Braucht es am Schweinfurter Hutrasen jetzt ein kleines Fußballwunder? Liganeuling Türkiyemspor SV-12 überwinterte in der Bezirksliga Ost auf Platz 15 mit nur neun Punkten. Ein Fußballwunder braucht es dann aber nicht gleich, um die vier Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz oder gar die acht Punkte auf einen direkten Nichtabstiegsplatz aufzuholen. Dafür aber einen Feuerwehrmann.
Den hat der Verein mit Helmuth Weisensel in der Winterpause gefunden. Die Vorbereitung unter dem 62 Jahre alten Trainer verlief schon einmal vielversprechend. Zum Auftakt wartet auf die Weisensel-Elf mit dem Auswärtsspiel beim Liga-Fünften FC Gerolzhofen (Samstag, 14 Uhr) eine schwere Aufgabe.

Viel Zeit zum Kennenlernen blieb nicht. Die Hallenturniere seines neuen Klubs schaute sich Weisensel, der vor über zehn Jahren mal größere mediale Aufmerksamkeit erhielt, als er den Versuch startete, eine fränkische Nationalmannschaft zu etablieren, noch von der Tribüne aus an. Pünktlich zum Trainingsauftakt stand der Schleeriether dann aber auf dem Platz. Mit ihm meist gut ein Dutzend Spieler. Die Trainingsbeteiligung ist freilich ausbaufähig, findet der erfahrene Trainer. Die Spieler, die mitzogen, denen bescheinigt er dafür eine starke Vorbereitung. Es wurde gut gearbeitet, unter anderem auch mit drei Trainingseinheiten in einem Schweinfurter Fitnessstudio.
Als er die nicht einfache Mission zusagte, machte sich Weisensel ein Bild von der Mannschaft und kam zu dem Schluss, dass es zwei große Baustellen gibt: die Fitness und das Umschaltspiel nach Ballverlust. An der Fitness wurde nun in der Vorbereitung gut gearbeitet. Die Schwachstelle Umschaltspiel dürfte aber auch zum Wiederbeginn eine offene Baustelle bleiben. Die Testspiele verliefen zwar erfolgreich, doch die taktischen Fortschritte waren vermutlich begrenzt – wegen jeweils wechselnder Formationen.
In der Vorbereitung alle Spiele gewonnen
"Aber wir haben alle Spiele gewonnen", freut sich Weisensel, auch wenn er die Erfolge nicht zu hoch hängen möchte. Gegen Landesligist DJK Dampfach gab es einen 4:3-Überraschungssieg, gegen die unterklassigen SG Hettstadt/Greußenheim und FC Zeil sprang jeweils ein 3:2-Sieg heraus. Vor allem für die Moral könnten die Siege ein wichtiger Faktor sein. "Nach der Hinrunde ist das für die Mannschaft ungewohnt, alles zu gewinnen", sagt der neue Coach, der auch zwei Neuzugänge integrieren musste. Während er das Potenzial von Mehmet Baran noch nicht abschließend beurteilen kann, hält er auf Linksaußen Nour Basoun, der von der DJK Dampfach an den Hutrasen wechselte, große Stücke: "Er hat gute Chancen, eine feste Größe zu werden."

Vor dem Start hat Weisensel aber noch zwei neue Baustellen, mit denen er sich beschäftigen muss. Zum einen muss er drei gesperrte Stammspieler für drei Spiele ersetzen, was nur schwer gelingen dürfte. Die Sperren rühren noch aus dem Spiel gegen den SC Schwarzach Anfang November. Daneben kassierte der Verein vor dem Sportgericht auch noch eine Strafe für die "Verletzung der Platzdisziplin durch Mitglieder und Zuschauer". Nach Informationen dieser Redaktion waren für Türkiyemspor für die Schwarzach-Strafen zudem insgesamt 500 Euro Geldstrafe an den Verband fällig.
Der Fastenmonat Ramadan, der vor wenigen Tagen begonnen hat, sorgt für eine weitere Herausforderung für das Team, in dem viele Muslime spielen. "Damit habe ich noch keine Erfahrung, ich bin gespannt, wie die Mannschaft das mental und körperlich verkraftet", sagt Weisensel. Vergangenes Jahr, inmitten des Kreisliga-Aufstiegsrennen, legte Türkiyemspor während des Ramadan eine Siegesserie hin. Die könnte es auch jetzt gut gebrauchen, damit am Ende der Saison keine Wunder nötig sind.