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eSports: Vorsicht Schuldenfalle: Wie Fifa auf der Konsole gefährlich werden kann

eSports

Vorsicht Schuldenfalle: Wie Fifa auf der Konsole gefährlich werden kann

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    Kylian Mbappé zählt in Fifa Ultimate Team zu den teuersten Spielern.
    Kylian Mbappé zählt in Fifa Ultimate Team zu den teuersten Spielern. Foto: EA

    Paris St. Germain hat einst 222 Millionen Euro für Neymar bezahlt. Wer Fifa Ultimate Team (FUT) spielt, hat die Möglichkeit, den Brasilianer schon für 100 Euro zu bekommen. Oder 200? Oder doch 500? Das ist unklar, schließlich hängt das vom Glück der Person am Controller ab. Klar ist allerdings, dass FUT sehr schnell sehr teuer werden kann.

    Ultimate Team ist der beliebteste Modus der Fifa-Spiele von Electronic Arts (EA). Wer diesen spielt, hat die Möglichkeit, eine komplette Mannschaft aufzubauen und die eigenen Lieblingsspieler ins Team zu holen. Das passiert anhand virtueller Sammelkarten, die in verschiedene Qualitätsstufen unterteilt sind. Je besser der Spieler, desto seltener und wertvoller seine Karte.

    Tore schießen macht auch virtuell Spaß - und ist für den Spielehersteller ein lohnendes Geschäft.
    Tore schießen macht auch virtuell Spaß - und ist für den Spielehersteller ein lohnendes Geschäft. Foto: Screenshot, Electronic Arts

    Die Karten können mit der Spielwährung Münzen auf dem Transfermarkt gekauft oder in virtuellen Paketen gezogen werden. Diese gibt es entweder ebenfalls für Münzen oder aber für Fifa Points zu kaufen. Und jene kosten echtes Geld. Pro Kauf können Spielende Summen von 99 Cent bis 99,99 Euro investieren. Wie oft sie das machen, ist in der Regel nicht limitiert. Wer seinen Gaming-Account mit Paypal verknüpft hat, braucht für die komplette Transaktion nur wenige Sekunden.

    Würzburger Experte fordert kritische Betrachtung von In-Game-Käufen

    Die Verführung, durch das Zahlen von echtem Geld in Spielen besser zu werden, müsse sehr kritisch betrachtet werden, findet Lambert Zumbrägel. Er ist Diplom-Sozialpädagoge und Medienpädagoge und arbeitet zurzeit bei der Würzburger Stadtbücherei. Insbesondere Kinder und Jugendliche laufen schnell Gefahr, sich finanziell zu übernehmen. Zumbrägel empfiehlt Eltern zu prüfen, ob es Einstellungen gibt, mit denen Echtgeld-Zahlungen eingeschränkt werden können. In der Regel sei das der Fall. Er betont: "Wo immer es geht, sollten Eltern darauf achten, dass kein Geld fließen kann."

    Dann sollten sie sich zusammen mit dem Kind mit der Thematik auseinandersetzen. "Wenn das Kind älter wird, muss es lernen, mit Geld umzugehen", sagt er. Seine Empfehlung: "Je jünger das Kind, desto mehr sollten Eltern die Zahlungen unterbinden."

    "Wo immer es geht, sollten Eltern darauf achten, dass kein Geld fließen kann."

    Lambert Zumbrägel, Diplom-Sozialpädagoge und Medienpädagoge

    Ein weiterer Haken neben den teils immensen Kosten: Wer viele Fifa Points kauft, kauft keinesfalls die Garantie auf einen seltenen Spieler. Er kauft nur die Möglichkeit, ohne großen Aufwand viele Pakete zu öffnen. Ob sich darin dann Neymar, Cristiano Ronaldo oder eben doch nur wertlose Durchschnittskicker befinden, bleibt – ähnlich wie bei Panini-Bildern – Glückssache. Zwar bringt jeder Spieler auf dem Transfermarkt Münzen, doch wer keine seltenen Karten zieht, braucht Geduld, um an Top-Stars zu kommen. Auch das Spielen selbst wird mit Münzen belohnt. Bis zum Superteam dauert es auf diesem Weg allerdings einige Wochen bis Monate.

    Seit Fifa 19 werden in FUT Paket-Wahrscheinlichkeiten angezeigt. Wer Pakete öffnen will, kann nun einsehen, wie groß die Chance auf einen besonderen Spieler ist. Die Wahrscheinlichkeiten sind gering, liegen bei Spezial-Karten teilweise unter einem Prozent. In Fifa 21 hat EA außerdem Vorschau-Pakete eingeführt. Wer möchte, kann sich zunächst den Inhalt ansehen und dann über einen Kauf entscheiden. Der Anteil der Vorschau-Pakete am Gesamtangebot ist allerdings klein.

    Hiesiger Spitzensportler kennt die Gefahren von FUT

    Einer, der die Gefahren des Modus bestens kennt, ist Florian Meißner. Er heißt eigentlich anders, will aber anonym bleiben. Meißner kommt aus dem hiesigen Spitzensport, ist Ende 20. Über die Jahre hat er immer wieder Geld in Fifa-Points investiert, um sich Spielerpakete kaufen zu können. Er spricht von "einem Fuffi jedes Jahr".

    Spielerpakete zu öffnen, könne man definitiv mit Glücksspiel vergleichen, findet Meißner. "Man holt sich den Nervenkitzel, weil man darüber nachdenkt, wie viele Pakete man mit dem Geld jetzt öffnen kann", sagt er. Da könne man schon süchtig werden.

