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Prozess in Kempten: Mann fährt im Oberallgäu in Streifenwagen - jetzt steht er vor Gericht

Prozess in Kempten

Mann fährt im Oberallgäu in Streifenwagen - jetzt steht er vor Gericht

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    Auch Blaulicht am Streifenwagen bewegte den Angeklagten offenbar nicht, anzuhalten.
    Auch Blaulicht am Streifenwagen bewegte den Angeklagten offenbar nicht, anzuhalten. Foto: Bernhard Weizenegger (Symbolbild)

    Als ein damals 28-Jähriger in Börwang (Kreis Oberallgäu) im Januar dieses Jahres in sein Auto steigt, ist es 23 Uhr. Nach kurzer Zeit überfährt er eine Verkehrsinsel und kollidiert mit einer Steinmauer. Obwohl dabei ein Reifen zerstört wird, fährt er weiter.

    So schildern es später Zeugen und Staatsanwältin vor Gericht. Wenig später kommt es zu dem Vorfall, weshalb er nun wegen versuchten Mordes vor dem Landgericht Kempten angeklagt ist: Der Mann fährt frontal in einen Streifenwagen. Die Beamten wollten ihn eigentlich zum Stoppen bewegen. Ein Polizist erleidet bei der Kollision mehrere Verletzungen.

    Mann fährt in Streifenwagen: Polizist habe "Todesangst" gehabt

    Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann nun vor, absichtlich in den Wagen gerast zu sein. Zum Zeitpunkt des Unfalls habe der nun 29-Jährige einen Alkoholwert von 1,15 Promille im Blut gehabt, heißt es in der Anklageschrift. Bevor er mit dem Auto von seinem Wohnort aus losgefahren sei, habe er eine halbe Flasche Wodka getrunken.

    Weil er keine weiteren alkoholischen Getränke mehr finden konnte, wollte er zu einer Tankstelle fahren. Auf dem Weg dorthin kam es zu den Vorfällen. Der Polizist erlitt unter anderem Prellungen und verletzte sich an Hals- und Lendenwirbelsäule. Laut Staatsanwaltschaft hatte er Todesangst, als der Angeklagte auf ihn zu fuhr.

    Vor Gericht schweigt der Angeklagte zu den Details seiner Autofahrt. Mehrere Vorwürfe räumt er jedoch ein. Er gesteht etwa, Beamte beleidigt zu haben, die ihn festgenommen hatten.

    Mutmaßlicher Täter war als Kind schwererziehbar

    Auch über seine Vergangenheit spricht er. Der 29-Jährige sei in Polen aufgewachsen. Mit zwölf kam er in ein Heim für schwererziehbare Kinder. Die Schule habe er „nur sporadisch besucht“. Er sei ein problematisches Kind gewesen, sagt er den Richtern. Mit 17 Jahren sei er zum ersten Mal ins Gefängnis gekommen. Neun Jahre und zwei Monate. Nach seiner Entlassung suchte er Arbeit und kam so nach Deutschland. Im Dezember 2022 zieht er nach Börwang in die Wohnung eines Mannes, für den er als Pflegehelfer arbeitet.

    Vor Gericht lässt sich die Tat von Januar anhand der Aussagen mehrerer Beamter sowie Gutachter rekonstruieren. Ein Sachverständiger konnte etwa feststellen, dass der Angeklagte mit 74 km/h in den Polizeiwagen gerast sein muss. Sowohl Polizistinnen und Polizisten als auch der Gutachter sind sich einig, dass der Angeklagte genügend Platz gehabt hätte, um dem Streifenwagen auszuweichen. Laut Aussagen der Polizisten, die mit Blaulicht hinter dem Angeklagten fuhren, habe der Mann extra beschleunigt und sei gezielt in das Fahrzeug gefahren. Ein Gutachter vermutet, der 29-Jährige habe so gehandelt, weil er wusste, was ihn bei einer Kontrolle erwartet hätte. Denn er sei bereits alkoholisiert am Steuer erwischt worden.

    Der Prozess soll am 21. September fortgesetzt werden. Dann soll auch ein Urteil fallen.

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