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Würzburg: Wunder für das Museum für Franken in Würzburg: Was es mit diesen 3 Lieblingsstücken auf sich hat

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Wunder für das Museum für Franken in Würzburg: Was es mit diesen 3 Lieblingsstücken auf sich hat

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    Sammeln in den kommenden Jahren wundersame Gegenstände aus ganz Franken: Der Berliner Künstler Marc Haselbach (links), Projektkoordinatorin Veronika Genslein und Jörg Meißner, Direktor des Museums für Franken in Würzburg.
    Sammeln in den kommenden Jahren wundersame Gegenstände aus ganz Franken: Der Berliner Künstler Marc Haselbach (links), Projektkoordinatorin Veronika Genslein und Jörg Meißner, Direktor des Museums für Franken in Würzburg. Foto: Patty Varasano

    Mit Abschluss der Generalsanierung soll im Jahr 2032 das Museum für Franken in Würzburg neu eröffnen. Bis dahin werden immer wieder Teile des Museums geschlossen sein. In einem  ungewöhnlichen Projekt wollen Museumsdirektor Jörg Meißner und Veronika Genslein, Leiterin der Vermittlung und Bildung des Museums, deshalb aktiv mit den Menschen in Franken in Verbindung treten: mit der Aktion "Wunder für Franken".

    Die Idee dazu hatte der Berliner Bildhauer Marc Haselbach, der in diesem Sommer bereits an der ersten von zehn geplanten Stationen unterwegs war - in Ochsenfurt im Landkreis Würzburg. Bis 2032 soll der 57-Jährige nun jeden Sommer einen Monat lang abwechselnd in einer unter-, mittel- oder oberfränkischen Kleinstadt "Wunder" sammeln.

    Fränkische Wunder: Dinge, die für ihre Besitzer eine besondere Bedeutung haben

    "Wunder" - für den Künstler sind das Gegenstände, die für ihre Besitzer und Besitzerinnen eine besondere Bedeutung haben. Nach jedem Sammel-Monat werden sie vor Ort an einem "Tag der Wunder" ausgestellt - und dann wieder zurückgegeben. Alle ausgestellten "Wunder" werden dokumentiert, bis 2032 soll aus dieser Sammlung die erste Sonderausstellung zur Neueröffnung des Museums für Franken entstehen.

    "Wunder für Franken"? Das lässt sich am besten an konkreten Beispielen erklären. Wir haben den Künstler, den Museumsdirektor und die Projektkoordinatorin um ihr liebstes "Wunder" gebeten: aus dem Fundus der ersten Wunderkammer in Ochsenfurt oder ein persönliches von Zuhause. 

    1. Museumsdirektor Jörg Meißner und die alte Postkarte: Erinnerung an ein Missverständnis

    Jörg Meißner, Direktor des Museums für Franken, und die blaue Postkarte.
    Jörg Meißner, Direktor des Museums für Franken, und die blaue Postkarte. Foto: Patty Varasano

    Jörg Meißner faszinierte im Fundus der Ochsenfurter Wunderkammer besonders eine unscheinbare blaue Postkarte mit dem Aufdruck: "Hallo!" Sie erzählt die Geschichte eines großen Missverständnisses: Ein Totgeglaubter bedankt sich darauf bei seiner ehemaligen Abiturkollegin für ihre Beileidsbekundungen an seine Familie, er fühle sich allerdings "momentan noch recht lebendig". Ein Schock für die Wundergeberin, die ihn gestorben wähnte  - aber ein schöner. Die Karte ihres früheren Mitschülers hat sie bis heute als Erinnerung an die glückliche "Auferstehung" verwahrt.

    Möglich, dass die Karte nach der Neueröffnung des Museums auf der Würzburger Festung über die Sonderausstellung der "Wunder für Franken" hinaus ihren Platz in den Ausstellungsräumen finden könnte. "Denn bei der näheren Zeitgeschichte klafft in unseren Beständen eine Riesenlücke", sagt Meißner und würde sich freuen, "wenn durch unsere Wundersuche was Neues reinkommt".

    2. Museumsmacherin Veronika Genslein und der Nähkästchen-Schlüssel: Verbindung mit der Mutter

    Veronika Genslein, Koordinatorin des Projekts "Wunder für Franken", und ihr Nähkästchen.
    Veronika Genslein, Koordinatorin des Projekts "Wunder für Franken", und ihr Nähkästchen. Foto: Patty Varasano

    Veronika Genslein hat kein Ochsenfurter "Wunder" ausgewählt. Ihr Wunder ist der Schlüssel, den sie um den Hals trägt - ein ganz persönliches Wunder. Mit 13 fand sie den Schlüssel in ihrem Wäschekorb und trug ihn fortan als Talisman. Als ihrer Mutter Jahre später das normalerweise offen stehende Nähkästchen zufiel, klärte sich: Der Schlüssel gehörte zu eben jenem Kästchen. Mit ihrer Mutter habe sie daraufhin einen Pakt geschlossen, erzählt die Projektkoordinatorin. Die Tochter durfte den Schlüssel zwar behalten, sollte aber in der Nähe des Kästchens bleiben. Zu ihrer Hochzeit dann bekam die gebürtige Bambergerin das Kästlein geschenkt und hütet es seitdem wie den Schlüssel - gleichermaßen als Schatz und Schatzkästchen.

    Den Grundgedanken Haselbachs, der seine "Wunder" als persönliche Schätze beschreibt, kann Genslein gut nachvollziehen: "Diese Kombination aus Geschichte und Objekt ist eine ganz andere Art von Schatz." Das Reizvolle an dem Projekt ist für sie als Kulturvermittlerin, dass hier das Objekt nicht aufgrund seiner Kunstfertigkeit im Vordergrund steht: "Das Besondere ist diese ganz persönliche, individuelle Geschichte, die dahintersteckt."

    3. Initiator Marc Haselbach und das Fernglas: Umwidmung der Dinge

    Der Berliner Künstler Marc Haselbach zeigt - symbolisch - das "Fernglas-Wunder".
    Der Berliner Künstler Marc Haselbach zeigt - symbolisch - das "Fernglas-Wunder". Foto: Patty Varasano

    Eine persönliche Geschichte hatte auch die Ochsenfurter Wundergeberin zu erzählen, die Marc Haselbach im Juni ein handelsübliches Fernglas überreichte. Es stamme von ihrem Vater, der Binnenschiffer gewesen sei. Das tragbare Fernrohr, das für ihren Vater Sicherheit bedeutet habe, diente ihr nun als Erinnerung daran, dass das Leben immer im Fluss sei und stete Weiterentwicklung fordere.

    "Das empfand ich als ein sehr schönes Bild, das sie sich selber daraus gemacht hat", freut sich Haselbach. Diese Umwidmung der Bedeutung eines Gegenstands erinnert ihn an den Film "Die fabelhafte Welt der Amélie". Wie in der Produktion von 2001 würden Objekte seiner Wunderkammer häufig die Fähigkeit besitzen, alleine durch ihren Anblick Erinnerungen an die Kindheit oder besondere Erlebnisse hervorzurufen.

    Der Veranstaltungsort der nächsten Wunderkammer steht noch nicht fest

    Wo in Mittel oder Oberfrankens im nächsten Sommer Wunder für Franken gesammelt werden sollen, ist noch nicht klar. Auch eine Liste der Kleinstädte gebe es noch nicht, sagt Genslein, man gehe jetzt auf Kommunen zu. Initiativbewerbungen: ausdrücklich erwünscht!

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