Es ist nur maximal 200 Meter breit, dafür aber rund 1400 Kilometer lang und hat sich von einem Ort des Schreckens zu einem einmaligen Areal für Artenvielfalt entwickelt: das „Grüne Band“ zwischen Travemünde und Hof entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Inzwischen finden sich dort unzählige Biotope mit einem wertvollen Bestand an Tieren und Pflanzen. Bei einer Exkursion der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) in die Hohe Rhön bestaunten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer seltene Pflanzen wie Knabenkraut oder Trollblume und erfuhren viel über die Vergangenheit zu DDR-Zeiten, schreibt die Diözese Würzburg in einer Mitteilung, aus der diese Informationen stammen.
Ralf Hofmann von der Gebietsbetreuung Nationales Naturmonument „Grünes Band Thüringen“ empfing die Gruppe am Schwarzen Moor. Er erklärte, dass sich das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, das vom „Grünen Band“ durchzogen wird, auf drei Bundesländer verteilt: Bayern, Hessen und Thüringen. Es hat etwa die Größe des Bundeslands Saarland. Die Fläche werde in drei Bereiche eingeteilt. In der Kernzone finden keine menschlichen Eingriffe statt und sie dürfe auch nicht betreten werden, damit sich dort Pflanzen und Tiere ungestört entwickeln können. In der Entwicklungszone greife der Mensch sanft ein, etwa um Fichten zu entnehmen. Die Pflegezone werde nachhaltig und zukunftsträchtig bewirtschaftet, etwa durch Hüteschäferei. Ziel sei es, einer Vielfalt von Bäumen und Büschen einen natürlichen Aufwuchs zu ermöglichen und nach Möglichkeit Lebensraum für Tiere zu schaffen. So wurden etwa Baumstreifen gepflanzt, in denen Wildkatzen und Fledermäuse wie das Mausohr Deckung finden. Der Rotmilan dagegen brauche offenes Land. Zum Schutz der Tier- und Pflanzenwelt dürfen manche Bereiche nur über Holzstege betreten werden.
Um heimische Pflanzen zu schützen sei es mitunter nötig, dass der Mensch steuernd in die Natur eingreife, etwa beim Projekt zur Bekämpfung von Lupinen, sagte Hofmann laut Mitteilung. Die farbenprächtig blühenden Pflanzen gehören nicht zur natürlichen Vegetation der Rhön, nähmen aber an einigen Standorten überhand. Deshalb werde ihr Bestand jetzt reduziert. Totholz sei dagegen gern gesehen, denn es sei nicht nur eine Nist- und Nahrungsmöglichkeit für Vögel und Insekten, sondern speichere während des Verfalls auch viel Wasser.
Vorbei ging es an einem Grenzstein aus dem Jahr 1867, auf dem noch die alte Inschrift zu lesen ist. Hier trafen das Königreich Bayern und das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach aufeinander. Bald darauf wurden die Überreste der ehemaligen DDR-Grenzanlagen erreicht. Die innerdeutsche Grenze sei die bestbewachte Grenze weltweit gewesen, sagte Hofmann. Anstatt der hölzernen Grenzhütten wurden bald Wachtürme errichtet, die teils heute noch stehen. Bevor die Grenze mit Stacheldraht und Todesstreifen gesichert wurde, seien nach den Worten Hofmanns von 1949, dem Gründungsjahr der DDR, bis zum Mauerbau 1961 rund 2,8 Millionen Menschen nach Westdeutschland geflohen. Bis zum Fall der Mauer 1989 waren es gerade mal rund 5000 Menschen, denen die Flucht über die hochgesicherte Grenze gelang.
Beeindruckt waren die Teilnehmenden auch vom Blick auf Frankenheim, das zu DDR-Zeiten auf mehreren Seiten von nur einen Kilometer entfernten Grenzzäunen eingeschlossen war. Der Gebietsbetreuer berichtete von Zwangsumsiedlungen, die viele Menschen in Frankenheim leidvoll erfahren mussten. Nur 200 Meter vom Grenzzaun entfernt liegt der Ort Birx. In Sichtweite lud Silvia Weisenberger zu einer Besinnung ein. (afk)
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