Fußball
SC Würzburg Heuchelhof – 1. FC Nürnberg II 4:2 (0:2)
Um den Mädchenfußball steht es nicht gut in Nordbayern – und zwar flächendeckend. Doch es gibt einige wenige gallische Dörfer: Ganz vorne mit dabei ist der SC Würzburg Heuchelhof. Rund 100 Nachwuchsspielerinnen jagen dort derzeit in fünf Mannschaften dem Ball hinterher. Das Aushängeschild sind die U-17-Juniorinnen, die nach dem Abstieg aus der Bayernliga in der Landesliga Nord starten. Am vergangenen Wochenende gelang den SC-Mädels gegen den 1. FC Nürnberg im vierten Anlauf der erste Saisonsieg.
Anschauungsunterricht bei der Nationalmannschaft
Einige von ihnen haben tags zuvor einen ganz besonderen Anschauungsunterricht bekommen. Gemeinsam mit dem Vereinsvorsitzenden Heinz Reinders fuhren sie an den Aachener Tivoli, um das EM-Qualispiel der deutschen Frauen-Nationalmannschaft gegen die Ukraine vor Ort zu verfolgen. Es war ein technisch feiner Auftritt der Deutschen, der mit einem 8:0-Kantersieg endete – und für die Würzburgerinnen sprang sogar noch ein Autogramm von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg heraus. "Es war ansehnlich und eine runde Sache", zeigte sich Reinders auf der Rückfahrt zufrieden.
Womöglich haben sich seine U-17-Juniorinnen im Stadion und auch zu Hause am Fernseher ein bisschen was von den deutschen Vorzeige-Frauen abgeschaut. Denn am Sonntagmittag bezwangen sie den Club-Nachwuchs aus Nürnberg am Heuchelhof nach einem 0:2-Pausenrückstand noch mit 4:2. Die Erleichterung war groß beim Sportclub. Zwei Tore der erstmals eingesetzten Laura Gerst (49., 67.) sowie jeweils ein Treffer von Luzie Krill (53.) und Sarah Zackel (77.) sorgten für die Wende.
In der ersten Halbzeit hatten sich die so genannten Würzburg Dragons gegen robuste Nürnbergerinnen noch schwer getan. "Die Situation ist für die Spielerinnen schwierig", berichtet Reinders. "Wir müssen drei Jahre nicht optimale Nachwuchsarbeit im U-17-Leistungsfußball nachholen. Denn mit dem Konzept, Spielerinnen aus Jungsteams zusammenzuwürfeln, ging es rapide von der Bundes- in die Landesliga bergab."
Vorprogrammierte Startschwierigkeiten
Aus der Vorsaison, als der Klassenerhalt in der Bayernliga knapp verpasst worden ist, sind nur fünf Akteure übriggeblieben. Die Folge war, dass viele Kickerinnen, die seit klein auf bei den Dragons ausgebildet worden sind, ein Jahr früher als geplant von der U 14 in die U 17 wechseln mussten. "Darunter haben wir sechs Spielerinnen des Jahrgangs 2006; die sind 12 oder 13 und spielen nun gegen 15- bis 17-Jährige. Da sind Startschwierigkeiten vorprogrammiert und die körperlichen Unterschiede sind immens", erläutert Anna Fries.
Im Sommer hat die 27-jährige Rottendorferin das Traineramt von Dieter Kölbl übernommen. "Anna ist für uns ein absoluter Glücksfall", sagt Reinders: "Sie hat selbst höherklassig gespielt und legt viel Wert auf eine taktisch und technisch gute Ausbildung." Dabei unterstützt wird sie von Louisa Schenk und Alex Hetterich. Zwischen 2014 und 2016 kam Fries auf mehrere Einsätze beim ETSV Würzburg in der Zweiten Bundesliga Süd. Neben ihrem Trainerdasein ist sie beim Sportclub zudem Jugendleiterin.
