„Keiner verliert gerne mit 40 Punkten Unterschied“, sagt Douglas Spradley, und womöglich hat der Cheftrainer der s.Oliver Baskets ja auch Recht, wenn er meint: „Vielleicht hat Bamberg am Sonntag eines seiner besten Spiele in dieser Saison abgeliefert. Die hätten an dem Tag jeden aus der Bundesliga mit mindestens 20 Punkten heimgeschickt.“ Die Würzburger halt mit 41 Zählern Differenz im ersten Viertelfinale der Play-off-Spiele um die deutsche Meisterschaft. An diesem Donnerstag (20 Uhr, s.Oliver Arena) können Spradleys Mannen versuchen, Revanche zu nehmen für die Demütigung am Muttertag.
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„Bamberg hat von Anfang an konzentriert und hart gespielt und auch nicht nachgelassen, als sie mit 30 Punkten vorne waren“, analysierte Spradley die ungleiche Partie. Er glaubt, dass bei seiner Mannschaft auch „die Unerfahrenheit eine Rolle gespielt“ hat: „Einige Spieler waren vielleicht überrascht, wie intensiv Bamberg zur Sache gegangen ist.“
Umso verwunderter waren die Würzburger, als sie im Laufe der Woche in einer großen süddeutschen Zeitung das Bamberger Lamento über ihren Auftritt lesen durften. Bambergs Geschäftsführer Rolf Beyer fragte sich in dem Beitrag, warum die Baskets „am Ende so zugelangt haben“ und beklagte Verletzungen von Patrick Heckmann und Janis Strelniks. Zwar seien die Spieler nicht übermäßig malade – bei beiden nichts „Ultragravierendes, aber es war in der Schlussphase schon ein bisschen zu nicklig“, befand Beyer.
Das Gejammere über eine zu harte Gangart der Baskets entbehrt in der Tat nicht einer gewissen Komik und erinnerte ein wenig an ein denkwürdiges Fußballspiel. Als Mark van Bommel, damals für seine stiernackige Spielweise bekannter Kapitän des FC Bayern München, nach einer demütigenden 0:4-Klatsche beim FC Barcelona gefragt wurde, warum die Münchner nicht rustikaler zu Werke gegangen seien, antwortete er sinngemäß: Sie hätten ja gerne kräftiger zugetreten, seien aber nicht rangekommen, weil die Spanier einfach zu schnell gewesen seien.
Ähnlich war es ja am Sonntag in Oberfranken auch: Die Baskets konnten mit dem Tempo der Hausherren, die schnurstracks Kurs genommen haben auf ihren achten Meistertitel, einfach nicht mithalten. Und auch die Statistik spricht gegen ein zu dreckiges Agieren der überforderten Würzburger – sonst wären ja auch technische, unsportliche oder disqualifizierende Fouls gepfiffen worden.
„Psycho-Spiele“, nennt Spradley die Wehklage über das angeblich überharte Einsteigen. Und darauf hat er so gar keine Lust. Im Gegenteil: Er erwartet, dass seine Mannen „mit viel mehr Intensität“ an die Arbeit gehen als am Sonntag: „Ich will, dass jeder Einzelne in der Mannschaft kämpft und alles gibt. Wenn wir dann mit großem Unterschied verlieren, aber alles gegeben haben, brauchen wir uns keine Vorwürfe zu machen.“
Interview mit Doug Spradley in Baskets-TV:
Das kleine Dilemma
Die Bamberger können mit zwei Siegen am Donnerstag und am Pfingstsonntag zu Hause frühzeitig das Ticket fürs Halbfinale lösen. Natürlich wäre es maßlos untertrieben, bezeichnete man es nur als Sensation, sollte es anders kommen und die Würzburger erstmals in der Bundesliga gegen die Bamberger siegen.
Vielleicht ist ja dies genau das kleine Dilemma, in dem die Baskets nun stecken: Durch die überraschend erfolgreiche Spielzeit sind die Ansprüche gewachsen, die Erwartungen auch. Im Umfeld, und auch bei den Fans. Die Baskets laufen nun Gefahr, dass der insgesamt gute Eindruck in nur drei Spielen gegen einen übermächtigen Kontrahenten verwischt wird. Vielleicht betont Spradley ja auch deshalb: „Die Mannschaft verdient Respekt und Anerkennung für diese Saison. Wir haben unser erstes Ziel, den Klassenerhalt, früh erreicht und dann sogar mehr, das darf man nicht vergessen.“ Und weil er diese Gefahr wohl sieht, fordert er womöglich auch: „Wir müssen einfach ein richtig gutes Spiel machen.“ Als Spradley diesen Satz sprach, war reichlich Hoffnung greifbar – und es schwang auch ein wenig Fürbitte mit.
Infos zu den s.Oliver Baskets
s.Oliver Baskets Würzburg – Brose Baskets Bamberg
(Donnerstag, 20 Uhr, s.Oliver Arena) Wir berichten wie gewohnt vom Heimauftritt der s.Oliver Baskets in unserem Liveticker. Online finden Sie kurz nach Schluss auch einen aktuellen Spielbericht. Am Tag nach jeder Partie gibt es im Internetangebot dieser Zeitung in Zusammenarbeit mit Telekom-Basketball auch Bewegtbilder vom Spiel: