Auf dem ersten Blick sieht die Bilanz des Landesliga-Neulings TSV Gochsheim nicht sonderlich berauschend aus. Aus den ersten elf Spielen in der Vorrundengruppe 1 der Landesliga Nordwest holte das Team von Trainer Stefan Riegler gerade mal fünf Punkte. Vier davon in den beiden Duellen gegen den Vorletzten Sylvia Ebersdorf und einen im Derby gegen den SV Euerbach/Kützberg. Ansonsten kassierte der Aufsteiger viele knappe Niederlagen.
Gochsheim kann mithalten, aber Zählbares kam bislang am Ende noch zu selten heraus. Ein zweiter Blick auf die Lage des TSV lohnt aber auch, schließlich steht im kommenden Frühjahr die Abstiegsrunde an, in der dann noch alles möglich sein wird. Oder? Noch ist nicht abschließend geklärt, welche Punkte die Vereine mit in die Auf- oder Abstiegsrunde nehmen werden.
Der Spielmodus in der Landesliga nervt
Im anzunehmenden Fall, dass nur die erzielten Punkte gegen Teams, die ebenfalls in die Abstiegsrunde einziehen, mitgenommen werden, stünde die Gochsheimer Bilanz – fünf Punkte allesamt gegen Teams aus der unteren Tableau-Hälfte – in einem anderen Licht da. Zum Vergleich: Der Vorletzte Ebersdorf hat vier seiner neun Punkte gegen Teams erzielt, die aktuell auf Aufstiegsrunden-Plätzen stehen. Der Drittletzte SV Friesen hat vier seiner zehn Punkte gegen "Aufstiegsrunden-Teams" erzielt. Also jeweils vier vermutlich "wertlose" Punkte.
Mit derartigen "Spielereien", kann man TSV-Mittelfeldmann Alexander Derra aber nicht begeistern. Ihm geht der angewandte Spielmodus, wie vielen Spielern und Trainern der Landesliga Nordwest, ziemlich auf die Nerven. Die Gochsheimer stimmten übrigens vor der Saison gegen den Modus mit zwei geteilten Vorrundengruppe und einer anschließenden Auf- und Abstiegsrunde.
Teamplayer mit Abschlussstärke
"Der Spielmodus hat seine Schwächen", findet der 31-Jährige. "Das klassische Jeder gegen Jeden, wäre schon ehrlicher." Auch die Spiele gegen den gleichen Gegner in relativer kurzer Zeit empfindet er als "komisch". Für das kommende Auswärtsspiel gegen den Tabellendritten SV Memmelsdorf gilt es aber ohnehin die Tabelle auszublenden, erklärt er. Schließlich könnten die Memmelsdorfer (aktuell Dritter) noch runter rutschen. "Wir versuchen so viele Punkte wie möglich zu sammeln, je nach dem wird uns dann vielleicht etwas herausgestrichen, den Rest nehmen wir mit."
Trotz der sportlich schwierigen Lage und dem leidigen Thema "Spielmodus" beschreibt Derra die Stimmung innerhalb der Mannschaft als "super". Der Optimismus, den Klassenerhalt im Frühjahr zu schaffen, ist da. Auch dank ihm, dem Teamplayer im zentralen Mitteleld, als starken Neuzugang. Mit drei Treffern führt er aktuell die interne Torschützenliste an.

Dabei hatte sich Derra eigentlich schon seit vielen Jahren vom höherklassigen Amateurfußball verabschiedet. 2014 verließ er den damaligen Landesligisten FC Augsfeld, um bei seinem Heimatverein TSV Prappach (erfolgreich) den Spielertrainer zu geben. Als sich die (mittlerweile) SG Prappach/Oberhohenried kurz vor der Saison 2021/22 entschloss, von der Kreisliga freiwillig runter die A-Klasse zu gehen, war das aus Derras Sicht ein "zu großer Einschnitt" – "da gehört eigentlich auch ein neuer Trainer dazu", befand er.
Die anderen Trainerposten in der Umgebung waren zu diesem Zeitpunkt alle schon vergeben, blickt er auf den Sommer zurück. Also wagte er nochmal den Angriff im höherklassigen Amateurbereich als Spieler. Topfit ist der Triathlet ohnehin. "Mir macht es unglaublich Spaß in Gochsheim, ich habe, glaube ich, noch kein Training verpasst. Der Fußball steht hier im Mittelpunkt."
Der Führungsspieler und das "Arbeitstier" Alexander Derra soll einer der Garanten dafür sein, dass der TSV Gochsheim weiter Landesligist bleibt. Spielmodus hin, Spielmodus her.