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RIMPAR: Zum 400. Todestag von Julius Echter von Mespelbrunn

RIMPAR

Zum 400. Todestag von Julius Echter von Mespelbrunn

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    Die Echter-Tafel am Rimparer Kirchturm.
    Die Echter-Tafel am Rimparer Kirchturm. Foto: Foto: Christian Ammon

    Mildtätig für die Armen, ein Förderer der Bildung und Künste, aber auch konsequent und rücksichtslos, ja ein Fanatiker und ein skrupelloser Machtmensch soll er gewesen sein: 400 Jahre nach seinem Tod ist es nur noch schwer festzustellen, wer der Würzburger Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn wirklich war.

    Bis heute stehen sich in der Forschung zwei gegensätzlich Bilder gegenüber. In einem Vortrag nähert sich nun am Freitag, 10. November, um 19.30 Uhr Dr. Robert Meier, Archivar im Staatsarchiv Bronnbach, dem 1617 Verstorbenen als einem „Mann der Ordnungen“. Zu der Veranstaltung im Rittersaal von Schloss Grumbach lädt die Pfarrei Rimpar ein. „Der Mann ist ein faszinierendes Phänomen“, erklärt Kirchenpfleger Günther Wagenbrenner. Rimpar habe ihm viel zu verdanken. „Er hat in die Breite was getan und nicht nur wie die Schönborns die Residenz gebaut.“

    Die über vier Jahrzehnte dauernde Regierungszeit Echters hat im Würzburger Landkreis viele Spuren hinterlassen. Die Spitztürme der rund 300 Echter-Kirchen sind nur das augenfälligste Zeichen einer Neuorganisation des Hochstifts, der Schaffung einer modernen Territorialherrschaft und der Erneuerung der katholischen Konfession des christlichen Glaubens. In der heutigen Marktgemeinde Rimpar ist jedoch der Ortskern ohne das Wirken Echters nicht denkbar. Unter seiner Herrschaft verwandelte sich das spätmittelalterliche Dorf in einen stolzen Ort mit einem repräsentativen Ortskern, der von einem bis heute weithin einmaligen Ensemble der deutschen Spielart der späten Renaissance geprägt wird.

    Wagenbrenner ist darum besonders stolz darauf, dass Helfer aus der Pfarrei bei der Entrümpelung des Dachbodens des barocken Pfarrhauses, das derzeit renoviert wird, auf ein in Öl gemaltes Porträt des Kirchenfürsten gestoßen sind. „Die Farben waren grau in grau, die Leinwand gefaltet, an der linken Seite gab es einen tiefen Riss“, beschreibt er den trostlosen Zustand des Bildes. Dass dieser zufällig nahe dem Herzen entstanden ist, glaubt er nicht. „Das muss absichtlich geschehen sein.

    “ Mit Hilfe von Spenden aus der Pfarrei und Kunstfreunden aus Rimpar wurde es möglich, das Bild zu restaurieren. So erstrahlt der Kirchenfürst nun wieder in seiner ganzen Pracht. Allerdings zeigt das Bild ihn bereits als älteren Herr mit einem überraschend nachdenklichen Blick.

    Bis heute polarisiert Echter: Noch bis in die 1950er Jahre gab es in Rimpar kaum einen evangelischen Christen. Wie viele von ihnen den Ort unter dem Fürstbischof, der jeden, der nicht die Konfession wechselte, ausgehend von den Beschlüssen des gegenreformatorischen Konzils von Trient (1545-1563) zum Auswandern zwang, ist nicht bekannt. Rimpar war jedoch einer der zentralen Regierungsorte Echters. Auf auffälligsten ist der Kirchturm der Pfarrkirche, der auf seine rege Bautätigkeit zurückgeht. Dabei war er nicht zögerlich darin, seine Verdienste auch nach außen darzustellen: Eine über dem angebrachte Tafel zeigt das Baujahr 1609 und stellt den Bauherren entsprechend heraus.

    Auch das alte Rathaus, hinter dem sich früher der Hofgarten mit Orangerie und weiteren Parkanlagen an der Pleichach anschlossen und die spätmittelalterliche Burg, die Julius Echter von dem verschuldeten Adelsgeschlecht der Grumbachs 1593 erworben hatte, war hierdurch harmonisch an den Ort angeschlossen. Das Schloss, dessen Ostflügel neu gebaut wurde, diente in dieser Zeit als Jagd- und Sommerresidenz. Von hier aus wurden zudem mehrere Orte im Würzburger Norden verwaltet.

    Den weitläufigen Gramschatzer Wald gäbe es wohl nicht, wenn der Fürstbischof ihn nicht hätten schützen lassen. Besonders sehenswert ist zudem das frühere Amtshaus am heute unter dem starken Autoverkehr leidenden Marktplatz.

    Auch errichtet er eine erste Schule in Rimpar und reagiert damit auf ein eklatantes Versäumnis der Kirche. „Die Menschen verstanden die Sprache der Kirche nicht, sie konnten nur zuhören“, sieht Wagenbrenner hierin eine der Gründe für die Reformation.

    Auffallend ist, dass der Katholizismus bis heute in dem früheren Arbeiterdorf tief verwurzelt ist: Die Herzlichkeit, mit der die Wallfahrer auf dem Weg zum Kreuzberg am frühen Morgen empfangen werden, und nochmals auf dem Rückweg ist unübertroffen. Auch erinnern sich noch die Älteren an den Tag, als 1953 gleich fünf junge Männer aus Rimpar zu Priestern geweiht wurden. Wohl auch eine Reaktion auf die Unterdrückung des Glaubens durch die Nationalsozialisten.

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