Kürzlich wurde Fries vom Bayerischen Fußball-Verband als U-30-Fußballheldin auserkoren. "Es freut mich für Anna, dass ihr vielfaches Engagement auf diese Weise gewürdigt wird", sagt Reinders. Die Preisübergabe findet demnächst im Rahmen eines Zweitliga-Heimspiels des SSV Jahn Regensburg statt. 2020 geht es mit allen Fußballhelden aus Deutschland zu einer fünftägigen Bildungsreise nach Barcelona.
Der Sportgelände des SC Würzburg am Heuchelhof
Die U-17-Würzburgerinnen haben ihr nächstes Spiel am Samstag, 19. Oktober, beim Schlusslicht DJK Don Bosco Bamberg. Für den Klassenerhalt muss der SC zwei Mannschaften hinter sich lassen. So oder so dürfte der mehrfach ausgezeichnete Verein in den nächsten Jahren noch viel Freude mit seinem Nachwuchs-Aushängeschild haben.
SC Würzburg: Schumann – Hinz, Sophia Maier (45. Reinders), Laura Maier, Miksch, Gerst, Schneider (45. Klingler), Schmolke (73. Popp), Schlothauser, Krill (66. Zackel), Leonie Maier.
Schiedsrichter: Tobias Henkelmann (Riedenheim). Zuschauer: 40. Tore: 0:1 (23.), 0:2 (26.), 1:2 Laura Gerst (49.), 2:2 Luzie Krill (53.), 3:2 Laura Gerst (67.), 4:2 Sarah Zackel (77.).
Die restlichen Spiele im Stenogramm
FC Würzburger Kickers – FC Memmingen 2:0 (2:0).
Schiedsrichter: Tobias Horn (SV Mönchstockheim). Zuschauer: 50. Tore: 1:0 Marco Kunzmann (16.), 2:0 Andre Rumpel (21.).
JFG Wendelstein – Würzburger FV 3:5 (1:2).
Schiedsrichter: Tim Lehmeier (TSV Rittersbach). Zuschauer: 70. Tore: 0:1 Luckenson Schumacher (12.), 1:1 (33.), 1:2, 1:3 Philipp Glücker (43., 47.), 2:3 (66.), 3:3 (88.); 3:4 Philipp Glücker (90.+1), 3:5 Niklas Purucker (90.+4).
FSV Erlangen-Bruck – JFG Kreis Würzburg Süd-West 3:0 (2:0).
Schiedsrichter: Mika Zellner (SV Wettelsheim). Zuschauer: 50. Tor: 1:0 (3.), 2:0 (32.), 3:0 (58.).
SSV Jahn Regensburg – FC Würzburger Kickers 3:2 (2:1).
Schiedsrichter: Sebastian Beer (Beratzhausen). Zuschauer: 73. Tore: 0:1 Louis Breunig (5.), 1:1 (10.), 2:1 (16.), 2:2 Tizian Hümmer (44.), 3:2 (70.).
Würzburger FV – SpVgg SV Weiden 3:0 (2:0).
Schiedsrichter: Niklas Baudach (FC Würzburger Kickers). Zuschauer: 60. Tore: 1:0, 2:0 Tim Herbert (35., FE, 40.), 3:0 Stefan Kerter (73.).
TSV Großbardorf – FC Würzburger Kickers II 1:3 (1:0).
Schiedsrichter: Christian Wolf (DJK Langenleiten). Zuschauer: 50. Tore: 1:0 (10.), 1:1, 1:2 Felix Schmitt (43., 59., FE), 1:3 Pascal Ganz (66.).
TSV 1860 München – FC Würzburger Kickers 4:2 (3:1, 1:1).
Schiedsrichter: Leo Bertol (Gautinger SC). Zuschauer: 50. Tore: 1:0 (3., Eigentor), 1:1 Felix Deißenberger (11.), 2:1 (34.), 3:1 (40.), 4:1 (53.), 4:2 Luka Kalandia (58.).
TSV 1860 München – FC Würzburger Kickers 6:1 (3:1, 3:0).
Schiedsrichter: Hirad Aurahman (FC Puchheim). Zuschauer: 47. Tore: 1:0 (3.), 2:0 (15.), 3:0 (18., FE), 3:1 (36.), 4:1 (52.), 5:1 (70.+4), 6:1 (70.+5).