    Ihm selbst ist das nicht passiert. Doch er erzählt, dass er in seinem Freundeskreis mitbekommen habe, wie andere deutlich mehr Geld investierten als er. Schon in seiner Schulzeit seien die Teams Thema gewesen. Habe ein Freund einen guten Spieler bekommen, wollte man selber auch einen haben. "Ich glaube schon, dass sich das gegenseitig hochschaukelt", sagt er.

    Um Minderjährige vor den Gefahren zu schützen, so betont Meißner, müsse es striktere Regeln geben. "Wenn man jung ist, macht man Sachen, die man nicht zweimal überlegt. Ich finde schon, dass Electronic Arts in der Pflicht ist, darauf einzugehen."

    EA widerspricht den Vorwürfen

    EA selbst weist die Kritik in seinem aktuellsten Statement zur Sache zurück: "Wir 'drängen' unsere Spieler nicht dazu, mehr Geld in unseren Spielen auszugeben. [...] Die Mehrheit unserer Fifa-Spieler gibt niemals Geld für Objekte im Spiel aus." Die Entscheidung, Geld für das Spiel auszugeben, sei "stets optional". Jüngere Spieler werden demnach "in keinster Weise dazu ermutigt, Geld in unseren Spielen auszugeben, und wir empfehlen nachdrücklich, die von uns bereitgestellten Familienoptionen zu verwenden, um die Inhalte zu verwalten, auf die Kinder Zugriff haben, ihre Fähigkeit zum Ausgeben von Geld einzuschränken sowie ihre Spielzeit festzulegen".

    Außerdem widerspreche EA der Meinung, dass die Mechaniken in Ultimate Team Glücksspiel seien. "Aufsichtsbehörden in mehreren Ländern auf der ganzen Welt haben öffentlich bekannt gegeben, dass eine Lootbox nichts mit Glücksspiel zu tun hat, solange keine Möglichkeit zur Auszahlung vorhanden ist", betont der Konzern und beruft sich dabei auch auf die Entscheidung eines Richters in einem US-Bundesgericht. Lootboxen sind virtuelle Pakete, in denen besondere Spiel-Inhalte stecken können - so wie die Spielerpakete.

    "Wir 'drängen' unsere Spieler nicht dazu, mehr Geld in unseren Spielen auszugeben."

    Electronic Arts

    Diese Entscheidung kritisiert Tatjana Halm von der Verbraucherzentrale Bayern stark. "Es scheint so, als hätten dort Gesetze zugrunde gelegen, die nicht mehr zeitgemäß sind", sagt die Rechtsanwältin. "Man sollte sich mit neueren Entwicklungen befassen." Dazu zählt Halm insbesondere virtuelle Gegenwerte, die sich die Spielenden in ihren Spielen eben auch auszahlen lassen können. Für Halm ist klar: "Dass man nicht weiß, was man bekommt, macht es zu Glücksspiel." Das Thema Lootboxen habe die Verbraucherzentrale seit Jahren im Fokus.

    Spiele, in denen es Lootboxen gibt, werden oft auch von Kindern und Jugendlichen gespielt. Hier wird es besonders kritisch. "Minderjährige dürfen keine Glücksspiele spielen. Es ist für uns ganz klar ein Ärgernis, dass Glücksspiel-ähnliche Variationen verwendet werden", sagt Halm. Fifa ist dabei ein besonders gefährdendes Beispiel. "Hierbei handelt es sich um ein sehr bekanntes und von besonders vielen Jugendlichen genutztes Spiel. Da man sich diesem kaum entziehen kann, ist die Suchtgefahr umso größer", sagt die Rechtsanwältin.

    Rückabwicklung kann möglich sein

    Für Eltern, deren Kinder viel Geld für Fifa-Pakete ausgegeben haben, gibt es die Möglichkeit, eine Rückabwicklung zu prüfen. "Die Anbieter  müssen sicherstellen, dass die Käuferinnen und Käufer volljährig sind. Ansonsten haben sie Pech gehabt", erklärt Halm. Die Eltern haften lediglich, wenn sie regelmäßige Käufe der Kinder mit ihren Bezahlmethoden ermöglichen.

    Bei Kindern unter 14 Jahren greift auch der Taschengeldparagraf, mit dem geregelt ist, inwieweit junge Menschen geschäftsfähig sind. Dieser beinhaltet allerdings eine Hürde: die Beweispflicht. Zumbrägel betont, dass Eltern einen guten Juristen bräuchten, der darlegen kann, dass der Kauf auch wirklich vom Kind selbst und eben nicht doch vielleicht von den Eltern getätigt wurde.

    In Belgien hat EA den Verkauf von Fifa Points nach Rücksprache mit den Behörden 2019 übrigens gestoppt. 

    Was ist Fifa?Fifa ist eine Fußball-Simulation von Electronic Arts, die seit Anfang der 1990er-Jahre jedes Jahr in einer aktuellen Version erscheint. Das Videospiel gibt es für diverse Konsolen sowie den PC zu kaufen. In Fifa gibt es verschiedenen Spielmodi, darunter auch der Modus Ultimate Team, der sich in den vergangenen Jahren zum beliebtesten Modus entwickelt hat. Fifa ist die meistgespielte Fußball-Simulation weltweit und insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sehr beliebt.Quelle: lei

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