Die Regionalliga-Reise des TSV Aubstadt geht nach der Niederlage gegen die DJK Vilzing (0:2) an diesem Samstag, 30. März, weiter zum Tabellen-Vorletzten FC Memmingen (14 Uhr).
Julian Grells Truppe zeichnen in dieser Regionalliga-Saison 2023/24 mehrere positive Charaktereigenschaften aus. Eine davon ist, dass sie sich bisher nach einer Niederlage nicht aus ihrem Rhythmus bringen und keine zweite folgen ließ, sondern sofort wieder aufstand. Das gelingt ihr, weil Grell aus einer verlorenen Partie im Nachhinein kein Drama macht, sondern die Leistung und das Ergebnis seiner Mannschaft differenziert bewertet.

So war es auch nach der Heimniederlage gegen Vilzing vor acht Tagen, und zwar noch direkt auf dem Platz. In solchen Fällen kommt ihm schon mal sein Vater Armin, mit Julians kleiner Tochter auf dem Arm, besonders nah. Als wolle er seinen Sohn symbolisch daran erinnern, dass es wichtigere Dinge im Leben gebe als Siege und Niederlagen in einem Fußball-Spiel. In der Tat hat sich Julian Grell vom einstigen Hitzkopf als Spieler des TSV Bad Königshofen und TSV Aubstadt zum kühlen Kopf bewahrenden Trainer des Regionalligisten entwickelt.
Memmingens Fußballer bekennen sich zu höheren Zielen
Besonders nach einer Niederlage wie dieser – in einer Partie, mit der man eigentlich den Traum der Vizemeisterschaft ein Stück näher zur Realität rücken wollte. Danach, beim "Wort zum Sonntag" in den Spielerkreis hinein, erinnerte Grell sie daran: "Eure Leistung war in Ordnung. Es ist doch nichts Schlimmes passiert. Man kann doch mal ein Spiel verlieren. Nur: Nächste Woche muss es besser werden." Nach solchen Worten kommt man doch viel lieber zum Training am Montag, am Dienstag und am Donnerstag. Und steigt an diesem Samstag in aller Herrgottsfrühe in den Bus, der circa 350 Kilometer nach Memmingen fährt.
Das Stadion dort ist ein 6,7-Millionen-Euro-Projekt mit 11.000 Plätzen und wurde vor dieser Saison zum Wiederaufstieg fertiggestellt. "Der Ausbau der Infrastruktur mit höchstem Energie-Standard bietet hervorragende Perspektiven für eine sportlich ambitionierte Ausrichtung der Nummer eins im Allgäuer Fußball", informiert der Klub. Dazu passt eigentlich kein erneuter Regionalliga-Abstieg. Auf den Titel "Erster der ewigen Bayernliga-Tabelle" sowie auf den Begriff "Fahrstuhl-Mannschaft" legt man in Memmingen keinen Wert. Stattdessen ein klares Bekenntnis zu höheren Zielen.

Die Gegenwart des dortigen FC sieht aber anders aus. Nach zwölf sieglosen Spielen – zehn Niederlagen und zwei Unentschieden sowie dem letzten Dreier am 8. Oktober in Fürth – beträgt der Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz bereits zehn Punkte, auf den TSV Aubstadt sogar 32 Punkte – und das, obwohl mit Sascha Hingerl und Maximilian Berwein zwei Winterneuzugänge vom Ligakonkurrenten Türkgücü München verpflichtet wurden.
Julian Grell lässt sich vom Negativlauf des Gegners nicht blenden
Memmingen ist Letzter in der Heimspiel-Tabelle mit nur drei Siegen und einem Unentschieden, aber mit bereits neun Niederlagen. Trainer Matthias Günes gibt sich kreativ bei seinen Statements nach Spielende. So sagte der 40-Jährige nach dem 1:3 vor acht Tagen in Illertissen, der immerhin besten Rückrunden-Mannschaft: "Wir dürfen uns nicht in Ausreden flüchten, müssen einfach Wege finden, mit der Enttäuschung zurechtzukommen. Auch diese Niederlage ist schwer zu schlucken. Die Leistung war nämlich ordentlich."
Das bestätigt auch sein Aubstädter Kollege Grell: "Wir werden alles tun, nur uns nicht vom Ergebnis und ihrer Negativserie blenden lassen." Nach zwölf sieglosen Spielen will freilich keine Mannschaft "der Depp" sein und den Memmingern zum Serienende Pate stehen. "Die Wahrheit liegt aufm Platz", sagte einst Otto Rehhagel. "Die Statistik im Kopf gewinnt keine Spiele", ergänzt Grell. Auch nicht die positive Bilanz nach fünf direkten Begegnungen, von denen Aubstadt drei gewann und zwei unentschieden endeten.

Viele Tore werden an diesem Samstag in Memmingen vermutlich nicht fallen. In keinem der beiden Teams steht ein herausragender Torjäger. Nach 25 beziehungsweise 26 Spieltagen werden beim TSV Dellinger mit sieben sowie Nickel, Pitter und Thomann mit jeweils sechs Toren geführt. Bei Memmingen kommen Pascal Maier auf sechs und Janis Peter auf fünf Tore.
Aubstadt kann in Memmingen personell aus dem Vollen schöpfen
Julian Grell verspricht vor dem Auswärtsspiel im Allgäu: "Vom Tabellenstand lassen wir uns nicht blenden. Ihre Niederlagen in der Rückrunde waren alle knapp. Ich habe sie beim 2:2 in Schweinfurt gesehen. Auch in Illertissen war mehr möglich. Wir wissen, dass wir unsere beste Leistung bringen müssen, wenn wir was Zählbares mitnehmen wollen."

Dass das Spiel unter den gegebenen Umständen zum Charaktertest werden könne, mag er so aber nicht stehen lassen: "Dass die Mannschaft Charakter hat, weiß ich und würde es auch nie nach einem Spiel, das mal nicht so läuft, infrage stellen." Die Spieler, die aus einer Krankheit oder Verletzung kommen, haben jetzt eine komplette Trainingswoche hinter sich, "sodass wir personell aus dem Vollen schöpfen können. Das gibt uns vielleicht auch ein bisschen mehr Kraft, die uns gegen Vilzing hinten raus gefehlt hat."