2. Bundesliga, Männer
ThSV Eisenach - DJK Rimpar Wölfe 25:23 (9:9)
Wäre am 9. November 1989 in Deutschland nicht passiert, was passiert ist, wären diese Männer 30 Jahre später wohl nicht beieinandergesessen – zumindest nicht bei einer Pressekonferenz. "Der Mauerfall hat es uns ermöglicht, dass wir heute gegen eine Mannschaft aus Würzburg spielen konnten", sagte Pressesprecher Thomas Levknecht in der nach dem früheren DDR-Nationalspieler benannten Werner-Aßmann-Halle nach dem 25:23 (9:9)-Sieges seines ThSV Eisenach über die DJK Rimpar Wölfe.
Neben ihm saß nicht nur der 71-jährige kroatische Heimtrainer Sead Hasanefendic, personifizierte Geschichte seiner Branche, der 1989 mit US Créteil HB die französische Meisterschaft gewann und im Europapokal der Pokalsieger erst im Finale dem TuSEM Essen unterlag. Da saßen auch der aus Eisenach stammende ThSV-Manager Réne Witte und der in Brandenburg geborene DJK-Coach Ceven Klatt, die sich vor rund 20 Jahren beim Handball in Haan begegneten, Freunde wurden, bei drei Klubs im Düsseldorfer Raum zusammenarbeiteten – und nun in der zweiten Liga erstmals Konkurrenten waren.
Drei verworfene Siebenmeter nach 8:4-Führung sorgen für die Wende
"Ich würde mich gerne noch mal übers Spiel unterhalten", antwortete Witte grinsend auf die Frage, wie der weitere Samstagabend mit Klatt verlaufen werde, der mit seiner Familie bei seinem Kompagnon blieb. Klatt war so kurz nach dem Duell der Tabellennachbarn, in der sein Team zwar nichts zu verlieren gehabt hatte, aber nicht hätte verlieren müssen, nicht nach Scherzen zumute. "Wir haben uns selber um den Lohn unserer Arbeit gebracht", ärgerte er sich.
Mit 8:4 hatten die hervorragend eingestellten Rimparer nach 20 Minuten geführt. Die vom Kreisläuferduo Michael Schulz und Patrick Gempp kompakt organisierte Deckung mit dem starken Max Brustmann im Rücken hatte bis dahin nur ein Eisenacher Feldtor zugelassen; die restlichen drei seiner elf Treffer hatte Adrian Wöhler per Siebenmeter erzielt. Brustmann, in der ersten Halbzeit mit neun Paraden, war mit Sprechchören von den etwa 15 mitgereisten Wölfe-Fans unter den knapp 2400 Einheimischen gefeiert worden. "Er hat uns etliche Probleme bereitet", sagte Witte.
"Wir haben uns auch selber ein bisschen geschlagen."
Patrick Schmidt, Kapitän DJK Rimpar Wölfe
Dann der Bruch im Spiel der Unterfranken. Hasanefendic wechselte in einer Auszeit seine erste Sechs auf dem Feld komplett aus, brachte vornehmlich junge Akteure. Manche hätten vielleicht selbst nicht damit gerechnet, dass sie spielen würden, sagte der Bundesliga-Oldie später schelmisch. Der Einzige, der bleiben durfte, war Torwart Voncina Blaz – und der läutete die Aufholjagd ein: Er hielt einen Strafwurf von Benedikt Brielmeier. Direkt danach scheiterte Dominik Schömig an der Latte. Und wenig später reihte sich auch Benjamin Herth mit einem neben den Kasten gesetzten Siebenmeter ein. Wären allein diese drei Versuche reingegangen, hätte es zum Sieg gereicht.

Doch auch im Angriff gelang den Gästen gegen die nun aggressive Abwehr der Gastgeber nur noch ein Treffer bis zum Seitenwechsel. Die Thüringer indes übernahmen nach einem 5:0-Lauf die Führung (9:8, 29.). "Die entscheidende Phase" nannte Klatt die Wende. Er kritisierte nicht nur die mangelnde Konsequenz im Abschluss, sondern auch acht technische Fehler seiner Schützlinge in Halbzeit zwei: "Das ist nicht akzeptabel für die zweite Liga."
Wechselfehler in entscheidender Phase
Nach der Pause setzte sich der Aufsteiger bis auf 24:20 (54.) ab. Die Wölfe hatten mehrmals die Chance, bis auf ein Tor zu verkürzen, doch "wir haben zu viele Bälle weggeworfen und zu viele einfache, blöde Fehler gemacht", räumte Kapitän Patrick Schmidt ein. Einer von ihnen war vielleicht mitentscheidend: Beim Stand von 18:20 (48.) stürmte Julian Sauer nach einer Zeitstrafe zwei Sekunden zu früh zurück aufs Feld – und durfte gleich noch mal auf der Bank Platz nehmen.
So feierten am 9. November 2019 die Wartburgstädter: Sie bleiben in ihrer sportlichen Festung in dieser Saison ungeschlagen. "Eisenach war die cleverere Mannschaft", bilanzierte Klatt. Und Schmidt wusste: "Wir haben uns auch selber ein bisschen geschlagen."
Die Statistik des Spiels
Eisenach: Blaz (1.- 60.), Karic (n.e.) - Kikanovic, Wöhler 11/9, Potisk, Ulshöfer, Miljak, Tokic 3, Richardt 2, Mürköster 1, Obranovic 4, Lumbroso 2, Snajder 1, Racic, Weyhrauch 1, Saul.
Rimpar: Brustmann (1.- 60.), Wieser (bei zwei Siebenmetern) - Schömig 3/2, Böhm, Karle, Gempp 1, Schmidt 5/1, Kaufmann 6, Siegler, Schulz 2, Backs 2, Brielmeier 1, Herth 1, Sauer 2.
Spielfilm: 1:3 (7.), 3:3 (9.), 3:5 (14.), 4:8 (20.), 8:9 (29.), 9:9 (Halbzeit), 13:11 (35.), 16:13 (39.), 19:16 (45.), 21:19 (50.), 24:20 (54.), 25:23 (Endstand).
Siebenmeter: 9/9 : 3/6.
Zeitstrafen: 4:5.
Schiedsrichter: Matthias Klinke/Sebastian Klinke (Bordesholm).
Zuschauer: 2373.