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Fußball: Dritte Liga: Felix Magath will mit den Würzburger Kickers in die Zweite Liga

Fußball: Dritte Liga

Felix Magath will mit den Würzburger Kickers in die Zweite Liga

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    Felix Magath bei seiner Präsentation als Chef der neuen Flyeralarm-Unternehmenseinheit Globasl Soccer in der Würzburger Firmen-Zentrale.
    Felix Magath bei seiner Präsentation als Chef der neuen Flyeralarm-Unternehmenseinheit Globasl Soccer in der Würzburger Firmen-Zentrale. Foto: Silvia Gralla

    Ob an diesem Montag, dem 20. Januar 2020, tatsächlich eine neue Ära im internationalen Fußball begonnen hat? Felix Magath ist ab sofort Chef von "Flyeralarm Global Soccer". Wobei mit global derzeit Österreich und Deutschland gemeint sind. Dort ist die Online-Druckerei Flyeralarm als Sponsor und Investor bei den Würzburger Kickers und beim FC Flyeralarm Admira tätig. Ein recht solider Drittligist und ein Wiener Vorstadtklub, der in der österreichischen Bundesliga um den Klassenerhalt kämpft, sind die Aushängeschilder des neuen Fußball-Konzerns. Es ist ein Unternehmen mit viel Luft nach oben, das der neue Flyeralarm-Fußball-Boss Magath zusammen mit Konzern-Chef Thorsten Fischer und dem Vorstandsvorsitzenden der Würzburger Kickers Daniel Sauer da im siebten Stock der Flyeralarm-Firmenzentrale in der Würzburger Dürrbachau vorstellten.

    Im Vorfeld der Pressekonferenz war ein naheliegender Vergleich mit dem Projekt eines österreichischen Brause-Herstellers gezogen worden. Entsteht da ein Mini-Red-Bull? "Wir werden nicht irgendjemandem nacheifern", stellte Magath klar. Dass Flyeralarm auf dem Tisch vor ihm Dosen mit dem hauseigenen Energy-Drink präsentiert, ist also bloß ein netter Zufall. Abgehoben sind Magath und Fischer nach dem Auftritt in Würzburg ganz schnell: Mit dem Flieger ging es nach Wien, wo die gleiche Präsentation noch einmal stattfand.

    Bundesweite Aufmerksamkeit

    "Natürlich wird sich hier das eine oder andere ändern", sagte Magath zu Beginn und begann gleich mit einem Beispiel: Dem einstigen Meistertrainer fehlte in Würzburg der Tee. Er musste bei der Präsentation auf sein Lieblingsgetränk verzichten. "Ich fühle mich ein bisschen hilflos ohne meine Tasse, ohne meinen Teebeutel, den ich auswringen kann", sagte Magath, der dieses Ritual einst bei unzähligen Pressekonferenzen in Bundesliga-Stadien pflegte. Das bloße Erscheinen des einstigen Meistertrainers ist für Würzburg ein Ereignis. Er hebt die Kickers in der bundesweiten Aufmerksamkeit auf ein ganz anderes Niveau.

    Kickers-Vorstandsvorsitzender Daniel Sauer (links), der neue Chef von Flyeralarm Global Soccer Felix Magath und Flyeralarm-Geschäftsführer Thorsten Fischer (rechts).
    Kickers-Vorstandsvorsitzender Daniel Sauer (links), der neue Chef von Flyeralarm Global Soccer Felix Magath und Flyeralarm-Geschäftsführer Thorsten Fischer (rechts). Foto: Silvia Gralla

    Nun sind tatsächlich Würzburg und Wien die nächsten Stationen in der Karriere des 66-Jährigen, der als Spieler und Trainer einst die Trophäenschränke seiner Klubs füllte, dessen letztes Engagement aber mittlerweile zwei Jahre zurückliegt. Bei Shandong Luneng Taishan in China war das. "Meine Zeit als Trainer ist vorbei", sagte Magath in Würzburg, hielt sich aber eine Hintertür offen: "Man soll nie nie sagen. Ich habe gelernt, dass sich Verantwortliche nicht selbst beschränken sollten."

    "Fußballvereine entwickeln"

    Im Notfall also könnte er schon noch einmal einspringen. Seine Aufgabe ist aber ab sofort eine andere: "Früher habe ich Fußballspieler entwickelt, jetzt will ich Fußballvereine entwickeln." Magath, als Spieler und Trainer jeweils dreimal deutscher Meister, hat nun eine neue Rolle gefunden als Chef für alle Fußball-Aktivitäten der Firma Flyeralarm – und die könnten irgendwann auch tatsächlich global werden. China, sei ein interessanter Markt, stellte Firmen-Boss Fischer in der verteilten Pressemitteilung klar.

    Aber das ist Zukunftsmusik. Das Hier und Jetzt in Würzburg heißt Dritte Liga. Bei den Kickers, die vor dem Neustart in die Rückrunde am kommenden Samstag um 14 Uhr am Dallenberg gegen Unterhaching als Tabellen-13. nur sechs Zähler Rückstand auf Platz drei und die Aufstiegsrelegation haben, wird Magath keine Funktion übernehmen. "Ich bin derjenige, der mit seiner Erfahrung den Verantwortlichen zur Seite steht, der hilft, Entscheidungen diskutiert", sagte Magath.

