Vier Wochen vor der Landtagswahl hat die CSU weiter an Zustimmung verloren: In der neuesten Bayerntrend-Umfrage des Bayerischen Rundfunks (BR) kommen Markus Söder und Co. nur noch auf 35 Prozent, das sind fast 13 Prozent weniger als beim Urnengang 2013. Mit dramatischen Verlusten muss demnach auch die SPD rechnen. Sie erzielt nur noch elf Prozent Zustimmung, vor fünf Jahren waren es 20,6 Prozent. Nummer zwei in Bayern bleiben die Grünen. Sie liegen bei 17 Prozent – und dürfen sich Hoffnung auf eine Regierungsbeteiligung machen.
Gleichstark wie die SPD sind laut der Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap im Auftrag des BR-Politikmagazins „Kontrovers“ erhoben hat, auch AfD und Freie Wähler. Knapp in den Landtag schaffen es mit fünf Prozent voraussichtlich auch die FDP und – etwas überraschend – die Linken.
Historischer Tiefstand
Der Sinkflug der Volksparteien geht damit weiter. Beim Bayerntrend im Juli erreichte die CSU noch 38 Prozent, das war bereits ein historischer Tiefstand. Die SPD kam damals noch auf 13 Prozent, die AfD auf zwölf Prozent. Die Grünen blieben konstant, während sich die Freien Wähler bei einem Plus von zwei Prozent als die Gewinner der Sommerferien fühlen dürfen.
Beim BR betont man, dass der Bayerntrend lediglich „aktuelle Wahlneigungen“ misst und nicht tatsächliches Wahlverhalten. Rückschlüsse auf den Wahlausgang am 14. Oktober seien nur bedingt möglich. Schließlich hätten 45 Prozent der Befragten nicht ausgeschlossen, ihre aktuelle Parteipräferenz noch einmal zu ändern. Wichtigste Themen, die die Bevölkerung interessieren, sind laut BR Zuwanderung und Integration, Wohn- und Mietfragen sowie die Bildungs- und Schulpolitik.
Bei einem Wahlausgang entsprechend der aktuellen Stimmung bräuchte Bayern eine Koalitionsregierung. Deren Bildung wäre aber deutlich schwieriger als zuletzt 2008: Als Zwei-Parteien-Koalition hätte aktuell lediglich Schwarz-Grün eine Mehrheit. Eine Alternative wäre eine Drei-Parteien-Koalition mit CSU, FDP und Freien Wählern. In der Bayerntrend-Umfrage favorisieren jeweils 44 Prozent der Wahlberechtigten, dass die CSU mit den Grünen beziehungsweise den Freien Wählern koaliert.
Geteiltes Echo bei den Parteien
Bei den Parteien in Unterfranken stößt der Bayerntrend auf ein geteiltes Echo. CSU-Bezirkschef Gerhard Eck (Donnersdorf) sagt, er nehme die Zahlen „nicht auf die leichte Schulter“, breche „aber auch nicht in Tränen aus“. Weil so viele Wähler noch unentschlossen sind, lohne es sich, intensiv weiter um jede Stimme zu kämpfen. Über mögliche Koalitionen will Eck nicht spekulieren. „Wir dürfen das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt ist.“
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Kerstin Celina (Kürnach), die Spitzenkandidatin der Grünen in Unterfranken, freut sich über „stabile 17 Prozent“. Die Einbrüche bei CSU und SPD seien die Quittung für den „Murks bei Familien- und Pflegegeld“. Celina zeigt sich für eine Regierungsbeteiligung mit der CSU offen – „allerdings nur dann, wenn bei einem Verhältnis von 17:35 Prozent auch mindestens ein Drittel unseres Wahlprogramms umgesetzt wird“.
„Ernüchternde Momentaufnahme“

Als „ernüchternde Momentaufnahme“ wertet SPD-Spitzenkandidat Volkmar Halbleib (Ochsenfurt) den Bayerntrend. Angesichts der Polarisierung in der Flüchtlingsdebatte tue sich die SPD schwer, mit „aufklärerisch-abwägender Politik“ durchzudringen. Allerdings seien die Genossen „positiv motiviert“, noch möglichst viele Unentschlossene zu überzeugen.
Für Gerald Pittner (Bad Neustadt), Spitzenkandidat der Freien Wähler, zeigen die Zahlen, „welch großen Rückhalt“ die Partei mittlerweile genieße. „Auf unsere Mandatsträger kann man sich verlassen.“ Bei vergangenen Wahlen hätten die Freien Wähler am Ende immer besser abgeschnitten als in Umfragen. Das stimme ihn optimistisch, so Pittner, dass es mit einer Koalition CSU/FW noch klappen könnte. Aber auch eine Dreier-Koalition mit der FDP sei für ihn denkbar.
„Wir werden uns nicht ausruhen“
Die Linken fühlen sich laut Spitzenkandidat Robert Striesow (Schweinfurt) nach dieser Umfrage „noch stärker motiviert“, Wahlkampf zu machen. „Wir werden uns nicht ausruhen.“ Die Bürger wollten eine soziale Offensive für Bayern, das ist spürbar.“ An den Infoständen drehe sich viel um Rente, Pflege und sozialen Wohnungsbau.
Für AfD-Spitzenkandidat Christian Klingen (Markt Einersheim) ist mit elf Prozent noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. „15 Prozent sind drin“, sagt er. Dass die CSU ihre Versprechen in der Flüchtlings- und Sicherheitspolitik nicht halte, komme der AfD entgegen. Auch der Gegenwind von links helfe. Klingen: „Je mehr Plakate von uns zerstört werden, umso besser schneiden wir ab.“
FDP-Spitzenmann Helmut Kaltenhauser (Alzenau) freut sich über die „stabilen Zahlen“ für die Liberalen. Der Abwärtstrend bei der CSU wundere ihn nicht, sagt er. Die Querelen zwischen Söder und Seehofer schadeten der Partei – und der Politik insgesamt. Eine Koalition gehe die FDP nach der Wahl nur ein, „wenn die Inhalte passen“.