So nah liegen Freud und Leid in Fußball manchmal beieinander. 120 Minuten hatten sich der TSV Mainbernheim und der SV Gaukönigshofen gegenseitig aufgerieben und ein zwar nicht unbedingt ein gutklassiges, dafür aber jederzeit spannendes und intensives Spiel geliefert. So musste das Elfmeterschießen entscheiden, in einem Spiel, das keinen Verlierer verdient gehabt hätte. Dieser trug dann aber nach großer Dramatik lila-weiß, während die Bärenstädter durch den 7:5 (3:3, 2:2, 1:1)-Sieg den Klassenerhalt feierten.
Es war wohl die entscheidende Szene der Begegnung: Marco Hügelschäffer lief als erster Mainbernheimer Schütze im Elfmeterschießen an, nachdem Tobias Seufert den A-Klassisten zuvor in Führung gebracht hatte, und Joseph Nagl hielt. Die Gaukönigshöfer jubelten und schienen das Momentum auf ihrer Seite zu haben. Doch Sekunden später pfiff Schiedsrichter Ramon Taub, zeigte dem perplexen Nagl gelb und ließ den Strafstoß wiederholen. Der Schlussmann stand bei Hügelschäffers Schuss bereits zwei Meter vor der Linie. Eine regelkonforme Entscheidung, aber dennoch strittig. „Zu diesem Pfiff fehlen mir die Worte. Joseph wurde dadurch jegliches Selbstvertrauen genommen“, war Gaukönigshofens verletzter Spielertrainer Tobias Werner sprachlos. Denn statt Nagl avancierte in der Folge Mainbernheims Schlussmann Christian Neuhöfer zum gefeierten Helden, nachdem er gegen Manuel Meyer und Jonas Gramlich pariert hatte. Seine Kollegen trafen dagegen allesamt und feierten überschwänglich den Klassenerhalt.
„Das ist natürlich fantastisch. Dieses Spiel hatte alles, was Fußball ausmacht. Einfach ein verrücktes Spiel mit dem glücklicheren Ende für uns“, standen Mainbernheims Interimstrainer Dominik Kress noch Minuten nach dem siegbringenden Treffer Patrick Webers die Tränen in den Augen.
Dabei hatte sich ein solcher Krimi in der ersten Hälfte überhaupt nicht angedeutet. Nach nervöser Anfangsphase waren es nämlich die Gaukönigshöfer, die schneller zu ihrem Spiel fanden. Die Werner-Elf agierte ballsicher, attackierte früh und setzte die weiter verunsicherten Mainbernheimer unter Druck. Dennoch blieb Manuel Meyers Schuss aus acht Metern, den Christian Neuhöfer fing lange die einzige Chance – bis Ramon Barthel traf. Neuhöfer hatte Tim Beischmidts Schuss abprallen lassen, und der Angreifer schob den Abpraller ein. Die Lila-Weißen blieben dominant, versäumten aber nachzulegen. Das bestraften die Mainbernheimer mit dem Pausenpfiff, als Joseph Nagl einen Weber-Schuss nur unzureichend klärte und Sascha Niedermeyer aus dem Getümmel traf.
Der Treffer gab den Bärenstädtern Auftrieb. Völlig verwandelt kam die Kress-Elf aus der Kabine, während Gaukönigshofen bis auf Beischmidts Schuss von der Strafraumkante nicht mehr stattfand. So war es schließlich Patrick Weber, der eine perfekte Winkler-Flanke zur Führung einköpfte. Die Mainbernheimer schienen auf dem besten Weg, die Partie für sich zu entscheiden. Sie kontrollierten die Partie, während von den Lila-Weißen nichts mehr kam. Erst in der Schlussphase mit dem Mute der Verzweiflung legte der A-Klassist nochmals einen Gang zu, wurde aber aus dem Spiel nicht mehr gefährlich. Dafür aber nach einem Standard – und wie. Aus 25 Metern schlenzte Manuel Meyer das Leder über die Mauer in den linken Knick. Ein Treffer Marke „Tor des Monats“ brachte Gaukönigshofen in die Verlängerung.
Beide Teams stießen körperlich mittlerweile an ihre Grenzen, doch die Lila-Weißen schienen die größeren Reserven zu haben und gingen durch Tobias Seufert – gütig unterstützt von TSV-Keeper Christian Neuhöfer – wieder in Führung. Aber die Mainbernheimer Antwort folgte prompt. Nico Most servierte für den startenden Kai Siemers, der den erneuten Ausgleich erzielte. Das Spiel stand auf des Messers Schneide und die Bärenstädter hätten es für sich entscheiden können. Marco Hügelschäffers Freistoß parierte Nagl aber ebenso stark wie gegen den durchgebrochenen Patrick Weber. Dennoch nahm die Partie, wie erwähnt, für den Schlussmann ein tragisches Ende. „Ich bin unglaublich stolz auf unsere Leistung. Wir waren insgesamt die bessere Mannschaft. Mainbernheim war im Elfmeterschießen letztlich den nötigen Tick souveräner“, so Werner, dessen Team nach dem Schlusspfiff trotz der Niederlage frenetisch von den eigenen Anhängern gefeiert wurde. Völlig zu Recht!
Die Statistik des Spiels Fußball: Relegation Kreisklasse WÜ TSV Mainbernheim – SV Gaukönigshofen 7:5 (3:3; 2:2; 1:1) n.E. Mainbernheim: Nehöfer, Most, Bergner, Graf, Mauderer, Schmid, Niedermeyer, Hügelschäffer, Kuffner, Winkler, Weber/ Rodamer (42.), Roder (52.), Siemers (63.). Gaukönigshofen: Joseph Nagl, Anton Nagl, Pörner, Roth, Hemm, Hemm, Meyer, Beischmidt, Ringelmann, Seufert, Gramlich, Rehberg/ Barthel (22.), Rienecker (22.), Elias (48.). Schiedsrichter: Taub (Mainstockheim). Zuschauer: 719 (in Gülchsheim). Gelbe Karten: Hügelschäffer / Rienecker, Roth, Joseph Nagl. Tore: 0:1 Ramon Barthel (33.), 1:1 Sascha Niedermeyer (45.+2), 2:1 Patrick Weber (66.), 2:2 Manuel Meyer (88.), 2:3 Tobias Seufert (98.), 3:3 Kai Siemers (100.). Elfmeterschießen: 3:4 Tobias Seufert, 4:4 Marco Hügelschäffer, Christian Neuhöfer hält gegen Manuel Meyer, 5:4 Michael Kuffner, 5:5 Luis Ringelmann, 6:5 Rene Rodamer, Christian Neuhöfer hält gegen Jonas Gramlich, 7:5 Patrick Weber. ONLINE-TIPP Eine Bilderserie vom Spiel gibt es unter www.mainpost.de