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Würzburg: Würzburger Wahrzeichen: Wie es um Fördergelder für die Sanierung des Käppele steht - und wann die Arbeiten losgehen

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Würzburger Wahrzeichen: Wie es um Fördergelder für die Sanierung des Käppele steht - und wann die Arbeiten losgehen

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    Er setzt sich seit vielen Jahren für die Sanierung des Käppele ein: Pfarrer Josef Treutlein, Rektor und Diözesan-Wallfahrtsseelsorger am Käppele.
    Er setzt sich seit vielen Jahren für die Sanierung des Käppele ein: Pfarrer Josef Treutlein, Rektor und Diözesan-Wallfahrtsseelsorger am Käppele. Foto: Thomas Obermeier

    Sie ist Anlaufpunkt für Wallfahrer, Hochzeitspaare, Gläubige und Touristen: die Wallfahrtskirche auf dem Würzburger Nikolausberg, besser bekannt als "Käppele". Ihre Anziehungskraft ist ungebrochen, doch ihr Inneres schon lange sanierungsbedürftig – ein Großprojekt, dessen geschätzte Kosten sich auf etwa 5,9 Millionen Euro belaufen. Seit Jahren gibt es verschiedene Ansätze, diese Summe aufzubringen. Nun erhält das Rokoko-Kleinod auch auf Bundesebene Unterstützung. Ein Besuch vor Ort bei Pfarrer Josef Treutlein, bei dem viele Fäden zusammenlaufen.

    Eisige Kälte, dazu strahlender Sonnenschein – und ein einzigartiger Blick über Würzburg: Ehe Pfarrer Josef Treutlein das Käppele betritt, um die Schäden im Inneren zu zeigen, schwärmt er von seiner Wirkungsstätte. Seit 2014 ist er Rektor und Diözesan-Wallfahrtsseelsorger am Käppele – und bereits seit dieser Zeit ist die Sanierungs-Finanzierung sein Thema.

    Draußen scheint die Sonne, doch in der Kirche ist es düster: Vor 50 Jahren hat die letzte Renovierung stattgefunden; über die Jahrzehnte haben der Ruß der Kerzen sowie Staub die prachtvollen Fresken, Wände, Goldornamente, den Stuck und die Steinsäulen stark verschmutzt. "Die Schönheit ist gar nicht zu sehen", sagt Pfarrer Treutlein bedauernd. Allein die Decke über dem Altar der Gnadenkapelle sehe "wie in einer Räucherkammer" aus. Viele Gemälde sind glanzlos und von einem Grau-Schleier überzogen, so dass man die Motive kaum noch erkennt.

    Kein Sonnenstrahl, sondern das Ergebnis einer Probereinigung: Unter einer dicken Rußschicht sind leuchtende Farben und viele Details versteckt.
    Kein Sonnenstrahl, sondern das Ergebnis einer Probereinigung: Unter einer dicken Rußschicht sind leuchtende Farben und viele Details versteckt. Foto: Thomas Obermeier

    "Die ganze Raumschale muss saniert werden", erklärt Pfarrer Treutlein, "damit das Gold wieder glänzt und die Farben wieder strahlen". An einigen Stellen wurde bereits eine Probereinigung vorgenommen: Dort tauchen in lebendigen Farben Details wie die ausdrucksstarke Mimik einer Figur auf und lassen erahnen, wie strahlend und verändert das Innere des Käppele nach der Sanierung wirken könnte. Neben der Restaurierung der Kunstwerke muss laut Pfarrer Treutlein auch die gesamte Elektrik erneuert werden, "sie ist fürchterlich marode". Dazu kommen schadhafte Stellen im Bodenbelag, die ausgebessert werden sollen.

    Insgesamt will man sich auf das Nötige beschränken: "Geplant ist lediglich eine Restaurierung zum Erhalt des vorhandenen Denkmals – ein neuer Altar oder ähnliches ist nicht vorgesehen", erklärt Bernhard Schlereth, Mitarbeiter der Kirchenverwaltung Käppele, auf Anfrage am Telefon. Um die Summe von 5,9 Millionen Euro für die Sanierung zusammenzubringen, wurden in den vergangenen Jahren verschiedene Initiativen gestartet.

