Vor dem Unterfranken-Derby gegen Viktoria Aschaffenburg wollte Victor Kleinhenz, der Trainer des Fußball-Regionalligisten TSV Aubstadt, das Wort "Unentschieden" weder hören noch lesen. Obwohl neben der Tabellennachbarschaft und der Punktgleichheit noch weitere Indizien dafür sprachen. Es sollte doch unbedingt der erste Sieg im vierten Heimspiel dieser Saison her. Drei Punkte, nicht nur um den Anschluss an die Spitzenmannschaften herzustellen, sondern auch als mentales Polster vor den nächsten zwei Herkules-Aufgaben in Unterhaching (Dienstag) und zuhause gegen den FC 05 Schweinfurt 05 (Freitag). Nach dem 1:1 (1:1) gegen Aschaffenburg gestand Kleinhenz, leicht vergrämt bis zerknirscht, diesmal "mehr den einen Punkt gewonnen als zwei verloren zu haben".
Aschaffenburg dominiert in den letzten 20 Minuten
Gewiss waren die Gäste vom Untermain nach ihren zwei Niederlagen in der vergangenen Saison (0:4 und 0:2) am Ende dem Sieg näher. Gewiss gehörten ihnen die letzten 20 Minuten, weil sie ungeheuer zweikampfstark, kopfballstark und aggressiv in die Zweikämpfe gingen und den Einheimischen das Instrument fürs Blasen zur Schlussoffensive aus der Hand nahmen. Zu berücksichtigen wäre dann aber auch, dass sich Schiedsrichter Kenny Abieba seine bis Mitte der zweiten Halbzeit tadellose Leistung selbst kaputt machte.
Es lief die 66. Minute. Die Gäste hatten soeben eine dicke Chance zur erneuten Führung liegen gelassen und reklamierten zudem noch einen Handelfmeter – in einem Spiel, das bis dahin ein intensives, aber anständiges und faires gewesen war. Dann setzte Jens Trunk, der vielleicht beste Aubstädter Spieler an diesem Tag, zu einem Vorstoß über die linke Außenbahn an. Er legte sich den Ball so weit vor, dass er durch einen legalen Zweikampf nicht zu stoppen war. Da kam Daniel Cheron im rechten Winkel zu Trunks Lauf mit Höchstgeschwindigkeit geradezu angerauscht und flog ihm, ohne dass der Ball in der Nähe gewesen wäre, ins Sprunggelenk.
Nach dem bösen Foul an Jens Trunk kippt die Stimmung
Der Schiedsrichter zeigte Cheron nur Gelb, als es nicht ansatzweise eine Alternative zu Rot gegeben hatte. Trunk wurde gute fünf Minuten lang auf dem Platz behandelt und musste anschließend ausgewechselt werden. Der Sünder durfte stattdessen weiter machen. Gäste-Trainer Jochen Seitz ließ ihn sogar noch vier Minuten auf dem Feld, wechselte ihn dann aber doch aus. Zu beruhigen war das Spiel damit aber nicht mehr. Aus dem anständigen war ein "ekliges Spiel" geworden, wie es Kleinhenz nannte. Dem TSV-Coach stand selbst nach dem Abpfiff der Schrecken noch im Gesicht.
Diese Szene hatte der Unparteiische, der erst sein zweites Regionalliga-Spiel leitete, etwas zu unbekümmert gesehen. Dabei hatte er anderthalb Stunden vorher noch den Souverän gespielt, schickte beide Mannschaften mit dem Vorschlag aufs Feld: "Also Jungs, dann lauft mal ganz gemütlich ein." Nach dem hässlichen Foul in der 66. Minute war es dann aber vorbei mit der Gemütlichkeit.

Die Aubstädter hatten den Gegner in der gesamten ersten Halbzeit eigentlich im Griff gehabt, versäumten aber Tore zu schießen, als es möglich war. Nach Müllers Flanke segelte der ungehinderte Kopfball von Joshua Endres über den Balken (8.). Ein Stück besser war die Einschussmöglichkeit von Christopher Bieber, der aber nicht richtig hinter den Ball kam. Brutal effektiv zeigte sich dann die Viktoria in Person des Ex-Schweinfurters Benedict Laverty. Der trieb die Kugel einige Meter die Strafraumlinie entlang, ohne dass es ihm einer wehrte, und setzte dann zentral einen Strich ins rechte untere Eck. Es war der erste Schuss aufs TSV-Tor. Genau so setzt man den ersten Schritt, um eine Sieglos-Serie zu beenden.
Joshua Endres erzielt bereits seinen vierten Saisontreffer
Beendet wurde sie von beiden nicht, weil die Antwort der Gastgeber nicht lange auf sich warten ließ. Der emsige Jens Trunk leitete den Angriff ein und bediente Max Schebak auf der linken Seite. Dessen Maßflanke fand am langen Pfosten Christopher Bieber, der mit der Kopfballablage Joshua Enderes mustergültig in Szene setzte. Aus kurzer Distanz erzielte der 25-Jährige seinen vierten Saisontreffer. Das 1:1 war das Mindeste, was bei diesem Aufwand für die Kleinhenz-Elf herausspringen sollte.

Direkt nach der Halbzeitpause meldete sich aber das Pech der letzten Wochen zurück. Nach einer Feser-Ecke nahm Steffen Behr den Ball direkt, traf wie durch den Tunnel durch zwei Verteidiger-Beine, aber auch den Pfosten. "Ich muss anerkennen, dass der Gegner hinten extrem gut zugestellt hat", bilanzierte Kleinhenz. Manchmal war es sogar eine Sechser-Kette. "Da haben wir nicht die richtige Lösung gefunden. Im Nachhinein betrachtet, so zerfahren, wie die letzte Viertelstunde lief, wäre mehr als ein Punkt auch nicht verdient gewesen." Auf eine Diskussion über die nicht gegebene Rote Karte ließ sich Kleinhenz nicht ein. Er sagte nur ganz ruhig und ohne irgendeinen Vorwurf: "Das war natürlich ganz klar eine Rote Karte."
Die Statistik des SpielsFußball, Regionalliga BayernTSV Aubstadt – SV Viktoria Aschaffenburg 1:1 (1:1)Aubstadt: Wenzel – Langhans, Köttler, Behr, Feser – Müller, Trunk (70. Piwernetz) – Pitter (89. Rumpel), Endres, Schebak (70. Volkmuth) – Bieber.Aschaffenburg: Döbert – Borger, Boutakhrit, Baier, Zehnder – Cheron (75. Meyer), Beinenz – Paraschiv, Laverty, Metzler – Hebisch (80. Niesigk).Schiedsrichter: Kenny Abieba (Nürnberg).Zuschauende: 432.Tore: 0:1 Benedict Laverty (23.), 1:1 Joshua Endres (31.)Gelb: Joshua Endres, Steffen Behr, Nils Piwernetz - Philipp Beinenz, Daniel Cheron, Hamza Boutakhrit.Quelle: rd