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Lokalsport: Ungewöhnliche Vereinsnamen: Almrausch, Doppelturm, Hüsträheuwali und Co.

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Ungewöhnliche Vereinsnamen: Almrausch, Doppelturm, Hüsträheuwali und Co.

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    Mit ihrem Vereinswappen auf dem Rücken sorgten die Mitglieder der Schneekanonen Hüsträheuwali schon für einige Verwunderung bei anderen Skifahrern.
    Mit ihrem Vereinswappen auf dem Rücken sorgten die Mitglieder der Schneekanonen Hüsträheuwali schon für einige Verwunderung bei anderen Skifahrern. Foto: Udo Streit

    Kaum ein anderes Land dürfte so viele Vereine haben wie Deutschland. Nicht von ungefähr gilt der typische Deutsche daher als Vereinsmeier. In kleinen Ortschaften, in denen es beispielsweise keine Gastwirtschaft und keine Geschäfte gibt, sind die Vereine oftmals der einzige Treffpunkt für die Menschen. Am beliebtesten sind dabei meist die Sportvereine. Turn- und Sportverein (TSV), Fußballclub (FC) oder auch ganz schlicht Sportverein oder Schützenverein (SV) sind Sport-Vereinsnamen, die fast jedem geläufig sind.

    Manchmal stolpert man aber auch über Vereinsbezeichnungen, die eher ungewöhnlich und oft auch zum Schmunzeln sind. Almrausch Neuwirtshaus, Doppelturm Grafenrheinfeld oder Schneekanonen Hüsträheuwali Sulzfeld sind nur einige Beispiele dafür. Wir haben uns auf die Suche nach ungewöhnlichen Vereinsnamen gemacht und einige spannende und zum Teil auch lustige Hintergründe erfahren.

    Tiernamen ein beliebter Zusatz bei Vereinsnamen

    Um den Vereinsnamen eine besondere Note zu verleihen, werden oft Tiernamen verwendet. Jeweils den Auerhahn im Namen tragen beispielsweise die Schützenvereine in Gollmuthhausen und Burgwallbach. Auf der Liste der unterfränkischen Schützenvereine lassen sich aber noch ungewöhnlichere Vereinsbezeichnungen finden. So hat sich der Schützenverein Obereßfeld aus dem Grabfeld bei seiner Gründung im Jahr 1970 im fränkischen Dialekt den Beinamen "Trinkbrünnla" gegeben. Dieser Name geht zurück auf eine am Ortsrand von Obereßfeld gelegenen Quelle, die besonders in der Sommerzeit vielen Bürgern eine willkommene Erfrischung bietet.

    Für Verwirrung sorgt auf den ersten Blick auch der Schützenverein "Schweizer Freischütz Zeuzleben", ist die Schweiz von dem Wernecker Ortsteil doch ein ganzes Stück entfernt. Der Name „Schweizer Schützen“ wurde jedoch gewählt, weil Zeuzleben in den Nachbardörfern als „die Schweiz“ bekannt ist. Anlässlich der Gründungsversammlung 1984 hatte Roland Bappert sogar eigens das Schützenlied "Wir sind Schweizer Schützen" getextet. Nur wenige Kilometer westlich von Zeuzleben liegt Grafenrheinfeld. Ein Dorf, das vor allem aufgrund des mittlerweile abgeschalteten Kernkraftwerkes in ganz Unterfranken bekannt ist. Der Name des örtlichen Kegelvereins "Doppelturm Grafenrheinfeld" lässt auf den ersten Blick auch eine Verbindung zum 1982 in Betrieb genommenen Kernkraftwerk vermuten. Da der Kegelverein allerdings bereits 1953 den Zusatz "Doppelturm" bekam, scheidet diese Annahme aus.

