Als Fußballer war Stefan Ruhl in der Region viel unterwegs. Nun wohnt der 39-Jährige im Landkreis Schweinfurt und genießt die Zeit mit seiner Familie. Doch ganz ohne Fußball geht es nicht - nicht im eigenen Dachgeschoss und auch nicht am Amateurfußball-Sonntag.
Frage: Wer hat Sie angespielt?
Stefan Ruhl: Mich hat netterweise Jens Kollert angespielt. Wir haben beim ASV Rimpar lange zusammengespielt, wie überhaupt ja einige, die in dieser Interviewreihe bisher zu Wort kamen. Es war schon eine besonderes Team mit einem außergewöhnlichen Zusammenhalt. Das zeigt sein Steilpass auf mich und die Tatsache, dass ich beispielsweise mit anderen damaligen Mitspielern wie Fabian Gärtner oder Daniel Wegmann nach all den Jahren immer noch engen Kontakt habe.

Wie war Ihr Laufweg?
Ruhl: Aufgewachsen in Geiselwind, habe ich dort bis zur C-Jugend das Kicken gelernt. Beim FC Gerolzhofen, FC Schweinfurt 05 und FC Haßfurt - dort in der Junioren-Bayernliga - wurde ich weiter ausgebildet. Nach der Jugend durfte ich dann in Geiselwind Teil einer Bezirksliga-Mannschaft mit überwiegend einheimischen Spielern sein. Das war für mich schon der Hammer damals. Vier Jahre bei Bayern Kitzingen und vier Jahre beim ASV Rimpar sowie ein Jahr beim TSV Lengfeld war ich in der Landesliga bzw. Bezirksoberliga unterwegs. Im Anschluss noch mal zum Heimatverein Geiselwind als spielender Co-Trainer. Bei der SG Schleerieth war ich Spielertrainer in der Kreisliga, später dann nur noch Spieler. Derzeit bin ich Spielertrainer bei der SG Waigolshausen/Theilheim/Hergolshausen 2.
Was macht die Karriere nach der Karriere?
Ruhl: Nach der Realschule habe ich eine Ausbildung zum Sozialversicherungsfachangestellten bei der AOK in Würzburg gemacht. Dort bin ich seit 2003 im Krankenhausbereich tätig und immer noch wahnsinnig gern.

Was gibt Ihnen das Traineramt?
Ruhl: Ich mag es, meine Ideen von Fußball weiterzugeben. Und damit meine ich nicht nur den sportlichen Bereich, sondern auch die soziale und zwischenmenschliche Ebene. Wenn die Jungs mit dem ein oder anderen taktischen Tipp was anfangen können oder wenn beispielsweise eine Eckball- oder Freistoßvariante wie trainiert klappt, dann freut mich das.
Wie man so hört, haben Sie ein Faible für Musik, auch als Vorsänger in der Kabine. Was haben Sie damals so angestimmt?
Ruhl: Wir haben oft "Gute Freunde kann niemand trennen" geträllert, aber ich war der Einzige, der die zweite Strophe konnte. Dazu bin ich dann sogar immer auf die Massagebank gestiegen.
Zeigen Sie uns doch mal den Dachboden ihres Hauses. Es heißt, der würde zeigen, wie fußballverrückt Sie sind.
Ruhl: Meine Frau hat mich zunächst für verrückt erklärt, aber ich hatte bei der Planung unseres Neubaus den Traum eines Fußballzimmers. Ich habe dann einfach den größten Raum des Dachgeschosses mit Kunstrasen ausgelegt und zwei Mini-Tore aufgestellt. Wenn dann unsere beiden Jungs dorthin für längere Zeit verschwinden, erinnere ich meine Gattin regelmäßig daran, dass es wohl doch keine so schlechte Idee gewesen ist. Und solange ich noch Chancen gegen meine zwei Söhne habe, bin ich selber natürlich auch gern drin. Als fußballverrückt würde ich mich definitiv bezeichnen.

