Das Fußballjahr 2019 ist für die Würzburger Kickers mit einem Remis zu Ende gegangen. 1:1 hieß es zum Rückrundenauftakt nach 90 Minuten gegen den FC Bayern München II. Und so richtig wussten die Kickers nicht, ob sie sich nun freuen oder ärgern sollten über das Resultat einer Partie, in der sie gut 50 Minuten nach einer Roten Karte in Überzahl agierten, in der aber trotzdem Torhüter Eric Verstappen bester Kickers-Akteur war, weil er gleich mehrfach herausragend parierte.
Überhaupt ist es die Frage, wo die Kickers stehen am Ende dieses Jahres. Mit der Schulnote 3+ bewertete Kickers-Coach Michael Schiele die bisherigen 20 Saisonspiele der Rothosen. 27 Punkte sind aus Trainersicht eine befriedigende Bilanz, nicht mehr. "Wir müssen schon noch aufpassen", mahnte auch Kickers-Spieler Fabio Kaufmann. Die sieben Punkte aus den letzten drei Partien 2019 waren erst einmal dringend nötig, um ein Polster zwischen sich und die Abstiegszone zu legen. Nach Punkten ist der Tabellen-13. Platz drei einen Zähler näher als der Abstiegszone. Aber was heißt das schon in dieser Liga ohne Mittelfeld, in der das Tableau jede Woche wild ducheinander gewürfelt wird.
Im Falle eines Sieges bei den kleinen Bayern hätte sich der Weihnachtsurlaub für die Kickers-Spieler um zwei Tage verlängert, hätte Schiele sein Team erst zum Aufbruch ins Trainingslager nach Südspanien am 7. Januar zusammengerufen. Nun bleibt es erst einmal beim Trainingsstart am 5. Januar. "Ich muss darüber noch einmal nachdenken", so der Kickers-Trainer.
Es war ein Spiel, das ein Spiegelbild lieferte für die bisherige Saison. Zeitweise richtig flott und spielfreudig, dann wieder behäbig und unkonzentriert. Mit tollen Kombinationen und mit unerklärlichen Fehlern. "Wir haben es in der zweiten Halbzeit nicht mehr geschafft, uns Chancen zu erspielen", analysierte Schiele die entscheidende Schwäche nach dem Seitenwechsel. Gut 50 Minuten spielten die Kickers nach einer Roten Karte für Bayern-Akteur Sarpreet Singh (40.) in Überzahl. Sie konnten aus der personellen Überlegenheit keinen Vorteil ziehen. "Bayern hatte plötzlich nichts mehr zu verlieren und wir mussten eigentlich gewinnen", stellte Kickers-Akteur Fabio Kaufmann fest. Eine Situation, mit der die Kickers offensichtlich ihre Probleme hatten.
Dabei waren die Gäste in der ersten Halbzeit in einem ziemlich ereignisreichen Spiel das strukturierter wirkende Team gewesen. Die Würzburger fanden immer wieder Lücken, in die speziell Kaufmann über den rechten Flügel einige Male hineinstoßen konnte. Dem Deutsch-Italiener fehlten dann aber vor dem Kasten die nötige Ruhe und Präzision. "Bis zur Roten Karte müssen wir führen", war sich Kaufmann sicher, vergaß dabei aber, dass die kleinen Bayern in Person von Joshua Zirkzee schon vor der Pause eine ganz dicke Chance zur Führung hatten.
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Der Mann über den ganz Fußball-Deutschland derzeit spricht, stand tatsächlich am Sonntag gegen die Kickers auf dem Platz. Noch am Tag davor hatte er mit seinem Tor zum 1:0 beim 2:0-Sieg des Erstliga-Teams der Münchner gegen den VfL Wolfsburg die Allianz Arena zum Brodeln gebracht. Nicht einmal 24 Stunden später war im Stadion an der Grünwalder Straße wieder alles eine Nummer kleiner. Nicht einmal 2300 Zuschauer waren dabei. Und irgendwie scheint Zirkzee die große Bühne zu brauchen. Denn der Niederländer, dem als Einwechselspieler in dieser Woche zwei Bundesliga-Tore gelangen, wartet auch nach dem 14. Drittliga-Spiel weiter auf den ersten Treffer in dieser Spielklasse.

Er war freilich diesmal einige Male nah dran, fand seinen Meister aber in Eric Verstappen. Der Niederländer war kurzfristig ins Kickers-Tor gerückt, weil sich Stammtorwart Vincent Müller eine Erkältung eingefangen hatte. Und Verstappen hielt herausragend. Einen neuen Konkurrenzkampf um den Posten zwischen den Pfosten des Kickers-Tores, wollte Trainer Schiele deshalb aber noch nicht ausrufen: "Vincent Müller hat sich ja nichts zu Schulden kommen lassen und in den letzten Wochen gut gehalten."
Die Null stand am Ende auch diesmal nicht. Nur einmal in dieser Saison beim 0:0 in Chemnitz waren die Kickers ohne Gegentor geblieben. Diesmal dauerte es bis zur 80. Minute, dann traf Bayern-Angreifer Kwasu Wriedt zum 1:0. Die Kickers drohten die Partie in Überzahl aus der Hand zu geben. "Wie wir danach reagiert haben war top", lobte aber Schiele aber sein Team. Denn die Rothosen rissen noch einmal entschlossen das Heft des Handelns an sich und nach einer Kaufmnn-Flanke köpfte der starke Linksverteidiger Leroy Kwadwo mit seinem ersten Drittliga-Tor zum 1:1 ein. "Es hätten drei Punkte sein können, aber aufgrund der zweiten Halbzeit geht das 1:1 in Ordnung."