    Nicht die beiden Türme des Kernkraftwerkes, sondern die Zwillingstürme der Pfarrkirche in Grafenrheinfeld gelten als Namensgeber des örtlichen Kegelvereins.
    Nicht die beiden Türme des Kernkraftwerkes, sondern die Zwillingstürme der Pfarrkirche in Grafenrheinfeld gelten als Namensgeber des örtlichen Kegelvereins. Foto: Anand Anders

    Das bestätigt auch Matthias Braun, 1. Sportwart beim Sportkegelklub Doppelturm Grafenrheinfeld. "Unser Vereinsname leitet sich vielmehr von den beiden Zwillingstürmen der Grafenrheinfelder Pfarrkirche ab. Diese sind schon seit dem Mittelalter das Aushängeschild Grafenrheinfelds." Braun erinnert sich an Erzählungen seines Vaters, der 1950 einer der Gründungsmitglieder des Vereins war. "Er hat uns schon früh gesagt, dass man im Dorf und im neuen Kegelklub froh war, dass die beiden Türme die Kriegswirren trotz der schweren Bombennacht am 24. Februar 1944 überstanden hatten. Unser erstes Vereinsheim stand dann auch fast im Schatten der beiden Türme, auf dem Gelände des heutigen Edeka im Dorf."

    Besonderheiten der königlich privilegierten Schützengesellschaften

    Weit verbreitet sind in Schützenkreisen auch die königlich privilegierten Schützengesellschaften. In Bayern gibt es 210 davon, in Unterfranken sind es 17. Doch was hat es mit dieser majestätisch anmutenden Bezeichnung auf sich? 1868 trat mit der Unterschrift von König Ludwig II. eine neue Schützenordnung in Bayern in Kraft, die bis 1968 galt. Schützengesellschaften dürfen sich demnach "privilegiert" oder "königlich privilegiert" bezeichnen, wenn sie bereits vor 1900 eine ausdrückliche Landesherrliche Einzelverleihung erhalten hatten oder die Schützenordnung von 1868 als ihr Statut anerkannt haben. Dies hat auch heute noch Auswirkungen. Wenn eine königlich privilegierte Schützengesellschaft ihre Vereinssatzung ändern will, braucht sie hierfür eine staatliche Genehmigung. Zudem sind diese Schützengesellschaften auch nicht im Vereinsregister bei den Amtsgerichten eingetragen, sondern werden in einer Liste beim Bayerischen Innenministerium geführt.

    Flapsige Sprüche: "Mit einem Rausch fahren sie zurück auf die Alm"

    Und dann wäre da ja auch noch der eingangs erwähnte "Schützenverein Almrausch Neuwirtshaus" aus dem Landkreis Bad Kissingen. Wer hier an einen feucht-fröhlichen Abend in einer gemütlichen Dorfgaststätte denkt, ist auf der falschen Fährte. Obwohl, eine Gaststätte ist irgendwie doch im Spiel. Der Ort Neuwirtshaus (heute ein Ortsteil von Wartmannsroth) wurde nämlich 1719 durch die Errichtung eines Wirtshauses an der Straße zwischen Fulda und Würzburg auf halber Strecke gegründet. Einige Jahre später kam als weiteres Gebäude dann das Forsthaus Neuwirtshaus hinzu. Ein Förster war es schließlich auch, der bei der Gründung des Schützenvereins 1921 zufällig anwesend war und die Anregung zum Vereinsnamen "Almrausch" gab.

    "Almrausch ist die Bezeichnung für eine Pflanze, die in den Alpen vorkommt. Da der damalige Förster aus Oberbayern kam, hat er diesen Namen vorgeschlagen. Im Süden Bayerns taucht dieser Vereinsname öfter auf. Das haben wir bei bayerischen Meisterschaften festgestellt. In unserer Gegend ist er hingegen kaum verbreitet", weiß Armin Hahn, 1. Schützenmeister des SV Almrausch Neuwirtshaus. Und so kam es vor allem in früheren Jahren schon mal vor, dass es von den gegnerischen Schützen den einen oder anderen flapsigen Spruch gab. "Da hieß es dann nach einem Wettkampf: Jetzt fahren sie wieder heim auf die Alm mit ihrem Rausch", sagt Hahn. "Früher kam das tatsächlich manchmal vor, aber heute ist das eigentlich nicht mehr so. Da steht das Gesellige nicht so sehr im Vordergrund."

