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Würzburg: Zehn Hektar sind gekauft: Würzburgs Uniklinik kann wachsen

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Zehn Hektar sind gekauft: Würzburgs Uniklinik kann wachsen

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    Zehn Hektar sind gekauft: Würzburgs Uniklinik kann wachsen
    Zehn Hektar sind gekauft: Würzburgs Uniklinik kann wachsen

    Mehr als zwei Jahre wurde zäh gerungen. Am Dienstag nun war man beim Notar, und groß ist die Erleichterung: Mit Unterzeichnung des Kaufvertrages ist der Weg für den Ausbau der Würzburger Uniklinik endgültig frei. Zehn Hektar Grund, derzeit noch landwirtschaftlich genutzt, kauft der Freistaat dafür von der Stiftung Juliussspital.

    Im nördlichen Anschluss an das Klinikareal im Stadtteil Grombühl sollen eine neue Kopfklinik (378 Betten), ein Zentrum Frauen-Mutter-Kind (222 Betten) und eine Energiezentrale entstehen. Im Endausbau ist für das Projekt mehr als eine Milliarde Euro veranschlagt. Die Baupreise sind seit Beginn der Grundstücksverhandlungen bereits merklich gestiegen. Die Einigung hat aber immerhin eine gerichtliche Auseinandersetzung erspart, die den Ausbau weiter verzögert hätte.

    Freistaat kauft Erweiterungsgelände für 10,9 Millionen Euro

    Streitpunkt war die Bewertung der Verkaufsfläche und damit der Preis: Ackerland oder Bauerwartungsland? Am Ende steht ein Mischpreis, dem Vernehmen nach knapp 10,9 Millionen Euro. Offiziell genannt wurde die Summe nicht. Für einen Kompromiss hatte sich als Vermittlerin die frühere Landtagspräsidentin Barbara Stamm stark gemacht. Ihr kam, so sagt es der ärztliche Klinikdirektor Georg Ertl, eine "Schlüsselrolle" zu.  Einen vollen Aktenordner hatte Stamm zur Pressekonferenz mitgebracht ("nur ein Teil des ganzen Schriftverkehrs"), um zu zeigen, wie dick das zu bohrende Brett war.

    Hat sich seit Jahren für den Ausbau der Uniklinik in Würzburg stark gemacht: Die frühere Landtagspräsidentin Barbara Stamm. Links Uni-Präsident Alfred Forchel, rechts der Ärztliche Klinik-Direktor Georg Ertl. 
    Hat sich seit Jahren für den Ausbau der Uniklinik in Würzburg stark gemacht: Die frühere Landtagspräsidentin Barbara Stamm. Links Uni-Präsident Alfred Forchel, rechts der Ärztliche Klinik-Direktor Georg Ertl.  Foto: Thomas Obermeier

    Stamm vermittelte zwischen den Verhandlungspartnern und setzte sich zusammen mit anderen mainfränkischen Abgeordneten verschiedener Parteien in München für eine Finanzierung des Ausbaus ein. Wie sie vor Medienvertretern verriet, sei ihr schon 2010 in einem Brief an den Ministerpräsidenten "der Kragen geplatzt" ob der schlechten Zustände in Kopf- und Frauenklinik.

    Ein zunächst geplanter Neubau der Kopfklinik im Bestand, also an gleicher Stelle, wurde verworfen. Zu viele Unwägbarkeiten und Hürden taten sich auf. Vor zwei Jahren dann der Befreiungsschlag: die Erweiterung der Uniklinik auf der grünen Wiese. Knapp 20 Hektar sollte der Freistaat dafür ankaufen. Nach vollmundiger Ankündigung trat man dann aber auf der Stelle.

    "Wir sind unserem Stiftungsvermögen verpflichtet und brauchten einen adäquaten Wertausgleich."

    Oberpflegamtsdirektor Walter Herberth, Stiftung Juliusspital

    Über viele Monate wurde gefeilscht. Man stritt um ein Vorkaufsrecht samt Bodenpreisen aus den 90er Jahren. Die Stiftung Juliusspital hatte dieses Recht einst der Uniklinik für ihren Ausbau eingeräumt. Oberpflegamtsdirektor Walther Herberth unterstrich vor der Presse, dass man die Erweiterung niemals blockieren wollte, "schon gar nicht aus irgendwelchen Wettbewerbsgedanken", weil das Juliusspital selbst Klinikbetreiber ist (Klinikum Würzburg Mitte). "Aber wir sind unserem Stiftungsvermögen verpflichtet und brauchten einen adäquaten Wertausgleich." Schließlich gehen zehn Hektar  landwirtschaftliche Fläche verloren, "unsere Landwirte verdrücken heute ein paar Tränen", so Herberth. 

