Erste Minute: Tiefschlaf. Fünfte Minute: Tiefschlaf. Als wären die Spieler des Fußball-Regionalligisten FC 05 Schweinfurt nach der 350 Kilometer langen Fahrt noch gar nicht recht angekommen, haben sie sich vom SV Wacker Burghausen überrumpeln lassen. Die Hypothek der zwei frühen Gegentore war letztlich zu groß: Mit 0:2 (0:2) verlor die Mannschaft von Marc Reitmaier trotz einer anschließenden Steigerung verdient. "Die Fahrt war nicht schuld", ließ der Trainer dies als Alibi ebenso wenig zu wie etwaige Unruhe um seine Ankündigung, im Sommer den Verein zu verlassen. "Das wäre zu einfach."
Die Schweinfurter blieben sich ihrer zuletzt desaströsen Burghausen-Auswärtsbilanz mit zehn Gegentoren bei den vergangenen drei Auftritten treu. Vor fast genau 13 Monaten hatte das 0:3 in einer Wutrede des damaligen Trainers Christian Gmünder und dessen Entlassung kurz darauf gegipfelt, diesmal war's nicht mehr als die Bestätigung der bisherigen Saisonbilanz: Der FC 05 hat bis dato nie öfter als zweimal in Folge gewonnen, aber auch nicht verloren.

Weswegen einiges darauf hindeutet, dass die ursprünglich ohnehin als Abstiegskandidat gestarteten und über ihren Verhältnissen lebenden Schweinfurter nicht mehr die Plätze drei bis fünf angreifen werden können. Das Programm der restlichen acht Spiele weist zudem einige knifflige Aufgaben auf, unter anderem auch gleich das nächste Auswärtsspiel am Gründonnerstag (19 Uhr) beim FC Bayern München II. "Ein noch spielstärkerer Gegner", sagt Reitmaier über die kleinen Bayern, die am Wochenende an den Nullfünfern vorbeigezogen sind und diese aus dem oberen Drittel gestupst haben.
Die größte Aufgabe für den 40-jährigen Würzburger wird es mit Blick auf Zuschauerzahlen nun sein, eine Mannschaft anzustacheln, die – darauf deuten nur sieben Punkte in den sechs Partien des neuen Jahres hin – in der tabellarischen Grauzone der Regionalliga Bayern zu versanden droht. Weil ihr mitunter die Gier abgeht. Wie in der Wacker-Arena. Schusspositionen hat sie sich erarbeitet, aber dann kaum einmal vollendet. "Wir waren nicht zielstrebig, obwohl wir genau das immer wieder trainieren."
Fabio Bozesan verpasst nach der Pause einen zeitigen Anschlusstreffer
Schlendrian? Zumindest blieb das zündende Moment aus für einen Punch wie gegen Memmingen, als man einen 0:2-Rückstand noch zum 2:2 gebogen hatte. Fabio Bozesan rannte zwar mal allein aufs Tor zu, spitzelte jedoch rechts vorbei (51.), der erst spät eingewechselte Adam Jabiri zwang Wacker-Keeper Markus Schöller zu einer Glanztat (81.) – das war's. Burghausens Michael John Lema traf noch den Pfosten (87.).

Dass Thomas Winklbauer (1.) und Felix Bachschmid (5.) im Strafraum viel zu viel Platz hatten für ihre schnellen Tore war schlimmen Nachlässigkeiten im Schweinfurter Strafraum geschuldet. Hier vielleicht Schlendrian? "Fehlende Handlungsschnelligkeit" nannte es Reitmaier und ärgerte sich hinter dem spitzbübischen Grinsen erkennbar, "weil wir genau wussten, dass wir gegen diesen Gegner von der ersten Minute an da sein müssen. Das war Thema der Abschlussbesprechung."

Mit Kevin Frisorger als auch dem für Trainingsleistung mit einem Startelf-Einsatz belohnten Boris Tonzi machten zwei Aushilfs-Innenverteidiger keine gute Figur. "Mit der gleichen Viererkette haben wir zuletzt nach der Pause gegen Augsburg zu null gespielt", wollte Reitmaier die Umstellung der Abwehrreihe, in der etatmäßig Lukas Billick (verletzt) und Luca Trslic (kleine Denkpause nach zweimal Gelb-Rot) zentral arbeiten, nicht verantwortlich machen.
Im April trifft der FC 05 auf drei der vier Spitzenmannschaften
Eine andere Rochade der letzten beiden Partien geht derweil nicht so recht auf: Kevin Fery von der Sechs auf die Zehn und dafür Adrian Istrefi in die andere Richtung – das soll offenbar Stabilität im offensiven Passspiel und Tempo im Spielaufbau bescheren. Kostet aber Geschwindigkeit bei Kontern, weil Ferys auf Diagonal-Aktionen angelegtes Wirken irgendwie die Harmonie mit den Flügelläufen von Taha Aksu und Severo Sturm abgeht.

Eine abgezockte Mannschaft wie Burghausen, in der es für den ehemaligen FC-05-Stürmer Alexander Bazdrigiannis nicht einmal für einen Kurzeinsatz reichte, nutzt solche sich aufsummierenden Ungenauigkeiten. Seit nunmehr acht Partien in Folge sind die weit unter ihren Kader-Voraussetzungen in die Saison gestarteten Oberbayern ohne Niederlage.
Genau so eine Serie fehlt den Nullfünfern. Nur hält der April wenige realistische Optionen parat: Eine gute Woche nach dem Bayern-Spiel wartet bei der nächsten München-Reise mit Türkgücü zwar ein angezähltes Team. Anschließend geht es jedoch gegen Illertissen, die Kickers und Aubstadt – gegen den Vierten, Dritten und Ersten.
Fußball: Regionalliga Bayern
SV Wacker Burghausen - FC 05 Schweinfurt 2:0 (2:0)
Burghausen: Schöller - Schulz, Maljojoki, Miftaraj, M. Spitzer, Andreichyk - Bachschmid (90.+4 Begotoraj), Ade (80. A. Spitzer) - Lema (90.+2), Bosnjak (88. Sigl), Winklbauer (65. Malinowski).
Schweinfurt: Wenzel - Mahmuti, Frisorger, Tonzi (46. Trslic), Piwernetz (75. Jabiri) - Istrefi, Böhnlein (61. Anapak Baka) - Aksu (61. N'gatie), Fery (46. Feulner), Sturm - Bozesan.
Schiedsrichter: Assad Nouhoum (SC Oberweikertshofen). Zuschauende: 822. Tore: 1:0 Thomas Winklbauer (1.), 2:0 Felix Bachschmid (5.).