Die Zählgeräte bleiben im Schrank, im Tischtennis geht es in dieser Saison nicht mehr um Spiel, Satz und Sieg, zumindest nicht im Wettkampf. Am Freitag hat der Bayerische Tischtennisverband (BTTV) die Entscheidung bekanntgegeben, die Saison coronabedingt abzubrechen und zu annullieren.
Viele Vereinsvertreter aus der Region hatten bereits damit gerechnet und zeigen Verständnis. Manche hätten sich den Abbruch schon früher gewünscht, auch um Planungssicherheit zu bekommen. Doch BTTV-Geschäftsführer Carsten Matthäus gab in seinem Rundschreiben zu verstehen, dass "die Organisation des Spielbetriebs die originärste Aufgabe eines Sportverbands ist, die nicht leichtfertig aufgegeben werden darf".
Kritik aus der Rhön
Während im Erwachsenenbereich so gut wie niemand eine Alternative zum Saisonabbruch sieht, gibt es durchaus Kritik, auch den Jugend-Spielbetrieb komplett einzustellen. "Ich mache mir Sorgen um den Nachwuchs und bezweifle, dass der Verband in München auch unsere Probleme in der Rhön versteht", sagt Hubert Katzenberger vom Heimatverein Burglauer (Lkr. Rhön-Grabfeld). Stattliche fünf Jungenteams hat der Klub gemeldet, sie alle schauen nun in die Röhre. "In den Mai hinein hätten wir leicht noch die jeweils drei oder vier Spiele machen können", findet der Abteilungsleiter.
Die erste Männer-Mannschaft des HV Burglauer trifft die Pandemie in sportlicher Hinsicht ein zweites Mal: Im Frühjahr 2020 ist man wegen der Quotientenregel abgestiegen, aktuell stehen die Burglauer in der Bezirksklasse A mit 10:0-Punkten an der Spitze. Doch mit dem Abbruch wird die Saison so behandelt, als hätte es sie nie gegeben.
Der Nachwuchs des TV 1889 Burgsinn (Lkr. Main-Spessart) dürfte ebenfalls traurig dreinblicken – sowohl mit der ersten als auch der zweiten Mannschaft waren die Sinntaler bis zum Abbruch ungeschlagen. "Für die Jungs tut es mir natürlich leid. Ich finde aber, dass der Verband absolut richtig gehandelt hat", sagt TVB-Jugendleiter Marco Löffler, der sich sicher ist, dass "die Jugendlichen brennen werden, wenn es wieder losgeht".
Freundschaftsrunde geplant
Seit dieser Saison kooperiert die TG Würzburg im Nachwuchsbereich mit der DJK Gänheim. Im letzten Spiel Ende Oktober unterlagen die Werntaler noch der TSG Waldbüttelbrunn im Verbandsliga-Derby. Der Abbruch sorgt dafür, dass sie auch nächste Runde wieder in Bayerns höchster Spielklasse starten dürfen. Nicht nur deshalb ist DJK-Abteilungsleiter Stefan Scheuring guter Dinge, dass nach Ostern wieder alles anläuft: "Wir haben ein sehr familiäres Vereinsleben. Das sollte über diesen Lockdown hinweghelfen. Bei größeren Stadtvereinen ist diese soziale Bindung sicherlich nicht so groß."
Scheuring ist auch Bezirksjugendwart – und will im Mai und Juni für den Nachwuchs auf freiwilliger Basis eine Freundschaftsspielrunde anbieten. "Demnächst startet der Verband auch ein Online-Programm, damit die Spieler fit sind, wenn es dann hoffentlich im Frühjahr irgendwann wieder mit dem Training losgeht."
Insgesamt skeptischer ist Jochen Wilhelm vom TTC Kist. Der Teammanager ist zwar erleichtert, dass die Runde nun abgebrochen ist, sieht aber die Gefahr, dass neben vielen Jugendlichen auch Senioren über 65 nicht mehr an die Platten zurückkehren könnten. "Ich weiß von einigen, die sich das künftig auch wegen der Virusgefahr nicht mehr antun wollen", so Wilhelm. Die erste Kister Mannschaft darf sich zudem noch nicht zurücklehnen, weil für die Oberliga der Deutsche Tischtennis-Bund zuständig ist. Dem Vernehmen nach soll allerdings zeitnah auch in den höheren Ligen der Saisonabbruch beschlossen werden.
Ein sportliches Opfer der Pandemie ist die TG Würzburg-Heidingsfeld. Deren erste Männer-Mannschaft war mit 8:0 Punkten in der Verbandsoberliga auf Meisterkurs. Es hätte der sechste Aufstieg in sieben Jahren werden können. Auch drei weitere TGWH-Teams standen ungeschlagen an der Tabellenspitze. Allein: Davon können sich die Heidingsfelder nun nichts mehr kaufen.
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