Ein bekanntes Sprichwort lautet: "Wie der Vater, so der Sohn." Es bedeutet, dass männliche Nachkommen dieselben Eigenschaften annehmen wie ihre Väter. Oder wie im Fall von Michael und Niklas Schilling, dieselben Sportarten ausüben. Vater und Sohn kicken gemeinsam in einer Fußballmannschaft um Punkte, lassen zusammen in einer Sportkegelmannschaft die Kugeln rollen und sind außerdem noch in einer Schach-Freizeitgruppe aktiv.
"Das hat es in Stetten noch nie gegeben, dass Vater und Sohn in einem Punktspiel gemeinsam am Ball waren", stellte ein Ehrenmitglied des TSV Stetten/Rhön vor wenigen Wochen beim Fußballspiel in der A-Klasse Rhön 3 gegen den FC Ober-Mittelstreu (Endstand: 0:1) verwundert fest. Was war geschehen? Mitte der zweiten Halbzeit wurde auf Stettener Seite der 51-jährige Michael Schilling für den 48 Jahre alten Ralf Hohmann eingewechselt und damit der 111-jährigen Geschichte des Rhöner Traditionsvereins ein weiteres Kapitel hinzugefügt.
Vater Michael ist stolz, Sohn Niklas gibt sich gelassen
"Wir hatten schon die ganze Zeit personelle Probleme, dennoch hätte ich nie im Leben daran gedacht, noch einmal erste Mannschaft zu spielen", zeigte sich Schilling verwundert über seine Einwechslung. "Als es dann jedoch soweit war, war ich schon ein wenig stolz, nochmals zusammen mit meinem Sohn auf dem Rasen zu stehen." Wesentlich entspannter und mit einem Schmunzeln nahm sein Filius Niklas die Aktion: "Ich habe das gar nicht so richtig mitbekommen. Ich habe auf der linken Außenbahn gespielt, mein alter Herr im Abwehrzentrum, da waren wir doch relativ weit auseinander."
Beide standen auch 14 Tage später im Heimspiel gegen den TSV Ostheim (0:4) in der Schlussphase zusammen auf dem Platz. "Solche charakterstarke Typen wie die Schillings sind das A und O unseres Sportvereins", sagt Oliver Zehe, Vorsitzender und Spielertrainer der Fußballer des TSV Stetten/Rhön.
Ein Beinbruch beendete die Laufbahn von Michael Schilling - eigentlich
Michael Schilling kann man ohne Übertreibung als echtes Urgestein des TSV Stetten bezeichnen. Mit dem Fußballspielen begann er als Jugendlicher unter Coach Peter Hippeli. Wegen Knieproblemen musste er dann sechs Jahre aussetzen und erst mit 24 Jahren feierte er sein Debüt bei den Männern. In den darauffolgenden Jahren war er die Zuverlässigkeit in Person in der ersten und zweiten Mannschaft, phasenweise auch als Spielertrainer und Abteilungsleiter. Als er sich mit 46 Jahren bei einem Punktspiel in Oberelsbach einen Beinbruch zuzog, schien seine Fußballkarriere eigentlich beendet. Bis er Anfang Oktober doch wieder gebraucht wurde.
Neben seiner fünfköpfigen Familie und dem Fußball ist seit acht Jahren der Kegelsport die große Leidenschaft von Michael Schiling. Er gehört zum Stamm der zweiten TSV-Mannschaft, in der er gemeinsam mit Sohn Niklas in der Kreisklasse Nord die Kugeln rollen lässt. Doch damit nicht genug mit den gemeinsamen Interessen von Vater und Sohn. Beide gehören auch der Freiwilligen Feuerwehr in Stetten/Rhön an und spielen außerdem seit drei Jahren gemeinsam Schach im benachbarten Roth.
Bleibt da überhaupt noch Zeit für andere Hobbys? "Zum Ausgleich geh ich drei bis viermal im Jahr mit den Hüttentouristen, die ich ins Leben gerufen habe, auf Wanderschaft und im Gemeinderat von Sondheim/Rhön versuche ich auch, meine Ratschläge und Ideen einzubringen", sagt Michael Schilling.
Mit einem Titel klappt es am ehesten beim Kegeln
Nicht weniger prall gefüllt ist der Terminkalender von Niklas Schilling. Der 18-jährige Gymnasiast ist seit dieser Saison fester Bestandteil der Fußballmannschaft, die mit nur drei Punkten den letzten Platz in der A-3 belegt. Äußerst erfolgreich ist er im Kegeln. Seit fünf Jahren lässt er die Kugeln für den TSV rollen, wurde Unterfränkischer Meister in der Altersklasse Ü 14 und spielt aktuell in der zweiten Mannschaft, die in der Kreisklasse um den Titel mitspielen will. "Hier ist die Chance, zusammen mit meinem Vater in einem Team den Titel zu holen, auf jeden Fall größer als bei den Fußballern", verrät er schmunzelnd. Seine Schwester Sophia steht dem Sport im Allgemeinen eher skeptisch gegenüber, während Lena, das Nesthäkchen der Familie, in der U 15 der JFG Oberes Streutal auf Punkte- und Torejagd geht.
Doch wer ist in welcher Sportart der Bessere? "Auf der Kegelbahn und am Schachbrett hat mein Vater keine Chance gegen mich", sagt Niklas Schilling selbstbewusst, "dafür hat er aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung als Fußballer noch die Nase vorne".
"Irgendwie ist unsere Leidenschaft für den Sport und das Vereinsleben wohl doch in irgendeiner Form erblich bedingt", vermutet Michael Schilling. Sowohl sein Vater Walter, als auch sein Bruder Jochen sowie sein Onkel Heribert Türk, die allesamt bereits gestorben sind, standen beim TSV Concordia Stetten/Rhön als Vorsitzende in der Verantwortung.
Das sportlich erfolgreichste Familienmitglied ist Sonja Schilling
Doch nicht nur Vater und Sohn Schilling sind aus dem Vereinsleben des TSV nicht wegzudenken. "Eigentlich ist meine Frau Sonja, die ich auf dem Sportplatz kennengelernt habe, das bislang erfolgreichste Familienmitglied der letzten zwei Jahrzehnte", sagt Michael Schilling. Sonja Schilling war bis September 20 Jahre lang nicht nur Kassierin des TSV Stetten/Rhön, sondern konnte in diesem Zeitraum mehrere Meistertitel feiern: sowohl als Fußballerin als auch als Keglerin. Ihre Fußballschuhe hat sie 2015 an den Nagel gehängt, im Sportkegeln ist sie jedoch nach wie vor eine feste Größe.
"Mit den Fußballern den Klassenerhalt schaffen, mit der Kegelmannschaft den Titel gewinnen und vor allen Dingen gesund bleiben", richtet Michael Schilling den Blick in die Zukunft. "Die Kameradschaft und der Zusammenhalt stimmen bei uns in beiden Sparten und das ist erst einmal das Wichtigste im Vereinsleben, zumal der sportliche Erfolg oft nur von Kleinigkeiten abhängt", sagt Niklas Schilling.