"Ich würde das nicht überbewerten. Der Ball ist mir vor die Füße gefallen und ich habe ihn nur reinmachen müssen." Benjamin Freund bleibt bescheiden. Dabei hat er am vergangenen Samstag beim 5:3 seiner FT Schweinfurt beim SC Sylvia Ebersdorf in der Nachspielzeit das erlösende Siegtor erzielt und so auch den Turnern die Tabellenführung in der Vorrundengruppe 1 der Landesliga Nordwest erhalten.
Viel erstaunlicher findet es Freund, dass er überhaupt wieder auf dem Platz steht und dann sogar in der Landesliga. "Für mich ist das ein Wunder –nach fünf Jahren Pause." Denn so lange war der 31-jährige nach diversen schweren Verletzungen weitgehend weg vom Fußball-Fenster. Noch vor einem halben Jahr war nicht klar, ob Freund jemals wieder gegen einen Ball würde treten können. Es gab die vage Hoffnung, wenigstens in der Kreisklasse mal gepflegt zu kicken. Denn dorthin ist Freund inzwischen als Trainer zu seinem Leib- und Magenverein zurückgekehrt.
Ein "Turner" mit Stallgeruch
So recht glücklich waren die Schweinfurter in den letzten Jahren mitunter nicht mit ihren Reserve-Trainern, nun kommt einer mit Stallgeruch, der für die Turner brennt und vielleicht auch länger bleibt. Denn von 2009 bis 2015 spielte Freund selbst hier im Trikot mit der Nummer "7" in der Landesliga. Und das mit viel Leidenschaft, denn der privat eher ruhige Benny Freund mutiert während der 90 Minuten auch mal zum "Hulk".
Nun bei der 2. Mannschaft zu sein, findet Freund keinesfalls als Degradierung. Im Gegenteil: "Wir haben eine ganz junge Mannschaft. Da sind alleine zwölf Spieler drin, die direkt aus der Jugend gekommen sind, ganz prima Jungs."
"Ich tausche mich oft und intensiv mit Adi Gahn, dem Trainer der Landesliga-Mannschaft, aus."
Benjamin Freund, Trainer der FT Schweinfurt II
Und diese jungen Leute aus dem eigenen Nachwuchs möchte er als Coach gerne an die Landesliga-Mannschaft heran führen. Was in den vergangenen Jahren bei der FTS keineswegs selbstverständlich war, obwohl es immer eine gute und engagierte Nachwuchsarbeit gab. "Ich tausche mich oft und intensiv mit Adi Gahn, dem Trainer der Landesliga-Mannschaft, aus. Diese Woche haben wieder vier, fünf Mann von uns bei der Ersten mittrainiert. Der ein oder andre hatte in dieser Spielzeit auch schon Einsätze in der Landesliga."
Das mit dem Trainerjob bei der FTS II funktioniert ganz ausgezeichnet. In der Kreisklasse Schweinfurt 2 führt die "Freundes-Truppe" souverän mit zehn Siegen aus zehn Spielen und einem Torverhältnis von 32:5. Dabei kann der 31-jährige nicht immer beim Training anwesend sein. Nachdem Freund 2019 das Landesturnfest in Schweinfurt organisiert hatte, bekam er eine Festanstellung beim Bayerischen Turnerbund. Sein Büro ist in München, momentan aber eher in Regensburg, denn dort wird 2023 das nächste Landesturnfest stattfinden.
Viel unterwegs für den Bayerischen Turnerbund
"Momentan gehe ich davon aus, dass uns Covid keinen Strich durch die Rechnung macht." Der Oberwerrner ist reichlich im Freistaat unterwegs, obwohl sich viele Termine mittlerweile online erledigen lassen. Trotzdem: "Auch meine Freundin will ja mal zu ihrem Recht kommen. Zum Glück habe ich mit Marcel Schmitt einen sehr zuverlässigen und guten Co-Trainer."
Immerhin sechs Spiele, davon sogar zwei über 90 Minuten, konnte Freund inzwischen bei der "Zwoten" bestreiten. "Nach der langen Verletzungspause war das wie Weihnachten für mich." Und Ostern kam noch hinzu, als Gahn ihn in den Kader des Landesliga-Teams einlud.
Erfahrung vor dem Gochsheimer Tor
Vielleicht sogar wieder an diesem Samstag (15 Uhr) im Derby gegen den TSV Gochsheim (9./4 Punkte). "Zeit hätte ich, die Reserve ist spielfrei." Mit einem Sieg käme die FT Schweinfurt (1./20) dem Ziel, sich für die Aufstiegsrunde zur Bayernliga zu qualifizieren, ein Stück näher. "Das sollten wir auf jedem Fall schaffen."
Es gäbe übrigens einen guten Grund, Benjamin Freund gegen Gochsheim einzusetzen. Am letzten Wochenende schlug die FTS II den TSV Gochsheim II mit 3:2. Schütze des Siegtreffers: Benjamin Freund.