    Mehr als ein Berater

    Ist er also bloß ein gut bezahlter Berater? Mitnichten! Flyeralarm besitzt 49 Prozent der Anteile an der Würzburger Profifußball-AG. Der Einfluss des Fußball-Chefs des Unternehmens geht, so ist anzunehmen, deutlich über eine beratende Tätigkeit hinaus. Das machte auch Magath deutlich: "Es gibt derzeit noch keine Entscheidungen, weil ich zu wenig in der Materie drinstecke." Er wolle sich nun möglichst schnell ein umfassendes Bild von den Kickers und der Dritten Liga verschaffen.

    Magaths gute Ratschläge werden einen sehr verbindlichen Charakter haben. Denn die Zielrichtung ist klar. Magath soll helfen, die Kickers wieder nach oben zu führen, in die zweite Liga. Dort waren sie bereits in der Saison 2016/17 ein Jahr lang unter Magaths sportlichem Ziehsohn Bernd Hollerbach, einst als Co-Trainer an der Seite seines Lehrmeisters deutscher Meister mit dem VfL Wolfsburg.

    Der Vertrag von Kickers-Trainer Michael Schiele ist noch nicht verlängert. Klub und Trainer hatten zuletzt immer wieder betont, sich eine Fortsetzung der Zusammenarbeit gut vorstellen zu können. Die Frage, warum noch nichts spruchreif war, blieb zuletzt aber stets unbeantwortet. In der vergangenen Woche war Magath zusammen mit Fischer nach Spanien geflogen, um sich ein erstes Bild zu verschaffen. "Es war schön zu sehen, wie professionell der Trainer arbeitet." Schiele solle einfach so weitermachen wie vorher, so Magath.

    Auch Ex-Kickers-Spieler und der Manager des FC Flyeralarm Admira war bei der Pressekonferenz in Würzburg zu Gast.
    Auch Ex-Kickers-Spieler und der Manager des FC Flyeralarm Admira war bei der Pressekonferenz in Würzburg zu Gast. Foto: Silvia Gralla

    "Wir haben ein gutes Team und keinen Druck, Veränderungen vorzunehmen", findet Fischer, schob aber einen Satz nach, der zeigt, dass der Erfolgsdruck auf alle Beteiligten deutlich steigen wird: "Auch bei Flyeralarm gibt es einen stetigen Wechsel. Das wird hier nicht anders sein." Garantien gibt es keine mehr, die Ziele sind ambitioniert. Magath verspürt keinen Zeitdruck, wenn es darum geht, erste Veränderungen umzusetzen, betonte aber: "Der Verein soll nicht da verharren, wo er ist. Natürlich wird es zu Entscheidungen im Umfeld des Klubs kommen. Ich soll Dinge anschieben, die zu einer besseren Struktur und mehr Erfolg der Spieler sorgen." 

    München bleibt Lebensmittelpunkt

    Fest steht: An Magath vorbei wird in Zukunft bei den Kickers kein Weg mehr führen. Sein Lebensmittelpunkt werde, so der gebürtige Aschaffenburger, weiterhin in München sein. Aber natürlich werde er immer wieder vor Ort sein. "Wir wollen professioneller werden", sagte er ganz selbstverständlich, während der Kickers-Vorstandsvorsitzende Daniel Sauer neben ihm auf dem Podium saß. Der einstige Profi-Handballer, in Personalunion auch Sportchef beim Drittligisten, glaubt bei den Kickers müsse man nun "eine hohe Veränderungsbereitschaft" haben. Das hörte sich an, als sollte mit Magaths Hilfe noch einiges auf den Kopf gestellt werden am Dallenberg.

    Felix Magath als Kickers-Gast im Trainingslager in Spanien.
    Felix Magath als Kickers-Gast im Trainingslager in Spanien. Foto: Kranewitter

    Dabei lautet Magaths Philosophie doch verkürzt auf einen Satz: "Zurück zu den Wurzeln." Ein Geschäftsmann wie Fischer spricht da dann von Basics und meint das Gleiche. "Wir sind uns da sehr ähnlich. In der Firma werden auch immer viele Business-Pläne verfasst. Davon halte ich nicht viel. Felix hält, glaube ich, auch nicht allzu viel von Konzepttrainern." Der deutsche Fußball befindet sich, so glaubt Magath, auf dem falschen Weg. "Alles wird nur noch von der Taktik her beurteilt. Danach werden die Spieler aufgestellt. Ich habe immer anders gedacht. Für mich stand immer der Spieler, der Mensch im Mittelpunkt."

    Kein Ende der Vertragslaufzeit bekannt

    Wer den Namen Magath nennt, der denkt an knallhartes Training, Medizinbälle und Drill. "Ich habe gelernt: Wer mehr Erfolg will, muss mehr arbeiten", sagte er. Und der braucht womöglich auch einen langen Atem. "Ich gehe davon aus, dass die Tätigkeit hier erst endet, wenn alle zufrieden sind", sagte Magath. Das Ende seiner Vertragslaufzeit wurde auch auf Nachfrage nicht genannt. Für die Kickers dürfte am Montag tatsächlich eine neue Ära begonnen haben.

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