    Nach der Hochzeit kein Platz mehr im Junggesellenclub

    Nicht zu kurz kommt das Gesellige hingegen bei den "Schneekanonen Hüsträheuwali Sulzfeld". Hierbei handelt es sich um einen Skiclub aus dem Grabfeld, der vor 15 Jahren gegründet wurde. "In diesem Jahr haben zwei Gründungsmitglieder und ich geheiratet. Wir drei waren bis dahin im Junggesellenclub, aus dem wir nach der Hochzeit natürlich austreten mussten. Deshalb haben wir einen neuen Verein gebraucht, mit dem wir uns identifizieren konnten", erklärt Udo Streit, der Vorsitzende der Schneekanonen Hüsträheuwali. Da die Drei leidenschaftliche Skifahrer sind, war schnell die Idee geboren, einen Skiclub ins Leben zu rufen. "Gefehlt hat dann nur noch ein passender Name. Wir hatten einige Vorschläge für den ersten Teil des Namens. Für den zweiten Teil hat unsere Schriftführerin den Vorschlag Hüsträheuwali gemacht", sagt Streit.

    Die Vorstandsmitglieder machten große Augen und konnten mit diesem Namen zunächst nichts anfangen. "Als sie uns aber den Hintergrund des Namens erklärt hatte, waren wir schnell überzeugt." So setzt sich Hüsträheuwali aus den Anfangsbuchstaben der Gründungsmitglieder zusammen. Diese sind: Peter Hümpfner (HÜ), Udo Streit (ST), Andreas Räth (RÄ), Birgit Heusinger (HEU), Julian Wasser (WA) und Ling (LI), der Spitzname von Udo Höfling. Regelmäßig unternehmen die Vereinsmitglieder seitdem Ausflüge zum Skifahren nach Frankreich und haben sogar ihren eigenen Koch, der selbst kein Ski fährt, dabei. "Beim Après-Ski wurden wir auch schon oft auf unseren Vereinsnamen angesprochen. Viele vermuten dann, dass wir aus der Schweiz kommen. Immerhin hört sich Hüsträheuwali schon ein bisschen schweizerisch an", sagt Streit.

    Burgläurer Tischtennis-Spieler fühlen sich im Heimatverein wohl

    Doch oft sind es nicht nur die Vereinsnamen an sich, die einen mit einem Fragezeichen im Gesicht zurücklassen. So wird sich sicher der eine oder andere schon einmal die Frage gestellt haben, warum die Tischtennis-Spieler aus Burglauer nicht für den örtlichen Sportverein (VfB), sondern für den Heimatverein Burglauer spielen. Die Antwort weiß Hubert Katzenberger, der in den 1970er Jahren die Tischtennis-Abteilung ins Leben gerufen hat. "Zur gleichen Zeit hat sich auch eine Damen-Gymnastikgruppe beim VfB gegründet. Diese Gruppe hatte damals innerhalb des Vereins aber zunächst einen schweren Stand und es gab einige Diskussionen. Wie in fast allen Sportvereinen stand nun einmal der Fußball über allem", erinnert sich Katzenberger.

    Er wollte sich solche Diskussionen nicht antun und hat daher erst gar nicht beim VfB gefragt. "Als dann Rudi Erhard, der damalige Bürgermeister und Vorsitzende des Heimatvereins, angeboten hat, die Tischtennis-Abteilung beim Heimatverein anzusiedeln, habe ich das dankbar angenommen. Zumal auch noch zwei Tischtennis-Platten spendiert wurden." So kam es, dass die Burgläurer Tischtennisspieler ihre Heimat beim Heimatverein gefunden haben und diesem bis heute treu sind. Da die Aktivitäten des Vereins sich aber hauptsächlich auf kulturelle Bereiche beschränken, gibt es noch eine Besonderheit: So ist die Tischtennis-Abteilung des HV beim Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV) als eigenständiger Verein registriert, "die restlichen Vereinsmitglieder haben mit dem Sport ja auch keinerlei Berührungspunkte."

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