Vor genau 250 Jahren, 1775, wurde Johann Georg Schneider – später Eulogius genannt – aus seinem Heimatort Wipfeld verstoßen. Sein Vater stellte ihn vor die Wahl: ein tugendhaftes Leben oder den Bruch mit der Familie. Schneider kehrte nie zurück. Sein bewegtes Leben endete 1794 mit 37 Jahren auf dem Schafott in Paris, als Opfer der Französischen Revolution, der er sich leidenschaftlich verschrieben hatte.
Im Wipfelder Literaturhaus präsentierte Birgit Gröger den zweiten Teil ihrer historischen Reise über ihren berühmten Vorfahren. Seit ihrer Abiturarbeit 1981 beschäftigt sich die Lehrerin intensiv mit Schneiders Biografie. „Unsterblich werden, das wollte er“, sagte sie einleitend und tatsächlich lebt sein Andenken weiter.
Während der erste Teil ihrer Abhandlung Schneiders Kindheit, Familie und das gesellschaftliche Umfeld im 18. Jahrhundert beleuchtete, widmete sich Gröger nun seinem Weg vom Ordensmann zum Revolutionär. Stationen seines Lebens waren Bamberg, Salzburg, Stuttgart und Bonn, wo er als Hofprediger und Professor wirkte. Später wurde er öffentlicher Ankläger im Elsass, berüchtigt für seine radikale Umsetzung der Revolutionsideale mit der Guillotine. Sein Leitspruch: „Wer nicht für die Revolution ist, ist gegen sie und muss vernichtet werden.“ Grögers Fazit: Schneider, der Tyrannei und Despotismus bekämpfen wollte, wurde selbst zum Symbol eben jener Kräfte und scheiterte tragisch an seinen Idealen. Dennoch blieb er bis zuletzt stolz auf seine Herkunft als Sohn eines armen Winzers aus Wipfeld. Vielleicht erinnerte er sich auf dem Weg zur Guillotine an sein einst im Kloster verfasstes Dreifaltigkeitsgedicht: „Sei gelobt und hochgepriesen, Heiligst Dreifaltigkeit, (...) wollst uns allzeit gnädig sein.“ Heute erinnert ein eigener Raum im Wipfelder Literaturhaus an ihn, eines von nur drei Literaturhäusern in Bayern, geöffnet an Wochenenden.
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