    Gemeinsam für die Käppele-Sanierung (von links): Alexander Kolbow, Volkmar Halbleib (MdL), Andreas Hornung (Verwaltungsreferent Diözese), Pfarrer  Josef Treutlein, Bernhard Schlereth (Kirchenstiftung Käppele), Markus Hümpfer (MdB), Niklas Wagener (MdB), Otto Fricke (MdB), Bernd Rützel (MdB).
    Gemeinsam für die Käppele-Sanierung (von links): Alexander Kolbow, Volkmar Halbleib (MdL), Andreas Hornung (Verwaltungsreferent Diözese), Pfarrer Josef Treutlein, Bernhard Schlereth (Kirchenstiftung Käppele), Markus Hümpfer (MdB), Niklas Wagener (MdB), Otto Fricke (MdB), Bernd Rützel (MdB). Foto: Barbara Thiel

    Die neueste Unterstützung ist auf Bundesebene angesiedelt: Die unterfränkischen Bundestagsabgeordneten der Ampel, Markus Hümpfer (SPD), Bernd Rützel (SPD), Niklas Wagener (Bündnis 90/Die Grünen) und Andrew Ullmann (FDP) setzen sich gemeinsam für Bundesmittel zur Sanierung des Würzburger Käppele ein.

    In der vergangenen Woche trafen sich Hümpfer, Rützel, Wagener und der haushaltspolitische Sprecher der FDP im Bundestag, Otto Fricke, unter anderem mit Pfarrer Josef Treutlein und Bernhard Schlereth am Käppele. Wegen dessen Sanierung "bestehen schon länger Kontakte zu Pfarrer Treutlein und Bernhard Schlereth", heißt es auf Anfrage dieser Redaktion in einer gemeinsamen Presseerklärung der Ampel-Parteien. "Als Otto Fricke in Würzburg war, haben wir die Chance genutzt und uns mit ihm vor Ort getroffen. Wir wollen alle, dass der Bund die Sanierung des Käppele fördert."

    Wahrzeichen mit Sanierungsbedarf: Vom Käppele aus kann man die ganze Stadt überblicken.
    Wahrzeichen mit Sanierungsbedarf: Vom Käppele aus kann man die ganze Stadt überblicken. Foto: Johannes Kiefer

    Dafür werden 1,23 Millionen Euro beantragt. Bei den Geldern handelt es sich um eine Förderung aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm XII, das aus dem Haushalt der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien finanziert wird. Ziel des Programms ist "die Erhaltung national bedeutsamer oder das kulturelle Erbe mitprägender Kulturdenkmäler (…)", wie es in den Fördergrundsätzen zum Denkmalschutz-Sonderprogramm heißt.

    Ob der Antrag erfolgreich sein wird, entscheidet sich voraussichtlich Ende Juni dieses Jahres. Dann trifft der Haushaltsausschuss eine Entscheidung über eine Förderung – "auf Grundlage denkmalschutzfachlicher Stellungnahmen und der regionalen Expertise der Wahlkreisabgeordneten".

    Was das Ergebnis des Antrags angeht, wollen sich die unterfränkischen Bundestagsabgeordneten nicht festlegen: "Auch späte Ausschlüsse vielversprechender Projekte sind immer möglich", verdeutlichen sie in ihrer gemeinsamen Erklärung. "Entscheidend ist daher die Einigung innerhalb der Koalition. In Anbetracht der architektonischen Bedeutung und der Geschichte des Käppele sind wir aber hinsichtlich der inhaltlichen Anforderung der nationalen Bedeutung von dem Projekt überzeugt."

    In jedem Fall bleibt die Frage: Wer finanziert den Rest? Laut Pfarrer Treutlein stehen verschiedene Fördertöpfe für die Sanierung bereit. Ein wichtiger Schritt hierbei war, dass das Käppele seit Januar 2021 vom Bayrischen Amt für Denkmalpflege als "Denkmal nationaler Bedeutung" eingestuft wurde, wodurch die Beantragung von Fördergeldern von Land und Bund erst möglich wurde.

    Die Stadt Würzburg hat bereits zugesagt, die Sanierung mit 200.000 Euro zu fördern, das Geld ist im Haushalt eingeplant, so Bernhard Schlereth. Der Landkreis Würzburg und der Bezirk wollen mit jeweils derselben Summe nachziehen. Von Seiten der Diözese Würzburg, die zwischenzeitlich aufgrund eines Baumoratorium nur notfallmäßige Baumaßnahmen genehmigte, gibt es auch grünes Licht – und die Zusage über eine Million Euro. Durch die Gründung des "Freundeskreis Würzburger Käppele" Ende 2020 kommen ebenfalls Gelder für die Sanierung zusammen.

