Turbulent bis in die Schlussminuten ging es am Samstagnachmittag auf der Sepp-Endres-Sportanlage in Würzburg zu. Am Ende standen zwei Rote Karten, einmal Gelb-Rot, vor allem aber eine Mannschaft, die die SpVgg Bayern Hof mit nur noch neun Spielern auf dem Platz in die Knie gezwungen hatte. Mann der Partie war eindeutig Steffen Barthel, der in der 87. Minute alleine aufs Gästetor stürmte und zum 2:1 traf. Die Belohnung in Form von Umarmungen und Küssen holte er sich gleich nach Abpfiff bei seiner Freundin ab. "Es war ein extrem emotionales Spiel, mit vielen Rückschlägen. Nach dem späten 1:1 dachte ich schon: ,Das wird schwer.' Und dann krieg ich die eine Chance und ich mach sie. Das war einfach nur geil, das war Emotion pur."
"Dann krieg ich die eine Chance und ich mach sie. Das war einfach nur geil, das war Emotion pur."
Steffen Barthel, WFV-Siegtorschütze
Tatsächlich knisterte es in der Begegnung von Beginn an, wozu auch die zumindest ein oder andere nicht ganz nachvollziehbare Entscheidung von Schiedsrichter Markus Pflaum aus Hallstadt ihren Teil beitrug. Als er in der 38. Minute etwa keinen Vorteil für den Würzburger FV laufen ließ und Trainer Berthold Göbel sich darüber so aufregte, dass er die Gelbe Karte sah. Zu diesem Zeitpunkt waren seine Spieler Dennie Michel - wegen einer Notbremse (30., Rote Karte) - und Fabio Bozesan wegen wiederholten Foulspiels (34., Gelb-Rot) bereits vom Platz gestellt worden. Wobei auch über die vertretbare zweite Gelbe Karte für Bozesan unter den Fans heftig diskutiert wurde.
Dank guten Stellungsspiels, eines herausragenden Stefan Wassers, der die Abwehr stabilisierte und großen Kampfgeistes gingen die Zellerauer mit einer 1:0-Führung (Michel hatte in der 14. Minute einen Foulelfmeter verwandelt) in die Pause. Dabei waren die Hofer durchaus das ein oder andere Mal zu Chancen gekommen. "Wir haben in der Halbzeit gesagt: ,Es läuft grad alles gegen uns, aber wir sind eine geile Mannschaft, wir hauen uns rein und machen das auch zu neunt." Gesagt, getan. Dass sie später allerdings auch noch auf den Trainer würden verzichten müssen, das konnte bei den Zellerauern zu diesem Zeitpunkt noch keiner ahnen. Kurz nach dem Ausgleichstreffer der Gäste (78.) verlor der 50-Jährige die Nerven und trat vor Wut die Bierbank vor der Auswechselbank der Würzburger um: "Das ist mir früher öfters passiert", sagte er hernach und lachte: "Heute hatte ich mich lange im Griff, aber irgendwann ist halt einfach mal gut." Ob und wie lange der Übungsleiter gesperrt wird, stand am Samstagabend noch nicht fest.

Letztendlich rückte der Platzverweis allerdings in den Hintergrund. Nach Barthels Führungstreffer verteidigten die Blauen ihren Strafraum erbittert gegen vehement Druck machende Hofer und als Schiedsrichter Pflaum die Partie nach einer sich für den WFV-Anhang endlos anfühlenden Nachspielzeit abpfiff, war da nur noch Freude und Stolz. "Das habe ich so noch nicht erlebt. So etwas gewinnst du nur, wenn du überragend spielst. Mit zwei Mann weniger so ein Ding runterzureißen, meinen Respekt!" Nach Ansicht von Göbel hat Barthel, der nach einer Saison beim Landesligisten ASV Rimpar im Sommer zurück an die Mainaustraße gekommen ist, in den vergangenen Monaten die stärkste Entwicklung hingelegt: "Wahnsinn. Der ist einfach nicht mehr wegzudenken."
Die Statistik des Spiels Fußball: Bayernliga Nord
Würzburger FV - SpVgg Bayern Hof 2:1 (1:0) Würzburg: Dietz - Gehret, Lotzen, Wasser - Schömig, Barthel - Obrusnik, Bozesan, Michel - Dan, Hofmann (90. Röckert). Hof: Lang - Schmidt, Feulner, Chocholousek - Schraps, Bifano - Krantz, Sevcik, Seifert, Kavalir (55. Hüseyin) - Holek. Schiedsrichter: Markus Pflaum (Hallstadt). Zuschauer: 455. Tore: 1:0 Dennie Michel (14., Foulelfmeter), 1:1 Tom Feulner (78.), 2:1 Steffen Barthel (87.). Rot: Dennie Michel (3ß0./WFV/ Notbremse), Trainer Berthold Göbel (82./WFV/unsportliches Verhalten). Gelb-Rot: Fabio Bozesan (35./WFV/wiederholtes Foulspiel).