    Grundstücksankauf unter Dach und Fach: Zufrieden nach dem Notartermin waren (von links) Walter Herberth (Juliusspital), Jan Knippel (Staatliches Bauamt), Georg Ertl (Uniklinik), Katrin Hartmann (Immobilien Freistaat Bayern), Matthias Frosch (Medizin-Dekan), OB Christian Schuchardt und Sabine Wehrmann (Uni Würzburg).
    Grundstücksankauf unter Dach und Fach: Zufrieden nach dem Notartermin waren (von links) Walter Herberth (Juliusspital), Jan Knippel (Staatliches Bauamt), Georg Ertl (Uniklinik), Katrin Hartmann (Immobilien Freistaat Bayern), Matthias Frosch (Medizin-Dekan), OB Christian Schuchardt und Sabine Wehrmann (Uni Würzburg). Foto: Thomas Obermeier

    Nutzen können sie die Äcker bis zum Spatenstich für die neuen Kliniken. Und der soll nach Zeitplan des Staatlichen Bauamts erst in fünf Jahren sein. So lange benötige man für eine "hochkomplexe Planung" beginnend mit einem Wettbewerb bis zur Vergabe der Aufträge, erklärte Jan Knippel, im Bauamt zuständig für die Universität. Er will mit der Planung loslegen, wartet nun auf den konkreten Auftrag aus dem Ministerium. 

    Klinikdirektor Georg Ertl hofft auf zügige Realisierung

    Über eine halbe Milliarde Euro soll – bei einer Bauzeit von weiteren fünf Jahren – in einem ersten Abschnitt verbaut werden, der zweite Abschnitt kostet kaum weniger. Viel Geld für den Freistaat. Uni-Klinikdirektor Ertl hofft, dass die Planung schnell vorangeht, der Bau konsequent finanziert wird und keine 15 bis 20 Jahre vergehen, bis die neuen Kliniken stehen. Stamm versprach, sich weiter dafür einzusetzen und erinnerte an die jüngste Regierungserklärung von Ministerpräsident Markus Söder. Darin hatte er auch auf marode bauliche Zustände an den Universitäten hingewiesen und Abhilfe durch ein Milliardenprogramm angekündigt.

    Wie wichtig eine moderne Infrastruktur ist, betonte Uni-Präsident Alfred Forchel: "Es geht nicht nur um Quantität, sondern um die Qualität." Das gilt für Klinikchef Ertl mit Blick auf die Versorgung der Patienten aus ganz Mainfranken, aber auch im Wettbewerb um Personal. Mit rund 6800 Beschäftigten ist das Uniklinikum der größte Arbeitgeber in Würzburg. 

    Das Schrägluftbild zeigt die Lage des Erweiterungsgeländes (Pfeil) oberhalb des Uniklinik-Parkplatzes. Im Vordergrund ist das Doppelzentrum für Operative und Innere Medizin mit seinen vier Bettenhäusern zu erkennen.
    Das Schrägluftbild zeigt die Lage des Erweiterungsgeländes (Pfeil) oberhalb des Uniklinik-Parkplatzes. Im Vordergrund ist das Doppelzentrum für Operative und Innere Medizin mit seinen vier Bettenhäusern zu erkennen. Foto: Berthold Diem / Uniklinikum Würzburg

    Oberbürgermeister Christian Schuchardt verwies auf den nun beginnenden Bau der Straßenbahnverlängerung durch das Klinikareal bis zur neuen Wendeschleife am Erweiterungsgelände. Seit den 90er Jahren liefen hier die Planungen, die 1,3 Kilometer lange Trasse kostet laut OB mittlerweile 38,5 Millionen Euro, der Freistaat übernehme hier gut die Hälfte. Die ÖPNV-Erschließung aller Unikliniken schaffe eine gute Anbindung und auch eine Verkehrsentlastung im Stadtteil Grombühl.

    Alte Kliniken könnten für Medizin-Studierende genutzt werden

    Statt der anfänglich diskutierten fast 20 Hektar hat der Freistaat aus Kostengründen "nur" zehn Hektar für den Klinikausbau erworben. Das reicht für die aktuellen Pläne. Sollte die Uniklinik künftig noch weiter wachsen, hat das Juliusspital in neuen Verhandlungen nun freie Hand: Uni und Freistaat haben – als Teil der Vereinbarung – auf die übrigen Vorkaufsrechte verzichtet. 

    Und was passiert nach Realisierung der Neubauten mit den alten Kliniken? Hier hat Prof. Matthias Frosch als Dekan der medizinischen Fakultät schon Bedarf für Lehre und Medizinerausbildung angemeldet. Für Details sei es aber noch zu früh.

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