Fahrer mit Helmen und Protektoren legen sich mit ihren Rädern rasant in die Kurven, ihr Tempo ist atemberaubend und der Unterboden voller Wurzeln oder Geröll. Es staubt, es spritzt und wer stürzt, der wird noch lange daran denken. Vielleicht sogar im Krankenhaus.
Rennsport lebt von Rasanz und Schauwert – auch wenn er durch Pedal- und Muskelkraft betrieben wird. Enduro1 heißt das Wort, das die Herzen von Mountainbikern höher schlagen lässt. Jetzt wird dieser Sport sogar in die Lichtenfelser Innenstadt und dem Franken-Bike-Marathon vorausfahren. Blick hinter die Kulissen einer renommierten Rennserie auf neuem Terrain.
Eigentlich könnte alles sein, wie immer: Am 1. Juni findet der 26. Franken-Bike-Marathon in Trieb statt, man radelt, man sprintet, in Sonderwertungen und auf unterschiedlichen Distanzen. Weite Teile des Ortes sind abgesperrt, es herrscht kein Durchkommen, die Parkplätze sind so voll wie die Übernachtungsmmöglichkeiten ausgebucht. Und über allem liegt der Duft von Bratwürsten und Steaks – Wacken für Radfahrer.
Zehn Monate Vorbereitung
Wenn da nicht diese alte Idee gewesen wäre, in die man beim Ausrichter, dem Radverein Concordia Trieb, zehn Monate Vorbereitung gesteckt hat. Denn vor den 1. Juni haben die Götter den 30. und 31. Mai gesetzt. Enduro1 heißt das Zauberwort und die Rede ist von einer Rennserie, die sich „an verschiedene Fahrer-Level richtet und Rennen in verschiedenen Regionen Deutschlands bietet“, wie es auf der Internetseite des RVC heißt. Im Grunde handelt es sich um eine Art nationale Formel1 für Gelände-Radsportler. Und wie in der Formel1 gibt es verschiedene Rennorte. Doch um ein solcher zu werden, muss man sich bewerben, muss man etwas leisten. Denn Enduro1 ist eine Marke mit Sitz in Treuchtlingen.
Es ist noch wenige Tage hin bis zum dreitägigen Großereignis. Im Vereinsheim des RVC sitzen Marc Kober, Thomas Sünkel, Jan Eisele und Tobias Träger an einem Tisch beisammen. Hier werden die Startertüten gepackt, hier liegt zwischen Absperrbändern und Schildern all das in den Regalen, was es alljährlich für das Radfahr-Großereignis am Obermain braucht. Aus dem ganzen Bundesgebiet kommen Teilnehmer, aus der Schweiz, Frankreich, Belgien, Großbritannien, Italien, Kroatien oder Spanien. Insgesamt 1200 Starter. „Die haben großes Interesse daran, Partner zu finden“, erklärt Marc Kober zu Enduro1. Wovon er spricht, hat mit abwechslungsreichen Trails zu tun, die Aufstiege und Abfahrten beinhalten. Es geht um Schnelligkeit, Ausdauer und technische Geschicklichkeit. Und es geht darum, dass Fahrerwertungen auf einzelnen Abschnitten stattfinden, wobei die besten Ergebnisse zum Gesamtergebnis beitragen.
2023, so ist hier in dieser Runde zu erfahren, seien Abgesandte von Enduro1 in Trieb zu Besuch gekommen, hätten sich umgeschaut, geprüft, für zu leicht oder in Ordnung befunden. Doch was muss eine Enduro1-Strecke bieten, soll Enduro1 zusagen und sie offiziell machen?
Trieb erfüllt die Anforderungen
Es soll bergab gehen, es bedarf eines Sicherheitskonzepts, sanitärer Anlagen, Platz für Camper und es müssen Wertungsprüfungen zwischen gewissen Höhenmetern vorgenommen werden können. Kober wird präziser. Der Mann ist, wie Träger auch, Mountainbike-Beauftragter des Landkreises und erklärt, dass man bezüglich der Trails, den Strecken also, „mit den Staatsforsten zusammenarbeitet“. Worum es dabei geht? Rücksichtnahme auf Belange von Natur und Jägern.
Schon seit Jahren, so pflichtet ihm Träger bei, sei man anlässlich des Franken-Bike-Marathons „in Austausch dazu getreten, wie es um Pflanzen und Tiere bestellt ist“. Beim Staatsforst herrsche zwar nicht die größte Freude über im Wald Rennen fahrende Radler, aber man sehe dort eben auch, dass Bedarf bestehe.
Bis in die Lichtenfelser Innenstadt
Doch wie kommen die Enduro1-Fahrer durch den Wald nach Lichtenfels. Und wozu überhaupt? Zu Letzterem ist zu sagen, dass man zeigen wolle, wie schön, spannend und mitreißend dieser Sport sei. Zu Ersterem gibt es einen Strecken- bzw. Kursverlauf: Trieb – Krappenberg – Tierheim – Gretchenbrunnen – Krappenberg – Friedenslinde – Stadtschloss – Marktplatz – Bamberger Straße – Vierzehnheiligen.
Und über weitere Trails geht es via Mistelfeld wieder zurück. In der Lichtenfelser Innenstadt jedenfalls ist man auf Zuschaueraufkommen vorbereitet. Überhaupt habe es seitens der Stadt ein Entgegenkommen gegeben, sei doch ein anderweitiger Termin eigens zugunsten des Rennens verschoben worden. Das vor Zeiten anberaumte Vorsprechen beim Citymanager Steffen Hofmann nebst Vertretern des Bauamts habe sich diesbezüglich gelohnt. Denn es mussten allerlei Fragen geklärt werden. So galt es zu gewährleisten, dass – Enduro1 hin oder her – bei allen in die Stadt führenden Streckenverläufen die Geschäfte zugänglich bleiben müssen.
„Am Wochenende werden wir bis 200 Helfer haben, sonst ist das nicht zu stemmen“, sagt Sünkel. Denn alle 20 Sekunden wird beim Enduro1 ein Fahrer auf die Strecke geschickt. Sollte sich binnen der 20 Sekunden ein Sturz ereignen, bedarf es Streckenposten mit Funkgeräten. Einige von ihnen kommen aus Würzburg, Nürnberg, aus dem Thüringer Land. „Die finden das toll, was wir auf die Beine stellen“, sagt er mit sichtlich Stolz im Gesicht.
Die Fahrer selbst erwarten bei ihrem Rennen unbekannte Strecken, denn nur die Hälfte der Distanz ist zum Training freigegeben. Weitere Informationen unter rvc-trieb.de.