    Sie haben 2022 die Aktion "Das Würzburger Käppele soll wieder strahlen" ins Leben gerufen: BWL-Studierende der THWS, darunter Anna-Maria Schömig (Dritte von links).
    Sie haben 2022 die Aktion "Das Würzburger Käppele soll wieder strahlen" ins Leben gerufen: BWL-Studierende der THWS, darunter Anna-Maria Schömig (Dritte von links). Foto: Lakkiya Sivalingam

    "Viel Schwung" in die Sache ist laut Pfarrer Josef Treutlein auch durch eine ganz andere Initiative geraten: 16 BWL-Studierende der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) hatten sich 2022 im Rahmen eines Semesterprojekts zum Ziel gesetzt, unter dem Motto "Das Würzburger Käppele soll wieder strahlen" eine Million Euro für dessen Restaurierung zu sammeln. Kernstück ihrer Aktion war eine "Schutzengel-Auktion" am 1. Juni, bei der Patenschaften für die Restaurierung eines Engels vergeben wurden.

    Ob kleine, versteckte Engelsköpfchen, die tanzenden Putten über dem Hauptaltar oder die großen anbetenden Engel um den Tabernakel: Im Käppele tummeln sich 202 Engel. Sie alle wurden für die Patenschafts-Aktion fotografiert und den Interessenten gezeigt.

    Auch nach der erfolgreichen Aktion sei das Interesse an Patenschaften ungebrochen geblieben. "Es gab Anfragen aus dem ganzen Bundesgebiet – von Zingst bis nach München", sagt Ulrike Shanel, Pfarrhausfrau am Käppele und seit Ende des Semesterprojekts Verantwortliche für die Engel-Patenschaften. Zwischen 250 Euro für ein Engelsköpfchen bis hin zu 2500 Euro für die großen Engel in der Gnadenkapelle seien für die Engelpatenschaften angesetzt worden, "einige haben auch mehr gespendet", so Shanel.

    Engel, soweit das Auge reicht: Allein rund um den Hauptaltar im Käppele tummeln sich zahlreiche Engel und Putten verschiedenster Größen.
    Engel, soweit das Auge reicht: Allein rund um den Hauptaltar im Käppele tummeln sich zahlreiche Engel und Putten verschiedenster Größen. Foto: Thomas Obermeier

    Die Engel-Paten bekamen eine Urkunde mit einem Foto des Engels und dem Zusatz, wem er gewidmet ist. "Oft wurde die Patenschaft für ein Enkelkind abgeschlossen", erzählt Shanel. "Einmal war auch ein Zwillingspaar da, das sich gegenseitig einen Engel 'geschenkt' hat."

    Inzwischen haben alle Engel einen Paten oder eine Patin gefunden, wodurch innerhalb weniger Monate rund 100.000 Euro zusammenkamen. "Das Projekt hat einen fortlaufenden Effekt", freut sich Pfarrer Josef Treutlein. Nach den Engeln können nun auch Patenschaften für andere Objekte übernommen werden – zum Beispiel für einzelne Figuren, Statuen und Stuckelemente.

    Wo jeder Engel einen eigenen Charakter hat: Pfarrer Treutlein vor einem Exemplar, das in einem großen Buch blättert. Auch für seine Sanierung wurde eine Patenschaft übernommen.
    Wo jeder Engel einen eigenen Charakter hat: Pfarrer Treutlein vor einem Exemplar, das in einem großen Buch blättert. Auch für seine Sanierung wurde eine Patenschaft übernommen. Foto: Thomas Obermeier

    "Das Ganze war ein Herzensprojekt", sagt Anna-Maria Schömig, eine der BWL-Studierenden. Dabei wurden verschiedene Marketingkonzepte erprobt: Bei einer "Auktion" wurden "Käppele-Bocksbeutel" verkauft; bedruckte Bauzaun-Banner warben bei Großveranstaltungen in der Stadt für die Käppele-Spendenaktion – aktuell sind es Spendenzettel auf den Papiertüten einer Bäckerei und "Käppele-Sektflaschen", aus deren Erlös je ein Euro auf das Käppele-Spendenkonto fließt. Auch in den Gemeindeblättern im Landkreis stellten die Studierenden ihre Aktion vor. "Wir hatten gehofft, dass unser Projekt erfolgreich sein würde – dass es so schnell ging, hat uns aber doch überwältigt und stolz gemacht", so Schömig rückblickend.

    Im November dieses Jahres soll die Renovierung des Käppele starten. Da es zwei Bauabschnitte mit zwei abgetrennten Räumen geben soll, kann laut Treutlein jeweils ein Raum weiter für Gottesdienste genutzt werden. So muss das Käppele nicht geschlossen werden. Im ersten Bauabschnitt wird das Hauptschiff, der Balthasar-Neumann-Bau, saniert. Die Gnadenkapelle wird während dieser voraussichtlich zwei Jahre dauernden Arbeiten geöffnet bleiben. Auch Wallfahrten zum Käppele sollen weiter möglich sein. Im Anschluss ist die Renovierung der Gnadenkapelle geplant, wofür ebenfalls zwei Jahre veranschlagt sind.

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