangenen Jahren rund zwei Prozent seiner Bäume verloren. Durch Hitze- und Trockenschäden geschwächt, können sie sich nicht gegen Krankheiten wehren. Heuer rechnet der Forstbetrieb mit zehn Prozent Verlust.
"Wenn die Temperaturen im Sommer noch mehr steigen, weiß ich nicht, ob der Wald, so wie wir ihn hier kennen, überhaupt noch eine Chance hat", sagt BN-Geschäftsführer Steffen Jodl beim Anblick der Baumgerippe.

Rund 1250 Setzlinge an der Frankenwarte sind vertrocknet
Gleichzeitig wird der Waldumbau zu mehr Trockentoleranz schwieriger: So wurden in den vergangenen Jahren zwar tausende Setzlinge toleranter Arten wie zum Beispiel Tannen oder Elsbeeren gepflanzt. Doch die jungen Bäume bräuchten mehr Wasser zum Anwachsen. "Von einer Pflanzung an der Frankenwarte mit 2500 Bäumchen sind heuer rund die Hälfte vertrocknet," sagt Schönmüller. Im Herbst würden diese nachgepflanzt.
Um Bäume für die nächsten Generationen zu pflanzen, braucht es Hoffnung – Schönmüller hat sie. Er zeigt den Besuchern im Stadtwald einen Feldahorn, der im frei gewordenen Platz zwischen toten Bäumen wächst und gedeiht. "Diese Ahornart kann sich Hitze und Trockenheit offensichtlich gut anpassen."

Positiv ist auch, dass der Stadtwald insgesamt gut aufgestellt ist. Anders als zum Beispiel die Wälder des Freistaates, wird er seit den 80er Jahren naturnah bewirtschaftet. Das heißt, statt Kahlschlag ganzer Flächen werden nur vereinzelt Bäume gefällt. Alte und mächtige Bäume werden nicht verwertet, sondern zu Lebensraum für Fledermäuse, Hirschkäfer und viele andere Tierarten. Ein dichter und geschlossener Wald mit hoher Biodiversität kommt mit Hitze und Trockenheit besser klar.
Weitere Hilfen: Wasser in Mulden auffangen und Entwässerungsgraben ableiten
"Anhand von Messungen auf Versuchsflächen wissen wir, dass der Stadtwald im vergangenen Jahr etwa 8000 Kubikmeter Holz zugenommen hat", sagt Schönmüller. In früherer Jahren hätten die Stämme zwar mehr zugelegt – fast 10.000 Kubikmeter jährlich. Entnommen werden aber nur 4000 Kubikmeter: Der Stadtwald wächst.
Der städtische Forstbetrieb hat rund 40 Mulden im Wald ausgebaggert, wo Sturzregen aufgefangen wird und versickert. "Statt Niederschläge durch Entwässerungsgräben schnell ins Tal zu leiten, führen wir es zur Seite in den Wald", nennt Schönmüller ein weiteres Beispiel, wie der städtische Betrieb dem Wald hilft.

Noch eine Hilfe: Totholz liegen lassen
Gut sichtbar für alle Spaziergänger ist das Totholz: Große und kleine Stämme stehen oder liegen im Wald. Sie speichern Feuchtigkeit. "Unter den vermodernden Stämmen haben Kröten die Hitze überlebt", sagt Schönmüller. Dass die Artenvielfalt in seinem Revier wächst, freut den Förster sehr. Er beobachtet Tier-, Pflanzen- und Pilzarten im Stadtwald, die es in aufgeräumten Wirtschaftswäldern nicht mehr gibt.
Auch kleine gelbe birnenförmige Früchte, die Schönmüller vom Boden aufhebt, machen Hoffnung. "Das sind Früchte vom Speierling, die Baumschulen hier bei uns sammeln, um aus den Samen kleine Bäume zu ziehen, die dann bei uns oder in anderen Wäldern gepflanzt werden." Denn der Speierling ist eine heimische Baumart, die mit der Klimakrise besser zurechtkommt.