Schlimmer geht nimmer, dachte man, als die CSU bei der Bayerntrend-Umfrage im Juli erstmals nur auf 38 Prozent kam. Doch es geht schlimmer für die Christsozialen: Die aktuell 35 Prozent sind ein neuer Tiefpunkt. Ministerpräsident Markus Söder ist in den vergangenen sechs Wochen in Fragen der Flüchtlings- und Sicherheitspolitik nicht nur im Ton konzilianter geworden, auch inhaltlich hat er er sich deutlicher als zuvor gegen Rechtspopulisten abgegrenzt.
Das war und ist richtig. Problem nur: Viele Wähler sehen hier eher Taktik im Spiel, sie nehmen Söder und der CSU diesen Strategiewechsel nicht so richtig ab. Zumal, wenn Parteichef Horst Seehofer, wie zuletzt im Streit um die Deutung der Hetze in Chemnitz, den Verdacht nährt, er relativiere rechte Ausschreitungen. Da entsteht bei den potenziellen Wählern daheim in Bayern ein Glaubwürdigkeitsproblem.
Die CSU braucht einen Koalitionspartner
Endgültig klar ist nach den jüngsten Umfragen vor allem eins: Die CSU braucht nach dem 14. Oktober wie zuletzt vor zehn Jahren zumindest wieder einen Koalitionspartner. Und so wird sich Vieles in den verbleibenden Wahlkampftagen genau um diesen Partner drehen. Wollen die Bayern lieber die bürgerlich-konservativen Freien Wähler an Söders Seite sehen – eventuell im Zusammenspiel mit der FDP? Oder ist der Freistaat ähnlich wie die Nachbarländer Baden-Württemberg und Hessen mittlerweile reif für eine schwarz-grüne Reform-Koalition, die beispielsweise in der Umwelt- und Agrarpolitik neue Akzente setzt?
Diese Diskussion verspricht einiges an Spannung, sie könnte Bayern gut tun. Für die CSU birgt sie indes das Risiko, dass sie gegenüber den letzten Umfragen kaum mehr zulegen kann. Vermeintlich Unentschlossene werden sich zwischen Freien Wählern und Grünen entscheiden, wohin der Weg Bayerns künftig führt.