Berlin, München, Hamburg oder die Region Rhein-Ruhr? Noch steht nicht fest, mit welcher Stadt oder welcher Region der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) ins Rennen um die Bewerbung für Olympische und Paralympische Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044 gehen wird. Der Bürgerentscheid am Sonntag in München wird zumindest mal in der bayerischen Landeshauptstadt für eine erste Gewissheit sorgen - und könnte auch eine Signalwirkung haben.
Wie ist der aktuelle Stand bei der deutschen Bewerbung?
Die vier Bewerbungen haben Ende September erfolgreich die erste Prüfung durch den DOSB bestanden. Das bedeutet: Alle Konzepte erfüllen in ihrer jetzigen Version die Mindestanforderungen für die Ausrichtung der Olympischen und Paralympischen Spiele - beispielsweise in Bezug auf Sportstätten, Unterbringung der Athletinnen und Athleten sowie Reisezeiten.
Wie sieht der weitere Zeitplan aus?
Der DOSB plant, unabhängig vom Ausgang des Referendums in München Ende November in den sogenannten Continuous Dialogue mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) - die nächste formelle Phase des Bewerbungsverfahrens - einzutreten. Damit ist Deutschland dann offizieller Bewerber um Olympische und Paralympische Spiele.
Die DOSB-Mitgliederversammlung am 6. Dezember in Frankfurt am Main entscheidet über den finalen Weg zur Auswahl des deutschen Kandidaten. Die Entscheidung über den deutschen Bewerber soll dann auf einer außerordentlichen DOSB-Mitgliederversammlung im Herbst 2026 getroffen werden.
Wann das IOC über die internationale Vergabe entscheidet, steht noch nicht fest. Ebenso ist offen, für wann sich Deutschland bewerben würde. Der DOSB will dann bereit sein, wenn die Sommerspiele vom IOC nach Europa vergeben werden.
Worum geht es beim Münchner Bürgerentscheid genau?
Die Münchnerinnen und Münchner stimmen darüber ab, ob sich die Stadt um die Olympischen und Paralympischen Spiele im Jahr 2036, 2040 oder 2044 bewirbt. Konkret lautet die Frage: «Sind Sie dafür, dass sich die Landeshauptstadt München um Olympische und Paralympische Spiele bewirbt, die entweder im Jahr 2036, 2040 oder 2044 stattfinden?». Ankreuzen können die Wählerinnen und Wähler «Ja» oder «Nein». Es komme auf die Rückendeckung der Bürgerinnen und Bürger maßgeblich an, äußert das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration. «Ohne ein Ja gibt es keine Spiele!», heißt es.
Planen auch die anderen potenziellen Bewerber Bürgerentscheide?
Hamburg und die Region Rhein-Ruhr sowie Kiel als potenzieller Austragungsort für Segelwettbewerbe planen Bürgerentscheide. In Hamburg hat der Senat ein Referendum für den 31. Mai 2026 auf den Weg gebracht. In Kiel entscheiden die Bürgerinnen und Bürger am 19. April 2026 über die Olympia-Pläne. Noch nicht fest terminiert ist das Referendum zur Bewerbung in der Region Rhein-Ruhr. Hier sollen aber voraussichtlich ebenfalls am 19. April die Menschen votieren - und zwar in den Städten, in denen zu diesem Zeitpunkt Wettbewerbe vorgesehen sind.
Wie stehen die Bürgerinnen und Bürger zu einer Bewerbung?
Kurz vor dem Bürgerentscheid in München hat sich in einer Umfrage eine einfache Mehrheit für eine deutsche Olympia-Bewerbung ausgesprochen. Insgesamt 48 Prozent der Befragten gaben an, «eher» (27 Prozent) oder «voll und ganz» (21 Prozent) zu befürworten, dass sich Deutschland um die Ausrichtung der Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044 bemüht.
In der repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur lehnten hingegen 32 Prozent «voll und ganz» (18 Prozent) oder «eher» (14 Prozent) eine Bewerbung ab. 21 Prozent der Befragten legten sich nicht fest. Für die Umfrage hat YouGov vom 17. bis 20. Oktober 2.031 Menschen ab 18 Jahren befragt.
Viele Politikerinnen und Politiker, Verbände sowie Athletinnen und Athleten setzen sich für eine deutsche Bewerbung ein, weil sie sich unter anderem einen sportlichen Aufschwung erhoffen. Olympia-Gegner fürchten vor allem, dass Preise - etwa für Lebenshaltungskosten - für die Bevölkerung deutlich steigen werden.
Warum gibt es in Berlin keinen Bürgerentscheid?
In Berlin ist kein Referendum geplant, weil die Landesverfassung nicht vorsieht, dass der Senat einen Bürgerentscheid über eine Olympia-Bewerbung initiieren kann. Anstelle eines Referendums gibt es eine Volksinitiative des Landessportbundes Berlin. Innerhalb von sechs Monaten müssen 20.000 in Berlin wahlberechtigte Personen, die mindestens 16 Jahre alt sind, den Aufruf unterzeichnen. Mit der Volksinitiative will der Landessportbund einen Beschluss des Abgeordnetenhauses für eine Bewerbung erreichen. Das dürfte eine deutlich kleinere Hürde sein als ein Referendum.
Inwieweit kann der Ausgang des Referendums in München eine Signalwirkung haben?
Sollten sich die Münchnerinnen und Münchner mit einer Mehrheit für eine Bewerbung von Olympischen und Paralympischen Spielen aussprechen, haben DOSB und Politik die Hoffnung, dass sich das auch positiv auf die Stimmung in ganz Deutschland auswirkt. «Ein positiver Ausgang des Referendums in München würde unserer Bewerbungskampagne selbstverständlich Rückenwind geben», sagt DOSB-Präsident Thomas Weikert.
Sollte München gar mit einer deutlichen Mehrheit für die Bewerbung stimmen, würde man damit auch im innerdeutschen Wettbewerb ein Statement und die Konkurrenz unter Druck setzen. Auch auf internationaler Ebene könnte eine klare Mehrheit ein Signal für eine deutsche Bewerbung senden - genauso wie aber auch eine Münchner Mehrheit gegen die Bewerbung.
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