Gisela Rauchs Leben ist wild, es ist aufregend. Dabei führt sie nicht das Leben eines Abenteurers. Es sind ihre drei Kinder und ein Ehemann, die der Main-Post-Journalistin seit sieben Jahren für genügend Tumult sorgen, um Stoff für ihre wöchentlichen Kolumnen zu liefern. Aus den insgesamt 250 Glossen, in denen sie bisher „Den ganz alltäglichen Wahnsinn“ ihres Familienlebens beschrieben hat, hat sie die 116 Besten ausgewählt und in dem Buch „Mein Familie und ich“ zusammengestellt. Eine Auswahl hat sie nun in der Buchhandlung Hugendubel ihrer Fangemeinde vorgestellt.
In ihren vergnüglichen Kurzgeschichten nimmt sie den Leser mit auf den Spielplatz, zum Elternabend, zur Kindergeburtstagsparty oder einfach nur in die eigenen vier Wände, wo sie mit ihrem Mann Laternen für den Sankt-Martins-Umzug des Kindergartens bastelt. Einmal dürfen die Leser sie und ihre Freundinnen sogar beim Shoppen in eine Edelboutique begleiten und beobachten, wie sie ein tiefdekolletiertes, auf Taille geschnittenes „taubenblaues Abendkleid“ anprobiert, nur um es erschrocken vom Preis wieder zurückzuhängen und sich einzureden, dass ihr diese Farbe doch gar nicht gefällt.
„Meine Neigung zur Selbstdemontage“
Gisela Rauch Journalistin, Buchautorin
Von ihrer eigenen „Neigung zur Selbstdemontage“ nimmt die die dreifache Mutter mit „angeborener Fähigkeit zur Blamage“ ihre Kinder aus: Noah, Gabriel und Stella sind Fantasienamen. Auch hat sie die Charaktere der Kinder ebenso wie die Handlungen leicht verändert und dramatisch zugespitzt. So gibt es den gutherzigen Gabriel, der sogar den Stubenfliegen Mützchen aufsetzen möchte, um sie vor der Kälte zu schützen. Der inzwischen volljährige Noah mausert sich in der Pubertät zum Rebellen. In „wütenden Akkorden“ spielt er auf dem Klavier „Paint it black“ von den Rolling Stones, während ihn seine Mutter dafür zu gewinnen sucht, dass er auf der Feier des Kindergartens auftritt und Weihnachtslieder spielt.
Besonders verteidigt Gisela Rauch jedoch die blondlockige Stella, die anfangs gerade einmal zwei Jahre alt ist: „Natürlich ist die Kleine nicht das ausgewachsene Biest, als das sie manchmal erscheint“, versichert sie den Zuhörern: „Sie ist ein ganzes normales, liebenswürdiges Mädchen.“ In der Geschichte „Das gute Vorbild“ beschreibt Rauch, wie Stella ihre glatzköpfige Puppe „erzieht“. Streng ermahnt sie ihr Spielzeug beim Zubettgehen, dass es jetzt das letzte Schlaflied und „danach Sluss“ ist und sich dann doch noch zu einem „Hoppe, hoppe Reiter“-Lied erbarmt, bis sie plötzlich mit scharfem Ton die Puppe unsanft ins Bett befördert: „Jetz will ich nix mehr hörn, ich brauche auch meine Ruhe. Verdammt noch mal!“ Zufrieden schaut sie ihre Mutter an: „So, Mama. Die Puppe slaft. Ich habs genauso macht wie du.“
Dabei war es 2005 nicht der eigene Entschluss, sondern eine „Idee“ des Chefredakteurs, der die Tageszeitung mit einer Reihe neuer Kolumnen auffrischen wollte. „Garten, Küche und Hunde waren schon vergeben. Da ist eigentlich nur noch die Familie geblieben“, erzählt die Autorin und gesteht, dass es ihr am Anfang schwer gefallen sei, der anspruchsvollen Gattung der Zeitungsglosse immer gerecht zu werden und die Geschichten auf Pointe zu schreiben. Ein Ende ist nicht abzusehen. Nur eine Gefahr drohe am Horizont: die Familienzensur. Auch sträube sich der Gatte manchmal, dass er in den Kolumnen auftaucht. „Besonders unzufrieden war er mit der Geschichte, dass er nicht putzen möchte“, erzählt Gisela Rauch neckisch.
„Mein Familie und ich“ ist im Würzburger Verlag Peter Hellmund erschienen. Es ist für 9,90 Euro im Buchhandel erhältlich.