„Ich lasse lieber auf der Rennstrecke die Sau raus, als im Straßenverkehr.“ Patrick Eckert lassen Radarfallen kalt. Der Motorradfahrer mit null Punkten in Flensburg brennt für den Rennsport. Der Bad Kissinger startet in der Suzuki GSX-R750 Challenge, die im Rahmen der Deutschen Meisterschaft stattfindet. Vergangenes Jahr fuhr Patrick Eckert immer unter die Top 15, dieses Jahr will er unter die Top 10. In der vergangenen Saison stiegen drei Fahrer seiner Klasse in die IDM (Internationale Deutsche Meisterschaft) auf. Also in die höchste nationale Klasse, von der der 23-Jährige träumt. „Dies ist allerdings sehr kostenintensiv, dafür bräuchte ich noch mehr Unterstützer, um die hohen finanziellen Hürden zu nehmen“, sagt der Maschinenbaustudent.
Massage vor dem Rennen
In dieser Saison wird Patrick Eckert von Paddys Race Days (Rennveranstalter), Albert Schönstein (Motorhändler aus Großenbrach), Karl Klopfleisch (Fahrwerksspezialist aus Nüdlingen) und Axel Bergmann (Physiotherapeut aus Bad Kissingen) unterstützt. „Albert Schönstein kümmert sich um mein Motorrad, hilft bei Reparaturen, Tuning und alles, was sonst noch mein Motorrad betrifft. Karl Klopfleisch passt mir das Fahrwerk für eine perfekte Abstimmung an. Eine Massage vor dem Rennen von meinem Physiotherapeuten entspannt mich noch einmal. Ich bin meinen Unterstützern sehr dankbar und weiß, dass dies nicht selbstverständlich ist“, sagt der 23-Jährige. Auch die Eltern unterstützen den rennsportbegeisterten Sohn und begleiten ihn zu jedem Rennen.
Tägliches Fahrrad-Training
Ostern reiste Patrick, der unter anderem täglich mindestens zwanzig Kilometer auf dem Fahrrad trainiert, zum Trainingsauftakt nach Italien. Bei seinem Trainingsveranstalter aus der Schweiz zeigt er als Instruktor Anfängern, wie man sich auf der Rennstrecke richtig verhält. Dieser gab ihm die Möglichkeit, in Italien zu trainieren. Seine erste komplette Saison bestritt er 2012.
Zu dem eher ungewöhnlichen Sport kam Patrick, da er sich schon immer für Motorradrennen interessierte. Mit 18 machte er seinen Motorradführerschein und trat 2011 mit 20 Jahren im MZ-Cup als Gaststarter mit einem Leihmotorrad an. Die Rennsportleidenschaft ließ ihm keine andere Wahl, als für die eigene Ausrüstung zu sparen. „Die Kosten rechne ich mir gar nicht vor, weil es weh tut.“
Für die Rennwochenenden nimmt sich Patrick Eckert Urlaub. Der Bad Kissinger arbeitet neben seinem Maschinenbaustudium an der Fernuniversität DAA in Essen, bei Sachs in Schweinfurt als Servicetechniker. „Im Winter konzentriere ich mich mehr auf mein Studium und im Sommer auf den Rennsport“, erzählt der Motorradcrack. Diese Saison warten sieben Rennwochenenden auf ihn. „Meist reisen wir schon Donnerstagabend an, das Motorrad kommt vorher zur technischen Abnahme und wir melden uns an. Am besten sind die gemeinsamen Abende. Wir Motorradsportler grillen zusammen und es herrscht eine sehr familiäre Atmosphäre“, berichtet der Extremsportler.
Für die Rennen der Suzuki GSX-R 750 Challenge reist Patrick Eckert durch die ganze Republik und auch in Nachbarländer. In der Region gibt es keine Rennstrecken. Sein Lieblingskurs ist das Schleizer Dreieck in Thüringen. „Mir gefällt die Strecke, weil sie eine Naturrennstrecke ist, außerdem herrscht dort die beste Stimmung“, schwärmt der Teilzeitstudent.
Soziales Engagement
44 Fahrer treten in der Suzuki GSX R750 Challenge an, darunter auch Samanta Bieniusa aus Rottershausen als einziges Mädchen. Ein Gaststartplatz pro Rennwochenende wird auf ebay versteigert, der Erlös kommt krebskranken Kindern zugute. Sonntags nach zwei Trainingsfahrten und zwei Qualifyings finden die Rennen statt. Die Zweiradsportler fahren auf drei bis vier Kilometer langen Strecken, je 12 bis 15 Runden.
„Ich bin vielleicht ein bisschen verrückt“, so der Starter mit der Nummer 93, eine Hommage an sein Idol Marc Marquez. Ein bisschen ein Freak sollte man auch sein. Schließlich erreicht seine 150-PS starke Suzuki GSX-R Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 300 Stundenkilometern. „Am angespanntesten ist man direkt vor dem Start, aber Angst habe ich keine“, zeigt sich der 23-Jährige furchtlos. Dabei bekam der gebürtige Sachse letztes Jahr genau zu spüren, wie gefährlich sein Sport sein kann. In Assen in den Niederlanden rutschte sein Hinterrad in einer Kurve plötzlich bei 170 km/h. Als der Reifen wieder Grip bekam, stellte sich das Motorrad schlagartig auf, auch „Highsider“ genannt, Patrick Eckert landete im Kiesbett. „Ich war benommen, hatte aber außer ein paar Blessuren keine Verletzungen zu beklagen. “ Nicht zuletzt dank einer Schutzausrüstung, eine Maßanfertigung aus Känguruleder.
Trotz der latenten Gefahr könnte sich der frühere Jugendfußballer des FC Eltingshausen keinen schöneren Sport vorstellen. „Beim Fußball haben mich immer die Eltern verwundert, die dauernd reingeschrien haben und für jeden Fehler hat man einen Schuldigen gesucht. Beim Motorsport bin ich für mich selbst verantwortlich, außerdem liebe und lebe ich für diesen Sport und bin auch gerne unter Leuten, die die gleiche Leidenschaft teilen.“