7. März 1963, Main-Post:
"Ich wollte mich vor Würzburg stellen"
Erklärung des Oberbürgermeisters / Generalstaatsanwalt Bauer soll Aufklärung geben
Am Schluss der gestrigen Stadtratssitzung ging Oberbürgermeister Dr. Zimmerer auf seine Äußerungen am Samstagabend beim Empfang der bayerischen Landessynode auf der Festung ein. In Zukunft, so betonte der Oberbürgermeister, wolle er zu derartigen Dingen "nie mehr etwas sagen".
Die Meldung, die über seine Ansprache durch die Nachrichtenagentur verbreitet worden sei, unterstelle ihm Dinge, die er nie gesagt habe. So habe er nicht mit einem Wort zu den Vorwürfen gegen prominente Würzburger Persönlichkeiten Stellung genommen. Er habe weder die Presse, noch die Publizistik angegriffen. Vielmehr habe er erklärt, dass "innerhalb des Journalismus die zunehmend merkwürdige Tendenz einer neuen Richtung" bestehe, die es "mit der Wahrheit nicht so genau" nehme und stattdessen vorwiegend auf Publikumswirksamkeit ausgerichtet sei.
- Die Skandale des Dr. Zimmerer
- Kommentar: Keine Straße für Helmuth Zimmerer
- Dokumentation: Zimmerers Doktorarbeit
"Man kann sagen", meinte der Oberbürgermeister unter der Zustimmung einiger Mitglieder der SPD-Fraktion, "dass es besser gewesen wäre, nicht darüber zu sprechen". Aber er habe es für nötig gehalten, sich einmal vor die Stadt zu stellen, der durch die Veröffentlichungen im In- und Ausland ein ungeheurer Schaden zugefügt werde. Dazu zitierte der Oberbürgermeister einige Zuschriften – zum Teil aus dem Ausland -, in denen u. a. Äußerungen vorkamen, wie "In Würzburg regiert die braune Brut, wie einst". "Die Herren", schloss Dr. Zimmerer seine Erklärung, "die an dem Brei gekocht haben, haben sich der Stadt Würzburg gegenüber eine große Verantwortung aufgeladen".
Vorausgegangen war ein Antrag von Stadtrat Blenk
(FWG, d. Red.)
, wonach die Stadt eine Klärung der Äußerungen des hessischen Generalstaatsanwalts Bauer herbeiführen solle. Wie berichtet, hatte der prominente Jurist in einem Interview mit einer ausländischen Zeitung angeblich davon gesprochen, dass Würzburg "von einer nationalsozialistischen Clique terrorisiert" werde. Der Stadtrat stimmte zu, dass Generalstaatsanwalt Bauer um die Erklärung gebeten werden soll, ob diese ihm unterstellten Äußerungen tatsächlich gefallen sind.
Nächste Seite:
9. März 1963, Frankenpost: Neue Skandale in Würzburg
Inhaltsverzeichnis