Sie gelten auf dem Spielfeld als technisch recht versierter Verteidiger, der aber immer für was Verrücktes gut war. Haben Sie ein Beispiel dafür - und woher kommt der Hang zum Risiko?
Ruhl: Auch wenn ich mich heute ein wenig dafür schäme, habe ich nach einem meiner wenigen Tore für Rimpar die Eckfahne als imaginäre Gitarre missbraucht. Nach der fälligen Gelben Karte danach war Coach Thomas Karl erwartungsgemäß nicht begeistert. Überhaupt habe ich als junger Spieler Dinger gedreht, bei denen ich heute als Trainer durchdrehen würde: Gegenspieler getunnelt mit vorheriger Ansage oder einfach aus dem Stand überlobbt, im eigenen Fünfer das Dribbeln angefangen und so Scherze. Aus heutiger Sicht ziemlich dumm und teilweise arrogant. Ich kann mir bis heute nicht erklären, warum ich das damals gemacht habe. Für eine arrogante Spielweise war ich eigentlich gar nicht gut genug. (lacht)
"Für eine arrogante Spielweise war ich eigentlich gar nicht gut genug."
Stefan Ruhl
Als Trainer der SG Waigolshausen/Theilheim/Hergolshausen war die Saison nicht so richtig erfolgreich. Warum macht Fußball Spaß, auch wenn man in einer Saison nur fünf Punkte holt?
Ruhl: Auch wenn es sich bekloppt anhört: Ja, man kann auch als Tabellenletzter Spaß am Fußball haben. Daran hatten auch meine Spieler und das Trainerteam gehörigen Anteil. Alles eine Frage der Haltung. Wenn man als Außenseiter gegen ein Topteam lange ein 0:0 verteidigt, dann kann man danach trotzdem sagen: Das hat Bock gemacht. Oder wenn dann endlich der erste Sieg gelingt, ist die Erleichterung darüber natürlich umso größer. Ob ich Freude am Fußball habe, hängt außerdem ja nicht nur an den 90 Minuten am Sonntag, sondern am gesamten Drumherum.

Wie kann es eigentlich sein, dass Sie als ausgebildeter Trainer beim Kicker-Managerspiel mit den ehemaligen Rimparer Kollegen regelmäßig so versagen? Und wie wählen Sie vor der Saison die Spieler aus?
Ruhl: Leider war das Kicker-Managerspiel nicht Teil der Trainerausbildung. (lacht) Als Anhänger des FC Nürnberg war ich zugegeben oft beratungsresistent und habe mich von einem guten Zweitligajahr des ein oder anderem Club-Spielers blenden lassen. Nachdem der FCN leider den Aufstieg verpasst hat, bleibe ich nächste Saison wenigstens vor solchen irrationalen Spielerverpflichtungen gefeit. Andererseits, wenn ich mir das aktuelle Rimparer Kicker-Managerspiel so anschaue, sind einige Jungs an der Tabellenspitze, denen man zur aktiven Zeit im Leben nicht dermaßen viel Fußball-Sachverstand zugetraut hätte. (lacht)
Wen spielen Sie an?
Ruhl: Ich spiele Bilal Arheel an. Er spielt in meiner Mannschaft und wohnt mit seiner Familie in Waigolshausen. Er ist vor dem Krieg in Syrien geflüchtet und hat sicher einiges zu erzählen. Unsere Söhne spielen auch in einer Mannschaft, und er ist ein total netter Kerl. Zehn Jahre jünger und mit der ein oder anderen Knieverletzung weniger wäre er mit seiner Technik sicher noch ein Kandidat für unsere erste Mannschaft.
Steilpass-SerieAlle zwei Wochen stellen wir in dieser Serie einen Sportler oder eine Sportlerin aus der Region vor. Beim "Steilpass" sind immer die ersten zwei Fragen und die letzte Frage gleich.Das Besondere: Nicht wir bestimmen, wer angespielt wird, sondern der vorherige Kandidat oder die Kandidatin spielt den Ball steil – quer durch verschiedene Sportarten und unser Verbreitungsgebiet. Wir hoffen, dadurch spannende Querverbindungen im unterfränkischen Sport zu finden.Quelle: tei